Grüne warnen vor giftigen Kirschlorbeer-Pflanzen am Wohnmobilstellplatz am Museumshof in Rahden
„Stadt pflanzt Giftpflanze des Jahres an“
Rahden (WB)
Die Grüne Fraktion im Rahdener Stadtrat kritisiert die Pflanzenwahl am Museumshof. Die Stadtverwaltung weist die Vorwürfe zurück.
„Es tut sich was am Wohnwagenstellplatz in Rahden, das konnte man jetzt beim Spaziergang Richtung Museumshof sehen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Rahdener Grünen.
„Mit Entsetzen mussten wir feststellen, dass bei der Bepflanzung der Wohnmobilstellplätze auf eine nichtheimische und dazu noch giftige Art – nämlich die Lorbeerkirsche, im Volksmund auch Kirschlorbeer genannt – zurückgegriffen wurde“, schreibt Winrich Dodenhöft, Fraktionssprecher der Grünen in Rahden.
„Beim Kirschlorbeer handelt es sich um eine invasive Neophytenart, die in vielen Gegenden auf der schwarzen Liste aufgeführt wird“, erläutert Dodenhöft weiter. Durch Selbstaussaat sei der Kirschlorbeer zu einer Plage geworden, zum Beispiel in den Wäldern, da er die heimischen Arten verdränge.
Der Botanische Sondergarten in Hamburg hat die Lorbeerkirsche zur Giftpflanze des Jahres 2013 gekürt. In ihren Samen und Blättern sind sogenannte cyanogene Glykoside enthalten, daraus kann sich im Magen giftige Blausäure bilden.
„Gerade im Bereich Museumshof und am Wohnmobilstellplatz halten sich viele Kinder auf, die durch die kirschähnlichen Früchte gefährdet sein könnten“, führt Dodenhöft aus. „Besser wäre es gewesen, bei Neuanpflanzungen nur heimische und insektenfreundliche Pflanzen zu verwenden. Als Schutz für spielende und neugierige Kinder halten wir es für angebracht, dass die Pflanzen am Stellplatz schnellstens ausgetauscht werden“, sagt der Fraktionssprecher der Grünen in Rahden.
Diese Zeitung fragte bei Bürgermeister Dr. Bert Honsel wegen der Kritik der Grünen an. Bislang lag noch keine Stellungnahme vor.
Das sagt die Stadtverwaltung
Oliver Zierenberg von der Abteilung Straßenbau der Rahdener Stadtverwaltung schreibt: „Richtig ist, dass die Lorbeerkirsche generell – wie viele andere Gartenpflanzen auch – in allen Pflanzenteilen giftig ist. Sowohl in den Blättern, als auch in den Früchten findet man verschiedene Konzentrationen des gattungstypischen Giftstoffes Prunasin. Diese chemische Substanz setzt Blausäure frei, wenn Pflanzenteile zerkaut werden. Der Hautkontakt mit Blättern, Beeren und Holz ist völlig unbedenklich. Fruchtfleisch und Blätter sind mäßig giftig. Das Gefährlichste am Kirschlorbeer sind seine Kerne: Die Konzentration des giftigen Prunasins ist in den harten kleinen Steinen besonders hoch. Wenn man um die 50 zerkleinerte Kirschlorbeer-Kerne verzehrt hat (Kinder etwa zehn), kann ein tödlicher Atem- und Herzstillstand auftreten. Doch die Kerne des Kirschlorbeers zu zerkauen, ist praktisch unmöglich. Die Kerne sind annähernd so hart, wie die der verwandten Kirschen und daher mit den Zähnen (besonders Kinderzähnen!) kaum klein zu kriegen. Außerdem schmecken sie stark bitter. Das Verschlucken ganzer Kerne ist unbedenklich. Auch die Magensäure kann ihnen nichts anhaben. Daher werden Kirschlorbeer-Kerne unverdaut wieder ausgeschieden. Auch die Blätter der Pflanzen setzen nur dann größere Mengen Gift frei, wenn sie sehr gründlich zerkaut werden. Deshalb sind Vergiftungen so gut wie ausgeschlossen. Kirschlorbeer ist eine der beliebtesten Heckenpflanzen und wird auch auf vielen Privatgrundstücken angepflanzt. Er ist immergrün, schnittverträglich, bildet dichte Hecken und ist gut geeignet bei Trockenheit. Bei der Pflege der Anpflanzung auf dem Wohnmobilstellplatz wird die Stadtverwaltung Rahden darauf achten, dass der Kirschlorbeer direkt nach der Blüte von allen verblühten Pflanzenteilen befreit wird um somit den Fruchtansatz zu verhindern.
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