Ministerium: Reaktivierung der Bahnstrecke nicht sinnvoll
Rahden bleibt Endstation
Rahden (WB). Jetzt ist es amtlich: Die Bahnstrecke von Rahden aus in Richtung Bassum wird nicht reaktiviert. Nachdem immer wieder einzelne Bahn-Aktivisten nach einer Wiederaufnahme des Bahnverkehrs auf dieser Linie in Richtung Norden verlangten, hat das niedersächsische Verkehrministerium nun auf Anfrage dieser Zeitung klare Position bezogen.
„Die Reaktivierung der Strecke (Bünde-) Rahden – Sulingen – Bassum ist 2013 im Rahmen der zu dieser Zeit von der niedersächsischen Landesregierung initiierten Reaktivierungsuntersuchung bereits betrachtet worden“, schreibt Laura Gosciejewicz von der Pressestelle des Ministeriums in Hannnover.
Reaktivierung zu teuer
„Die Strecke ist in der dreistufig angelegten Untersuchung bereits in der ersten Stufe ausgeschieden. Der Grund hierfür war, dass gegenüber dem geschätzten, hohen Investitionsaufwand nur eine geringe Nachfrage für diese Strecke ermittelt werden konnte, da Teile der Strecke bereits seit längerer Zeit (1997) stillgelegt sind“, heißt es ganz deutlich in der Stellungnahme. Die Analyse geht sogar noch einen Schritt weiter:
Nutzen wird bezweifelt
„Die Ergebnisse der nachfolgenden Bewertungsstufen haben also kein annähernd positives volkswirtschaftliches Nutzen-Kosten-Verhältnis gezeigt, das Voraussetzung für eine Förderung mit öffentlichen Mitteln ist. Obwohl durch die beabsichtigte Änderung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) absehbar zusätzliche Bundesmittel zur Verfügung stehen, wird eine Reaktivierung dieser Relation derzeit nicht in Betracht gezogen“, schreibt Gosciejewicz.
Buslinie ersetzt Bahn
„Vielmehr wurde mit finanzieller Unterstützung des Landes Niedersachsen im Dezember 2019 eine qualitativ hochwertige Landesbuslinie von Sulingen nach Bassum eingerichtet. Sulingen ist zudem auch über eine Landesbuslinie an Diepholz und Nienburg angebunden“, heißt es in der von unserer Zeitung angeforderten objektiven Einschätzung für eine Reaktivierung.
Grundsätzlich positiv
Das Bundesverkehrsministerium gab keine Einschätzung für die konkrete Strecke: „Wir begrüßen grundsätzlich Vorschläge, stillgelegte Bahnstrecken zu reaktivieren“, schreibt die dortige Pressestelle, schränkt aber sofort ein: „Da es sich bei stillgelegten Strecken in der Regel um Nahverkehrsstrecken handelt, müssen die Länder vor Ort ermitteln, ob ein ausreichendes Potenzial für eine Schienenverkehrsbedienung vorhanden ist. Eine Reaktivierung von stillgelegten Strecken ist bei verkehrlicher Nachfrage sinnvoll“, heißt es weiter.
Eignung erforderlich
„Dazu müssen die Länder Verkehrsleistungen im Schienenpersonennahverkehr nachhaltig bestellen. Stillgelegte Strecken müssen zudem geeignet sein, Engpässe in anderen Teilen des Netzes auszugleichen“, schreibt das Bundesministerium und verweist auf die Antwort aus Niedersachsen. Natürlich unterstütze der Bund die Länder bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben im Nahverkehr mit Milliardenmitteln. Diese Mittel sollen deutlich erhöht werden“, heißt es weiter.
AEBB macht weiter
Einer, der sich seit Jahren für die Reaktivierung der Strecke einsetzt, ist Detlev Block vom Vorstand des Aktionsbündnisses Einsenbahnstrecke Bünde-Bassum (AEBB). Er bezieht Stellung zum Bericht dieser Zeitung vom 28. Januar: „Unser Verein engagiert sich schon länger für eine Reaktivierung. Wie auch das Beispiel Haller Wilhelm zeigt, lässt sich nun einmal nicht aus Unkraut und Bäumen in der Trasse schlussfolgern, dass solch eine Strecke nicht reaktiviert werden kann“, schreibt er. Das Ziel, die Strecke zu reaktivieren, ist ein weit gestecktes. Mit unserer Arbeit in den vergangenen zehn Jahren haben wir es mehrere Male geschafft, die Gleise vor dem Untergang zu bewahren und dabei unterstützen uns erfreulicher Weise Kommunen, Firmen, Politiker sowie Mitbürgerinnen und Mitbürger auch in NRW“, schreibt Block.
Ein KOMMENTAR von Michael Nichau
Seit Jahren versuchen einige wenige Aktivisten sich an der Reaktivierung der Bahnstrecke von Rahden aus in Richtung Norden. Auch namhafte Politiker haben sich für den Erhalt und gegen den Verkauf oder die Entwidmung der Strecke, die ja nur noch rudimentär vorhanden ist, ausgesprochen. Wie sollten sie auch anders, will man doch sowohl Güter als auch Nahverkehr (umweltfreundlich) auf die Schiene bringen.
Die konkrete Strecke in Richtung Niedersachsen wäre eventuell für den einst geplanten Jade-Weser-Port interessant gewesen. Da dieses Projekt seit Jahren als kaum genutzter „Geisterhafen“ gilt, ist auch die Trasse weiter gealtert. Sie müsste im Bedarfsfalle komplett erneuert und auch elektrifiziert werden.
Denn: Die klimafreundliche Politik möchte ja auch die Diesel-Loks von den Nahverkehrsstrecken verbannen. Eine Elektrifizierung kostet viel Geld. Diese Mittel wären dringender sinnvoll zu verwenden, um die existierende Bahnstrecke Rahden–Bünde zu erhalten, indem man dort Oberleitungen anlegt. Denn: Kommt der Diesellok-Bann, darf hier nicht mehr gefahren werden.
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