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Spielfilm über den Krebstod einer jungen Frau kommt in die Kinos

Eine Liebeserklärung ans Leben

Preußisch Oldendorf (WB). Kann ein Spielfilm, in dem es um das Sterben einer jungen Frau geht, trotzdem voller Leichtigkeit und Lebensfreude sein? „Oh ja, das geht“, sagt Frank Pape. Er muss es wissen, denn er ist der Autor des Buches „Gott, du kannst ein Arsch sein“, dessen verfilmte Version am heutigen Donnerstag in 450 Kinos in Deutschland, Österreich und der Schweiz anlaufen wird.

Stefan Lind

Eine Szene aus dem Kinofilm in dem Til Schweiger Frank Pape verkörpert.

Frank Pape, der aus Getmold, einem Ortsteil von Preußisch Oldendorf (Kreis Minden-Lübbecke) stammt, hat in dem Buch die 296 Tage im Leben seiner damals 15-jährigen Tochter Steffi von der Krebsdiagnose bis zu ihrem Tod mit 16 Jahren beschrieben. Es erschien im Februar 2015 und entwickelte sich rasch zu einem Bestseller.

Irgendwann wurde Filmproduzent Tommy Wosch auf die anrührende Geschichte mit dem provokanten Titel aufmerksam. Ihm gelang es, zusammen mit der Produktionsfirma Ufa Fiction eine hochkarätige Riege an deutschen Schauspielern für die Dreharbeiten im Sommer 2019 zu verpflichten. Til Schweiger (er spielt Frank Pape) Sinje Irslinger (Steffi), Heike Makatsch, Jürgen Vogel, Benno Fürmann, Jasmin Gerat und Dietmar Bär sind unter anderem mit von der Partie. Wosch, der auch als Drehbuchautor mit im Boot ist, hat sich bei der Story einige künstlerische Freiheiten erlaubt – stets jedoch in enger Absprache mit Frank Pape.

Til Schweiger spielt Frank Pape

Worum geht es? Steffi ist verliebt, sie träumt von einem wunderschönen Sommer und ihrem ersten Job. Und dann das: Diagnose Krebs. Nicht mehr heilbar. Für Steffi und ihre Familie bricht eine Welt zusammen. Doch während ihre Eltern noch um Fassung ringen, will die Tochter in den wenigen Monate, die ihr bleiben, ihr Leben noch einmal auskosten. Mit dem Zirkuskünstler Steve haut sie ab auf eine abenteuerliche Reise nach Paris. „Gott, du kannst ein Arsch sein“ ist, so beschreibt es ein Kritiker, „eine Mischung aus Drama, Komödie, Roadmovie und Coming-of-Age-Film.“ Regisseur André Erkau verzichtet darauf, bei den Zuschauern mit aller Macht auf die Tränendrüse zu drücken. Ihm geht es um den Mut und den starken Willen, mit dem Steffi dem Krebs noch einmal ein paar unbeschwerte Tage abtrotzt.

Premiere für den Film „Gott, du kannst ein Arsch sein“ am Dienstagabend in Berlin. Buchautor Frank Pape aus Preußisch Oldendorf trifft dort auf Schauspielerin Sinje Irslinger, die seine Tochter Steffi spielt. Sie starb im Alter von 16 Jahren an Krebs. Foto: dpa

Frank Pape hat den Film inzwischen bei mehreren Premieren in Köln, München und am Dienstag in Berlin in aller Ruhe sehen können: „Er ist großartig geworden“, fasst er seine Eindrücke zusammen. Natürlich sei eine Menge anders als in der Vorlage, „aber ein Buch, das Gefühle beschreibt, kann nicht so einfach verfilmt werden.“ Er finde es faszinierend, dass ein Film mit einem solchen inhaltlichen Schwergewicht so leicht daher komme: „Das ist eine Liebeserklärung ans Leben.“

War es seltsam, sich selbst auf der Leinwand zu sehen, dargestellt von Til Schweiger? „Nein, gar nicht“, sagt Pape. „Ich habe mich in ganz vielen Situationen wiedererkannt, aber das merke ja nur ich, nicht das Publikum.“ Die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler während der Dreharbeiten sei durchaus eng gewesen, „ich habe Til sehr schätzen gelernt.“

Viele lobende Worte fand das Premierenpublikum für Sinje Irslinger. Sie spielt die 16-jährige Steffi mit großer Vehemenz. Trotz, Wut, Verzweiflung, aber auch einen unbändigen Lebenswillen legt sie in diese Rolle. Sehr berührend ist dabei Steffis tröstlicher Rat: „Es geht nicht darum, wie lang euer Leben ist, sondern wie schön es ist“, sagt sie im Film. „Liebe dein Leben, nicht erst morgen oder in einem Monat, sondern sofort.“

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