Nach Insolvenz: 40 Mitarbeiter in Rahden erhalten wohl zum Jahresende ihre Kündigung
Glas-Metall vor der Schließung
Rahden (WB). Keine guten Nachrichten für die knapp 40 Beschäftigten der Firma Glas-Metall in Rahden: Zum 31. Dezember schließt die Firma wohl endgültig ihre Türen. Das bestätigte am Dienstag Insolvenzverwalter Yorck Tillmann Streitboerger aus Bielefeld auf Anfrage dieser Zeitung.
Am Montag habe es eine Betriebsversammlung gegeben, bei der den Beschäftigten der Firma ihre Kündigungen zum Jahresende angekündigt wurden. „Wir hatten vor, die Firma über einen Insolvenzplan komplett zu sanieren. Es sieht jetzt aber so aus, dass das Unternehmen aufgrund der derzeitigen Auftragslage nur noch bis zum Jahresende weitergeführt werden kann“, sagte der Rechtsanwalt.
„Mein Optimismus lässt langsam nach“
„Es gibt zwar noch Gespräche über eine Übernahme durch einen Investor, aber mein Optimismus lässt langsam nach“, meinte der Insolvenzverwalter. Corona sei sicherlich ein Faktor für die schlechte Auftragslage. „Allgemein sieht es aber wirtschaftlich nicht rosig aus und für eine Übernahme ist es ebenso ein denkbar schlechter Zeitpunkt“, bemerkte der Anwalt. Außerdem seien bewährte Arbeitskräfte von Glas-Metall mittlerweile zu Wettbewerbern abgewandert. Viele Kunden seien verunsichert und würden kaum investieren, schilderte er weitere Gründe für die Insolvenz.
„Eigentlich war mit einer Insolvenzquote von einem Prozent kalkuliert worden, die an die Gläubiger ausgezahlt werden sollte. Das kann aber derzeit nicht eingehalten werden. Allen Mitarbeitern ist also zum 31. Dezember die Kündigung angekündigt worden. Dies betrifft etwa 40 Personen“, sagte Streitboerger. Er könne es als Insolvenzverwalter nicht mehr rechtfertigen, „dass hier noch mehr Geld verbrannt wird“.
Zur Erinnerung: Glas-Metall hatte vor einigen Jahren den insolventen Mitbewerber „Siedenburger Gewächshausbau“ übernommen. Geplant war die Fortführung der Spezialbauten für Bau- und Gartenmärkte in Stahl-Glas-Bauweise. Daneben wollte sich Glas-Metall auch im Bereich der Herstellung und des Baus von Elektroauto-Ladestationen engagieren und diesen vermeintlich lukrativen Geschäftsbereich ausbauen.
Noch vor kurzer Zeit investiert
Noch vor einiger Zeit wurde im Gewerbegebiet West eine weitere Fläche gekauft und mit dem Bau von Produktionshallen begonnen. Dazu hätte auch ein komplett neues Verwaltungsgebäude gebaut werden sollen, so lauteten die ehrgeizigen Pläne für Rahden. Dort sollten die Firmenaktivitäten gebündelt werden.
Doch es kam anders: Glas-Metall wurde zahlungsunfähig. Die Neubau-Pläne wurden gekippt. Mittlerweile hat die Firma Heinzig (Metallbau) das Grundstück sowie die damals unfertigen Gewerbehallen gekauft und will sich dort ansiedeln. Geplant sei der Umzug für Ende 2021 „Wenn alles klappt“, sagte Geschäftsführer Mario Heinzig. „Wir arbeiten ja schon an dem Umbau. Die Insolvenz von Glas-Metall hat für unser Vorhaben keine Auswirkungen mehr“, sagte er am Dienstag auf Anfrage.
Umzug während des Insolvenzverfahrens
Glas-Metall zog während des laufenden Insolvenzverfahrens wieder in die ursprünglichen Firmenräume an der Lemförder Straße in Sielhorst ein. Die angemieteten Firmenräume an der Straße Auf der Welle in Rahden wurden – nach Angaben des Insolvenzverwalters aufgegeben.
Bürgermeister Dr. Bert Honsel hatte am Dienstag noch keine Kenntnis von der Schließung der Firma zum Jahresende. „Sollte das so sein, bedaure ich natürlich sehr, dass dieses alteingesessene Sielhorster Unternehmen schließt. Ich hoffe, dass die Beschäftigten schnell eine neue Anstellung in Rahden oder Umgebung finden“, sagte er gegenüber dieser Zeitung.
Dazu ein KOMMENTAR von Michael Nichau:
Jetzt ist es raus. Es gibt nur noch eine minimale Chance, dass das Rahdener Traditionsunternehmen Glas-Metall vielleicht doch noch von einem Investor übernommen wird. Ansonsten ist zum Jahresende Schluss, und 40 Mitarbeiter aus Rahden und Umgebung verlieren ihre Arbeitsplätze.
Hat das Unternehmen zu früh auf die E-Auto-Ladetechnologie gesetzt? Angeblich waren, so sagt es die Geschäftsführung, selbst nach dem Beginn des Insolvenzverfahrens die Auftragsbücher für den angestammten Gartenmarkt-Hallensektor voll gewesen. Vielleicht waren auch die Pläne für die Neubauten im Rahdener Gewerbegebiet eine Nummer zu groß.
Die Auswirkung ist klar: 40 weitere Arbeitslose in Rahden. Das hätte vermutlich nicht sein müssen.
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