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Ursula Jansen gibt Hausarztpraxis in Rahden auf – Künftig mehr Zeit für eigene Unternehmungen

Praxis schließt am 11. Dezember

Rahden

Nach fast 22 Jahren als niedergelassene Ärztin in Rahden ist jetzt Schluss: Am Freitag, 11. Dezember, öffnen sich zum letzten Mal die Türen der Arztpraxis von Ursula Jansen. Sie geht zum 31. Dezember in den Ruhestand.

Michael Nichau

Seit etwa 35 Jahren lebt die jetzt 65-jährige Ärztin für Innere Medizin in Rahden. Sie trat ihre erste Stelle als Assistenzärztin am Krankenhaus Rahden an. „Mein damaliger Oberarzt dort war Dr. Klusmeier, mein Praxisvorgänger hier. Vor etwa drei Jahren habe Klusmeier die Gemeinschaftspraxis am Grotemeier-Parkplatz verlassen und habe seinen Ruhestand angetreten.

Seitdem praktiziert Jansen alleine, mit zwei medizinischen Mitarbeiterinnen in den angemieteten Räumen. „Klein aber fein“, sagt sie zu ihrer Praxis, für die bisher kein Nachfolge-Mediziner gefunden werden konnte. Ihre Patienten und Patientinnen werden sich auch neue Hausärzte suchen müssen. Die Abschiedsbesuche hat Ursula Jansen bereits gemacht.

Sie stammt vom Niederrhein, hat in Düsseldorf Medizin studiert. Mit ihrer ersten Stelle in Rahden ist sie auch dort „hängengeblieben“, wie sie sagt. „Vorher wusste ich nicht, wie man Rahden schreibt...“

Im April 1999 ist sie in die derzeitige Praxis gekommen. Jansen sagt, sie könne gut verstehen, warum junge Ärzte bevorzugt in einer Gemeinschaftspraxis arbeiten möchten: „Man hat sonst kein Einkommen bei Urlaub oder Krankheit und auch keinen Vertreter direkt vor Ort“, schildert sie die Nachteile des allein arbeitenden Hausarztes. „Gemeinschaftspraxen sind deutlich sinnvoller, allein wegen der Kostenteilung und der Urlaubsregelungen.

Auch gebe es in neuerer Zeit nicht mehr den so genannten „praktizierenden Arzt“. „Heute muss man eine Facharztausbildung als Allgemeinmediziner oder Internist absolvieren, um sich niederzulassen“, erläutert sie. Ein weiteres Hindernis für die ärztliche Versorgung auf dem Land.

Dabei habe sie das Medizinstudium erst als Zweitberuf ergriffen: „Ich bin eigentlich Bankerin“, sagt Jansen, „Aber die Entscheidung für den Ärzteberuf war doch richtig“, meint sie heute.

„Ich habe mich immer sehr wohl hier gefühlt, angefangen im Krankenhaus und auch in dieser Praxis. Es herrscht hier eine sehr familiäre Atmosphäre. Ich habe mich auch mit den Kollegen und Mitarbeitern gut verstanden“, sagt sie.

Ihr letztes Berufsjahr habe sich mit dem Auftreten von Corona im Frühjahr recht hart gezeigt. „Wir haben das hier aber ganz gut im Griff, keine Infektion bei den Mitarbeiterinnen. Das liegt an der sehr guten Terminplanung“, lobt sie.

Dennoch lautet ihre Bilanz: „Eine harte Zeit, denn die Bestimmungen und Richtlinien haben sich ständig geändert. Der bürokratische Aufwand ist sehr groß geworden und auch die Betreuung der Patienten hat sich verändert.“

So hätten viele der älteren Menschen erhöhten Betreuungs- und Redebedarf, denn es gebe viele Ängste wegen der Viruserkrankung. „Viele der älteren Patienten trauen sich auch nicht mehr in die Praxis. Da stehen dann auch Besuche an.“

Die allerdings habe sie in ihrer Hausarztzeit immer schon vorgenommen. „Da wurde niemand mit Problemen allein gelassen.“

In der nächsten Zeit müsse sie selbst ein wenig zur Ruhe kommen, Abstand gewinnen. Sie habe einen Hund und einen Lebensgefährten. Denen werde sie sich verstärkt widmen. „Hobbys sind eigentlich wegen des Berufs immer zu kurz gekommen. Ich möchte allerdings – wenn es wieder möglich ist – einige Reisen machen. Auch dafür war bisher kaum Zeit.“

Werde sie sich noch ehrenamtlich in der Medizin engagieren, etwa in einem Impfzentrum mitarbeiten? „Nein. Da müssen jüngere Ärzte ran, die nicht zur Risikogruppe gehören“, sagt sie. Auch ihr Engagement bei den Rahden Baskets werde sie in absehbarer Zeit aufgeben. „Ich werde auf Dauer auch nicht in Rahden bleiben“, kündig sie an.

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