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Familie Westerfeld baut ortsbildprägendes Anwesen in Lübbecke-Gehlenbeck um

Wohnungen im historischen Gewand

Lübbecke

In den engen Straßen des historischen Ortskerns von Gehlenbeck steht zwischen alten Fachwerkhäusern und Bruchsteinmauern der ehemalige Pohlmannshof.

Friederike Niemeyer

Hinter dem alten Backsteingiebel wird schon bald viel passieren. Familie Westerfeld baut den ehemaligen Pohlmannshof in Gehlenbeck zum Mehrgenerationenwohnen um: (von links) Architekt Andreas Steinmeier, Volker Horstmann, Sarah Pott und Julian Horstmann. Foto: Friederike Niemeyer

Die Geschichte des Anwesens mit Herrenhaus, Scheune und Nebengebäude geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Jetzt soll dort nicht nur neues Leben einkehren, sondern eine moderne Wohnform Gestalt annehmen.

„Es bietet sich einfach an, hier etwas Schönes daraus zu machen“, sagt Volker Horstmann, Geschäftsführer der Westerfeld Grundstücks GbR. Die Familie Westerfeld hat 2019 das Ensemble auf dem 6500 Quadratmeter großen Grundstück im Herzen Gehlenbecks gekauft und will es vor dem Verfall bewahren.

Denn nachdem sich die Erben der Familie Pohlmann dazu entschlossen hatten, den Hof zu verkaufen, zeichnete sich ab, dass es nicht leicht sein würde, einen verantwortungsbewussten Käufer dafür zu finden. Architekt Andreas Steinmeier vom Lübbecker Büro Baukunst erläutert: „Der Hof steht zwar nicht unter Denkmalschutz. Aber es ist ein ortsbildprägendes Gebäude und deshalb ist ein Rückbau nicht möglich.“ Es galt also, eine Idee zu entwickeln, bei der die alte Hülle erhalten bleiben kann.

Weitere Besonderheit: Zum Grundstück gehört auch der alte Kornspeicher. Den hat der Gehlenbecker Heimatverein vor einigen Jahren wieder hergerichtet. Es wäre natürlich schade, wenn ein neuer Eigentümer der Öffentlichkeit keinen Zutritt mehr ließe. Über Vermittlung der Landtagsabgeordneten Bianca Winkelmann konnte der Kontakt zu Familie Westerfeld hergestellt werden, und die hat sich nicht nur für den Pohlmannshof begeistert, sondern auch mit einer Verpachtung für einen symbolischen Betrag dem Heimatverein die weitere Nutzung und Pflege des Speichers langfristig überlassen.

Unter der Überschrift „Wohnen am Kornspeicher“ werden in dem alten Hof nun 18 Mietwohnungen gebaut. Neben den 1350 Quadratmetern Wohnfläche auf drei Ebenen gehören auch noch etwa 500 Quadratmeter Räumlichkeiten für Gemeinschaft und Begegnung dazu. Junge und ältere Singles, Paare und Familien sollen sich generationenübergreifend in komfortabel ausgestatteten Wohnungen verschiedener Größen (41 bis 125 Quadratmeter) wohlfühlen. Ein Miteinander von älteren und jüngeren Mietern soll auf freiwilliger Basis entstehen, ist der Plan. So kann etwa die ehemalige Diele für Feiern genutzt werden, erläutert Julian Horstmann, der voll mit in das Projekt involviert ist. Alles sei barrierefrei, und Serviceleistungen seien dazu buchbar, Stichwort „Wohnen plus“.

Die Rohbauhülle mit den schmucken Giebeln von Herrenhaus und Scheune ist in gutem Zustand und wird erhalten, doch innen wird es modern, auch was die Energie angeht. „Erdwärme war leider nicht möglich“, sagt Volker Horstmann. „Aber mit einem Hybridsystem aus Gas und Luftwärmepumpe erreichen wir auch KfW-85-Standard.“ Die Dämmung wird in die Wandhohlräume eingeblasen, überall wird Fußbodenheizung verlegt.

Architekt Andreas Steinmeier

Architekt Andreas Steinmeier weiß um die besonderen Herausforderungen, solch ein altes Haus modern umzugestalten, aber dennoch den historischen Charme zu bewahren. So wird ein Fahrstuhl angebaut und dazu zwei sogenannte Zwerchhäuser, die auch in die oberen Geschosse mehr Licht bringen. Über Rampen werden die Höhenunterschiede auf den Etagen ausgeglichen und die Balken, die teilweise offen liegen, werden verkleidet. „Brandschutz“, sagt Architekt Steinmeier immer wieder, wenn er die Bauweise erläutert. „Der schwebt über allem.“ So muss etwa auch an Rettungswege gedacht werden. Andreas Steinmeier sieht aber auch die Vorteile dieses Objekts: „Die große Fläche hier im Haus und drumherum wird das Wohnen sehr angenehm machen. Und das alles mitten im Ort. Als Neubau wäre das wohl wirtschaftlich nicht darstellbar.“

Die Baugenehmigung für den ehemaligen Pohlmannshof liegt vor, erste Interessenten haben sich bereits gemeldet. Im Frühjahr soll der Umbau beginnen, Ende 2022 soll alles fertig sein.

Infos unter www.wohnen-am-kornspeicher.de sowie entsprechend auf Facebook und Instagram.

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