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AWO will Einrichtung in Minden aufgeben – Arbeitsgemeinschaft schreibt offenen Brief an Landrätin und Bürgermeister

„Verhindern Sie die Schließung des Frauenhauses“

Kreis Minden-Lübbecke

Die Ankündigung des AWO-Bezirksverbands Ostwestfalen-Lippe, verschiedene soziale Einrichtungen in der Region aufzugeben, hat für Aufsehen und Kritik gesorgt. Ende der vergangenen Woche hatte AWO-Vorstandsvorsitzender Thomas Euler unter anderem erklärt, das Frauenhaus in Minden schließen zu wollen. Das Gebäude sei angemietet und werde aufgegeben.

Hilfe für Frauen in Notsituationen gibt es in Espelkamp und Minden, bezogen auf den Kreis Minden-Lübbecke. Allerdings hat die AWO angekündigt, das Frauenhaus in Minden schließen zu wollen. Foto: dpa

Erste Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. So hat sich die Arbeitsgemeinschaft von Frauengruppen und engagierten Bürgerinnen im Kreis Minden-Lübbecke am Dienstag in einem offenen Brief an die scheidende Landrätin Anna Katharina Bölling und den Mindener Bürgermeister Michael Jäcke gewandt.

Darin heißt es: „Mit Fassungslosigkeit und Entsetzen haben wir von der vorgesehenen Schließung des Frauenschutzhauses in Minden durch die AWO aus der Presse erfahren. Das kann und das darf nicht sein! Das Angebot an Schutzplätzen für Frauen und Kinder, die Gewalt erlebt haben oder davon bedroht sind, deckt in Espelkamp und Minden schon seit Jahren nur einen minimalen Bedarf ab. Viele Frauen müssen immer wieder abgewiesen oder außerhalb des Kreises untergebracht werden.“

Frauenhausplätze sind knapp

Jetzt auch noch eines der beiden Häuser zu schließen, würde den betroffenen Frauen und ihren Kindern jeden Schutz nehmen, betonen die Verfasserinnen. Andernorts seien die Frauenhausplätze auch knapp, stellen sie fest.

Der Appell in dem offenen Brief der Vorsitzenden Sabine Hauptmeier und ihrer Stellvertreterin Sabine Häderle lautet wie folgt: „Wir fordern Sie auf, alles zu unternehmen, um einen neuen Träger zu finden und die Schließung zu verhindern. Im Notfall muss der Kreis oder die Stadt die Trägerschaft selbst übernehmen. Wir Frauen sind nicht bereit, auf das Frauenschutzhaus in Minden zu verzichten!“

Die Pläne der AWO im Bezirk Ostwestfalen-Lippe gehen noch weiter. Das Berufskolleg Bielefeld wird zum Sommer 2023 geschlossen, ein Teil der 470 Schüler muss nun voraussichtlich neue Ausbildungsmöglichkeiten suchen. Auch hier haben sich die jungen Leute bereits zu Protesten zusammengeschlossen.

Das Berufskolleg in Herford soll unter dem Dach der AWO OWL bleiben. Von Schließung oder Umstrukturierung betroffen sind weiter unter anderem die Löhner Einrichtung Spatzenberg, in der autistische Menschen betreut werden und die Mutter-Kind-Kureinrichtung in Horn-Bad Meinberg. „Schmerzhaft, aber unumgänglich“, nannten den Prozess Thomas Euler und Benjamin Kramer im Namen der AWO.

Benjamin Kramer (links, Vorstandsmitglied) und Thomas Euler, Vorstandsvorsitzender des AWO-Bezirksverbandes haben Maßnahmen vorgestellt, mit denen eine finanzielle Schieflage vermieden werden soll. Unter anderem soll das Frauenhaus in Minden geschlossen werden. Foto: Kerstin Sewöster

Der Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege mit 4500 Mitarbeitern in 200 Einrichtungen reagiert mit den Maßnahmen nach eigenen Aussagen auf schwieriger werdende Rahmenbedingungen. Euler geht davon aus, dass 150 bis 200 Mitarbeiter betroffen sein werden. Arbeitslos sollen sie nicht werden: „Der Fachkräftemangel ist groß.“

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