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Diepholzer Landrat denkt über alternative Nutzungen nach

„Trasse ja – Züge nein“

Rahden (WB). „Notfalls können wir daraus auch einen Fahrradweg machen“, meint Cord Bockhop (CDU), Landrat des Kreises Diepholz, zur Zukunft der Bahntrasse von Rahden in Richtung Bassum. Das zuständige Ministerium in Hannover hatte auf Anfrage dieser Zeitung erklärt, dass Niedersachsen nicht die Wiederbelebung der Bahnstrecke Rahden-Bassum anstrebe.

Michael Nichau

Die Bahntrasse wird von Rahden bis Wagenfeld als Draisinenstrecke genutzt. Hier kann ohne Sanierung kein Zug mehr fahren. Foto: Nichau

Wohl „auf Dauer von Jahrzehnten“ kein Personen- oder Güterverkehr

Bockhop spricht deshalb auch von „Trasse“ und nicht mehr von „Bahnlinie“. „Mit der Entscheidung des Verkehrsministeriums Niedersachsen ist deutlich, dass es hier auf Dauer von Jahrzehnten keinen Personen- oder Güterverkehr mehr geben wird“, schätzt auch der Landrat die aktuelle Lange nüchtern ein. „Das ändert aber nichts an unserer Grundhaltung, dass die Trasse, also der durchgängige Landschaftsabschnitt von knapp zehn Metern Breite, der sich – allerdings bereits mit Unterbrechungen – durch Niedersachsen zieht, erhalten werden muss“, meint Bockhop.

Damit begrüße er die Entscheidung der Deutschen Bahn, nicht noch mehr Teile der Trasse an Privatleute zu verkaufen. „So eine durchgängige Verbindung bekommen wir niemals wieder. Und das darf man nicht aus der öffentlichen Hand geben“, sagt er.

Obwohl die Trasse bereits durch Verkäufe zerstückelt sei, gebe es doch vielleicht in Zukunft Möglichkeiten der alternativen Nutzung: „Denken Sie einmal an autonome kleine Fahrzeuge, die dort fahren könnten. Dazu müsste die Trasse allerdings asphaltiert werden. Auch Energieunternehmen zeigen womöglich Interesse an der Trasse, um sie für Stromleitungen verwenden zu können.“

„Eine Bahnlinie mit Schotter und Schienen neu herzustellen ist wahrscheinlich wirklich zu teuer und zu unwirtschaftlich“, sagt Bockhop. Man habe in Niedersachsen im Bereich früherer Bahnverkehre erfolgreich Buslinien etablieren können. „Die können ganz andere, flexiblere Taktungen fahren, als die Bahn“, sagt der Landrat. Nein – Personenverkehr in Zügen könne er sich zukünftig nicht mehr auf dieser Trasse vorstellen: „Das wird auf lange Sicht ein Traum bleiben.“

Aus dem Büro des SPD-Bundestagsabgeordneten Achim Post (er befindet sich derzeit im Urlaub) verlautete, dass sich Post ganz klar für die Reaktivierung von Bahnstrecken stark mache. Dies erfolge vor dem Hintergrund, dass die Bundesregierung dafür erhebliche Mittel zur Verfügung stellen wolle.

Verkauf der Trassen sei nicht geplant

Grundhaltung sei, so hieß es aus dem Büro von Post, dass die Bahntrassen grundsätzlich nicht verkauft werden sollten. Dies deckt sich mit der Forderung des Diepholzer Landrates. „Die Reaktivierung von Bahnstrecken falle in die Entscheidungen der jeweiligen Landespolitik“, hieß es am Montag aus Berlin.

Letztlich beziehe sich die Stellungnahme des niedersächsischen Verkehrsministeriums auf eine Entscheidung aus dem Jahr 2013. „Vielleicht tut sich ja noch etwas“, hieß es aus dem Büro von Achim Post.

Ein KOMMENTAR von Michael Nichau

Endlich unterscheidet mal jemand in der Politik zwischen „Trasse“ und „Linie“. Denn: Der Erhalt der Trasse in Richtung Norden ist eine ganz andere Angelegenheit, als der Wunsch, von Rahden aus mit einem kleinen Zug in Richtung Norden fahren zu wollen.

Und Güterverkehr: Da gibt es Wohnbebauung, die sich seit 1994 entwickelt hat. Die Bürger in Rahden würden sich bedanken, wenn neben ihrem Wohnzimmer plötzlich wieder Güterzüge rollen würden.

Der Wunsch einer Wiederbelebung scheint immer unrealistischer zu werden. Doch die Zukunftsvision des Diepholzer Landrats beeindruckt. Denn: Tatsächlich würden Mobilitätsformen der Zukunft wie autonomes Fahren oder E-Mobilität ganz neue Möglichkeiten für eine durchgehende Verbindung in Rahdens Norden eröffnen. Bis dahin wird noch viel Zeit vergehen und hoffentlich werden die Draisinenfahrten künftig wieder zu Attraktionen für Rahden und die Region.

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