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Krankenhaus-Debatte: Christina Weng (SPD) plädiert für Sorgfalt

Abgeordnete sieht auch Investitionsbedarf für Klinikum Minden

Lübbecke/Minden

Sie ist sehr vorsichtig in ihren öffentlichen Äußerungen. Aber wer sich mit der Mindener SPD-Landtagsabgeordneten Christina Weng über die Mühlenkreiskliniken unterhält, der hört doch deutliche Skepsis gegenüber den aktuellen Planungen heraus. Und ihre Sorge um das Klinikum Minden.

Christina Weng war viele Jahre Personalratsvorsitzende der Mühlenkreisliniken und ist seit 2017  SPD-Landtagsabgeordnete für Minden-Lübbecke II. Foto: SPD

Christina Weng ist seit 2017 in Düsseldorf Abgeordnete für den östlichen Mühlenkreis. Als Fachkrankenschwester für Innere- und Intensivmedizin war es der 61-jährigen Mindenerin wichtig, sich für das Krankenhaus-Personal einzusetzen, „den Helfenden zu helfen“, wie sie sagt.   Bis 2017 erlebte sie als Personalratsvorsitzende den Neubau des Johannes-Wesling-Klinikums inklusive Sanierungsprozess hautnah mit und ist auch jetzt von politischer Seite dicht am Thema Gesundheit dran.

Zur Person

„Ich bin froh, dass der Landrat sagt, es muss eine Planung sein, die dieser Kreis auch verkraften kann“, sagt Christina Weng. Bei den Fördersummen und den Kosten, die aufgerufen werden, kommen ihr so ihre Zweifel. Sie möchte, dass lieber gründlich als schnell überlegt und entschieden wird und dass nach dem Ziel von Veränderungen gefragt wird. „Was hilft den Bürgern? Was fehlt uns hier im Mühlenkreis? Was ist das Ziel, wenn wir soviel Geld bewegen und sogar neue Immobilien bauen wollen?“

Veränderungen müssten sich am Menschen und seinen Bedürfnissen orientieren und nicht allein an betriebswirtschaftlichen Anreizen oder an Trends. Auch innovative Konzepte müssten auf den Prüfstand, ob sie im Kreis hilfreich sein können. Was kann ein Medizinisches Versorgungszentrum möglicherweise leisten, was ein Gesundheitskiosk oder eine Campus-Lösung? In jedem Fall müsste an alle Menschen im ganzen Kreis gedacht werden und der Verbund als Ganzes gesehen werden.

Das Johannes-Wesling-Klinikum in Minden hat 2008 zwei zentral gelegene Mindener Krankenhäuser ersetzt. Foto: MKK

Die Sozialdemokratin erinnert sich noch sehr gut an die Planung des Johannes-Wesling-Klinikums (JWK), die sich über fünf Jahre erstreckte, bis das neue Haus dann 2008 bezogen werden konnte. Auch das Klinikum war ja die Zusammenführung von bis dahin zwei Mindener Krankenhäusern. Das Büro Lohfert und Lohfert hätte sich an dänischen Vorbildern orientiert, erinnert sich Weng. Das sei damals Trend gewesen, heute stehe immer „als Elefant“ die Ambulantisierung im Raum.

Es hätte unter den Kollegen eine Gruppe von Skeptikern gegeben, aber auch viele Begeisterte, die sich ein großes Entwicklungspotenzial versprochen hätten. „Doch dann auf der Zielgeraden wurden die Pläne verkleinert, weil das Geld ausging“, sagt Weng. Bekanntlich schrappten die Mühlenkreiskliniken knapp an einer Pleite vorbei.

Wohin mit der Psychiatrie?

„Heute platzt das JWK aus allen Nähten, aber es wird trotzdem von Bettenabbau gesprochen.“ Außerdem konstatiert Christina Weng nach 15 Jahren Betrieb auch für das JWK Investitionsbedarf. Leider würde das Land NRW seiner Verpflichtung nicht nachkommen, die Krankenhäuser auskömmlich zu finanzieren. Solange das so sei, würden Betreiber weiter versuchen, aus dem Betrieb soviel herauszupressen, dass es reicht.

Mit Blick auf die aktuellen Pläne für zwei Neubauten betont Christina Weng die Komplexität der Materie, die sich kaum in einfachen Sätzen verdeutlichen lasse. Das müsse sehr gut überlegt werden. Auch beim Krankenhaus Lübbecke sei die Lage nicht so einfach. Als besorgniserregend empfinde sie vor allem die Situation der Psychiatrie. Die räumliche Ausstattung für diese speziellen Patienten sei „echt schlecht“, sagt Weng und spricht von teils unzumutbaren Bedingungen. Und das gerade in einem Segment, das - leider - wachse. 

Dass im Medizinischen Zentrum für seelische Gesundheit in Lübbecke neben der Psychiatrie auch eine Psychosomatik angedockt sei, sei im Grunde richtig. Nur müsse man sich fragen, ob dies alles nicht auch gut in Minden untergebracht sein könnte. Dort würde so mancher suizidale Patient aufgenommen, der von der Intensivstation dann in die Psychiatrie aufgenommen werden könnte. Auch soll dort in Minden ja eine Kinder- und Jugendpsychiatrie in Trägerschaft des Klinikums Lippe aufgebaut werden. Zwar sei davon im Moment keine Rede mehr, aber in Zukunft könnte sich dann dort in Minden ein starkes Segment bilden, möglicherweise in einem Neubau, meint die Abgeordnete.

Sanierung ist eine Möglichkeit

Auch das Lübbecker Krankenhaus sollte baulich ertüchtigt werden, so Weng.  Sanierung könnte da ein Weg sein. „Eine Sanierung im Betrieb ist nicht schön“, räumte Weng ein, aber Beispiele wie die Berliner Charité mit Container-Übergangslösungen würden zeigen, dass es möglich sei, ohne dass alle Patienten Reißaus nehmen. 

In Bad Oeynhausen dürfe man bei allen Überlegungen das Herz- und Diabeteszentrum nicht außer Acht lassen, sagte die Sozialdemokratin. Die Betreuung von Schwangeren und Babys mit Herzfehler dort sei eine wichtige Spezialisierung, die die anderen Schwerpunkte in den Geburtshilfen in Minden und Lübbecke ergänze. Und sie hoffe, dass bei einem Zusammengehen von Krankenhaus und Auguste-Viktoria-Klinik (AVK) an mehr gedacht werde, als an eine schlichte Zusammenlegung. „Gerade im Portfolio der AVK ist vieles dabei, was derzeit auch im Wandel ist“, gibt Weng zu bedenken.

In allen Überlegungen zu den Mühlenkreiskliniken müsse Sorgfalt vor Tempo gehen. Ende des Jahres liege voraussichtlich der Referentenentwurf zur Krankenhausreform des Bundes vor. Auch das sollte eine Rolle spielen, sagt Christina Weng.

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