Schauspieler überzeugt mit Musik und »Seemannsgarn«
Stier – ein Glücksgriff für »KUL-TÜR«
Rahden/Stelle (WB). Als 17-Jähriger ist er noch auf hoher See geschippert und wollte Kapitän werden. Doch es kam anders im Leben von Hans-Martin Stier. »Zum Glück«, möchte man als Gast seines jüngsten Auftritts in Stelle hinzufügen. Der Schauspieler (67) hat das Publikum zusammen mit der »Stier Shipping Company« auf eine Schifffahrt über die Meere mitgenommen.
Es war ein lauer Abend im April. Auf der Bühne im Ulmenhof lag ein Rettungsring, daneben hingen ein paar Leuchten und »KUL-TÜR«-Vorsitzende Monika Büntemeyer trug matrosengleich ein gestreiftes Oberteil. Die jüngste Veranstaltung des Rahdener Kulturvereins hätte kaum maritimer sein können – und das hat vor allem mit Hans-Martin Stier zu tun.
Mit ihm hat »KUL-TÜR« einen echten Seebären nach Rahden geholt und gleichzeitig einen echten Glücksgriff gelandet. Der Name des Schauspielers dürfte einigen Menschen auf Anhieb wenig sagen. Doch sein Gesicht mit den buschigen Augenbrauen sowie die rauchige Stimme sind Fernseh-Deutschland wiederum aus vielen Serien wie »SOKO Köln« bestens bekannt. Meistens spielt er die etwas ruppigen und dennoch sympathischen Nebenrollen.
»Heute werden Sie eine ganz andere Seite von ihm kennenlernen dürfen«, versprach Monika Büntemeyer. Sie sollte am Ende Recht behalten. Stier präsentierte sich als ein echter Tausendsassa und vor allem als ein grundsympathischer Kerl, trank in der Pause an der Theke zum Beispiel noch das ein oder andere Kaltgetränk mit den Gästen.
Geboten wurde dem Publikum ein ganz besonderer Abend unter dem Titel »60.000 Seemeilen Geschichte und Musik«. Auf der einen Seite standen dabei die musikalischen Künste von Stier und seiner Band. Sie präsentierten unter anderem Lieder wie »It’s a man’s world«, »Pretty Woman« oder Udo Lindenbergs »Seemann« in ihrer ganz eigenen maritimen, souligen Variante. Deshalb dürfen Stefan Kaspring (Keyboard), Thom Brill (Gitarre, Vocals) und Thomas Lensing (Percussion, Vocals) an dieser Stelle auf keinen Fall unerwähnt bleiben.
Und auf der anderen Seite standen neben der Musik die packenden Lesungen. Dann setzte sich Hans-Martin Stier in den alten Holzstuhl, daneben eine leuchtende Funzel, und las aus einem großen Buch selbst gestricktes Seemannsgarn aus längst vergangenen Zeiten vor. Thematisch ging es dabei naturgemäß um hübsche Frauen, weite Meere oder hochprozentigen Rum
»Das passt schon sehr gut, wie er das erzählt«, meinte Zuhörer Reinhard Warner schmunzelnd. Der Rahdener war einst selbst Ende der 1960er-Jahre bei der Marine und hörte deshalb umso genauer hin, was Hans-Martin Stier da erzählte.
Wenn jemand eine Stecknadel hätte fallen lassen, man hätte es mit Sicherheit gehört, so konzentriert und gebannt, wie das Publikum Hans-Martin Stier bei seinen Erzählungen lauschte. Hier durfte einem echten Profi beim Singen und Lesen zugehört werden – und nicht zuletzt einem ganz bodenständigen Mann. »Vergessen Sie noch einmal die letzten zwei Minuten«, scherzte Hans-Martin Stier, als die Technik kurz streikte.
Wer dem Schauspieler – er lebt heute in Bergisch-Gladbach – bei seinen Erzählungen zuhört, merkt schnell, dass sein Herz immer noch sehr an der See hängt. Der Traum vom Kapitän hat sich für Hans-Martin bekanntermaßen nie erfüllt. In Hinblick auf sein Talent als Musiker und Schauspieler ist das jedoch zu begrüßen.
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