Landrat zu Gast bei der Kreishandwerkerschaft Wittekindsland
Minden: Ali Dogan stellt sich Fragen des Handwerks
Lübbecke/Minden
Diese Einladung der Kreishandwerkerschaft Wittekindsland hat Ali Dogan unmittelbar angenommen: Im Handwerksbildungszentrum Minden stellte sich der neue Landrat für den Kreis Minden-Lübbecke den Fragen der Handwerker.
Dabei wurde deutlich, dass ein Landrat immer dann an die Grenzen seiner Zuständigkeiten stößt, wenn es um Regelungen geht, die in den Städten und Gemeinden zu entscheiden und umzusetzen sind.
Kreishandwerksmeister Ulrich Birkemeyer begrüßte den frisch gewählten Landrat in einem Kreis von Menschen, die für die „Heimat des Handwerks“ stehen als ortsnahe Versorger und Dienstleister für alle Bürgerinnen und Bürger des Mühlenkreises.
Dass das Treffen in einer Ausbildungsstätte des Handwerks stattfinde, unterstreiche die Bedeutung, die die duale Berufsausbildung fürs Handwerk habe, sagte Ali Dogan, wobei er anmerkte, dass nicht nur der Fachkräftemangel ein zunehmendes Problem wird, sondern längst ein genereller Arbeitskräftemangel festzustellen sei.
Darüber hinaus sieht der Landrat weitere wichtige Themen in den Bereichen Mobilität und Nachhaltigkeit, für die zukunftsfähige Lösungen gefunden werden müssen. Besondere Sorgen bereitet ihm momentan die finanzielle Situation der Kommunen.
Duale Ausbildung anerkanntes System
In den ersten Fragen an den Landrat ging es um die zu geringe Anzahl von Auszubildenden im Handwerk. Ali Dogan würdigte die Duale Ausbildung als „weltweit anerkanntes und gelobtes System“. Im System stimme aber etwas nicht, sagte Dogan, wenn Schulabsolventen aus ihrem Umfeld zuerst eine akademische Berufsbildung vorgeschlagen wird.
Dazu komme, „dass manche Schulabsolventen nicht ausbildungsreif sind“. Dafür seien Wege zu suchen. Der Landrat nannte diesbezüglich als Beispiel das Projekt ZAM, in dem schwerer vermittelbare Jugendliche eine gewerblich-technische Ausbildung erhalten. Es wird aus seiner Sicht noch in einem zu kleinen Maßstab angewendet. Ali Dogan möchte statt 25 künftig 100 oder mehr junge Menschen auf diese Weise fördern.
Ali Dogan
Aber im Handwerk werden nicht nur Fachkräfte über einen geförderten Weg benötigt, sondern vor allem junge Menschen, die auf direktem Weg ins Handwerk finden, wie ein Handwerksmeister betonte. Denn selbst ein Abitur sei für Auszubildende in manchen Gewerken keine Garantie mehr, die Gesellenprüfungen zu bestehen. „Wir finden keinen Zugang zu den Schulen, um über die Chancen im Handwerk zu informieren. Wir stehen alle vor demselben Problem“, resümierte Landrat Dogan. „Die Akademisierung hat seit einem halben Jahrhundert eine Lobby, die es aufzubrechen gilt.“
Zahlreiche Baumaßnahmen im Kreis
Neben der Fachkräftesicherung in der Region ist für den Landrat auch die Nachhaltigkeit eine Herausforderung für die Gesellschaft. „Es macht nur Sinn, dort zu investieren, wo es langfristig wirkt“, machte er hinsichtlich auf Kreisebene anstehender Baumaßnahmen deutlich. Zu den größeren Vorhaben gehören der Neubau der Polizeizentrale und die neuen Planungen fürs Leo-Sympher-Berufskolleg.
Mehr politische Brisanz beinhalten die Sanierung des Kreishauses in Minden und die künftige bauliche Ausrichtung der Mühlenkreiskliniken. Dabei gab Ali Dogan zu bedenken, dass zum jetzigen Zeitpunkt kaum abzusehen ist, wie die hohen Kosten für neue Kliniken von den Kommunen getragen werden könnten und wie sich die Krankenhausversorgung in den nächsten 30 Jahren entwickeln wird. Denn es gehe nicht nur um das Vorhalten von Krankenhäusern, sondern auch darum, wo dafür die Ärzte und Pflegekräfte herkommen sollen. Auch in diesen Berufsfeldern herrsche längst Personalmangel.
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