Posaunenchor spielt vor Kirche in voller Stärke – Corona erschwert kirchliches Leben
Schöne Klänge in schwierigen Zeiten
Rahden (WB). Die kraftvollen und strahlenden Klänge des Rahdener Posaunenchores haben am vergangenen Sonntag die Gläubigen zum Auftakt des Konfirmationsgottesdienstes auf dem Kirchplatz im Empfang genommen und in die St.-Johannes-Kirche begleitet. Nur so hatte die Formation unter Leitung von Willi Schmalgemeier angesichts der aktuellen Corona-Regeln die Möglichkeit, in voller Stärke vor Publikum zu spielen.
Da es aber etwas besonders Feierliches hat, wenn ein Bläserchor bekannte Kirchenlieder oder beliebte Klassiker der geistlichen Musik erklingen lässt, waren sich die Musiker des Posaunenchores einig, dass sie zum Gelingen der beiden Konfirmationen in der Johannes-Kirche beitragen wollten. Insbesondere auch deshalb, weil eine der Konfirmandinnen der Familie Schmalgemeier angehört. Und diese Familie ist mit gleich vier Spielern in dem Bläserensemble vertreten.
„Auftritte, insbesondere von größeren Bläsergruppen, sind zurzeit in der Kirche nicht erlaubt“, erklärt Pfarrerin Gisela Kortenbruck, die die beiden Gottesdienste leitete. Aber speziell für die Konfirmationen habe man vier Mitglieder des Posaunenchores so in der Kirche platzieren können, dass es den Regeln entsprochen habe. „Bläser in der Kirche, dass ist in der Tat eine Herausforderung“, sagt Gisela Kortenbruck. Der Abstand von den Bläsern zu den nächsten Gottesdienstbesuchern müsse mindestens sechs Meter betragen. „Und auch zwischen den Spielern ist ein größerer Abstand erforderlich als üblich“, sagt die Pfarrerin. Und sie weiß, wovon sie spricht, ist sie doch selbst mit der Trompete in der Heimatkapelle aktiv. „Selbst das Proben ist nur unter strengen Auflage erlaubt.
Die Mitglieder des Posaunenchores üben ihre Stücke nach Angaben von Gisela Kortenbruck entweder allein oder aber in kleinen Gruppen, wo – etwa auf einer Deele – ausreichend Abstand eingehalten werden kann. „Die Heimatkapelle hat jetzt ihre erste Probe im Saal Bohne gehabt. Da ist der Abstand möglich und trotzdem mussten die Blasinstrumente mit einem so genannten Ploppschutz versehen werden“, berichtet sie. „Es ist alles etwas mühsam.“
Gisela Kortenbruck ist sich deshalb auch darüber im Klaren, dass eine Bläserbegleitung für Gottesdienste zwar im Sommer im Freien noch möglich war, es damit in der kalten Jahreszeit aber vorbei ist. „Selbst das Singen ist im Gottesdienst nach wie vor für die Besucher noch nicht wieder erlaubt“, weiß sie.
Laut Pfarrerin Kortenbruck hat die Gemeinde ihr Hygienekonzept so erarbeitet, dass möglichst viele in die Gottesdienste gehen und sich dabei aber auf jeden Fall sicher fühlen können. „Das ist uns besonders wichtig“, sagt sie. „Selbst bei den Konfirmationsgottesdiensten haben wir die Familien in Gruppen zusammengesetzt, so dass der Abstand zur nächsten Familie gewahrt war.
Eine corona-konforme Alternative für das gemeinsame Singen war beim Konformationsgottesdienst war, dass Kantor Thomas Quellmalz einige Lieder solo gesungen hat, wobei er sich selbst mit der Orgel begleitete. „Das war sehr schön“, sagt Pfarrerin Kortenbruck. Dennoch würden viele Gläubige es vermissen, selbst mitsingen zu dürfen: „Das Singen ist ein wichtiger Teil des Gottesdienstes“. Deshalb hätten bereits viele Mitglieder der Rahdener Kirchengemeinde Sorge hinsichtlich der Weihnachtsgottesdienst geäußert. „Ein Heiligabend ohne ‚O du fröhliche‘, das möchte man ja nicht erleben. Gerade dann ist das gemeinsame Singen vielen ein großes Bedürfnis.“
Dessen sind sich Kortenbruck und ihre Rahdener Pastorenkollegen absolut bewusst. „Deshalb schmieden wir schon jetzt Pläne, wie wir diesem Problem an Heiligabend begegnen wollen. Es ist noch nicht alles festgelegt. Aber wir arbeiten an ein tragfähigen Konzept“, verrät Gisela Kortenbruck.
Unter den derzeitigen Auflagen sei klar, dass es die großen Familiengottesdienst in der üblichen Form nicht geben werde. In die Johannes-Kirche dürften nach aktuellen Corona-Regeln nur etwas mehr als 200 Personen eingelassen werden. „Deshalb wird nur der Spätgottesdienst an Heiligabend in der St.-Johannes-Kirche gefeiert. Für die Familiengottesdienste überlegen an eine Freiluftlösung auf dem Kirchplatz“, sagt die Pfarrerin. Auch die Gemeinden in den Dörfern würden dabei bedacht. „Sobald das Konzept steht und spruchreif ist, werden wir es bekannt geben“, sagt Gisela Kortenbruck. Denn eins steht für die fest: „Heiligabend ohne das Singen von Weihnachtslieder wäre irgendwie trostlos. Und Kirche ohne Trost? Das geht einfach gar nicht.“
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