Urkunden überreicht - Feierstunde im Grünen Zentrum in Lübbecke
Zwölf Junglandwirte für den Mühlenkreis
Kreis Minden-Lübbecke
12 frisch geprüfte Landwirte aus dem Kreis Minden-Lübbecke sind jetzt in den Genuss gekommen, in einer Feierstunde in Lübbecke zusammen mit ihren Familien und Freunden ihre Ausbildungsurkunden entgegen zu nehmen.
Um den Anlass gebührend zu würdigen, wurden die Junglandwirte von Volker Schmale mit feierlichen Worten begrüßt. „Dieser Abend ist ein Anlass, um hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken“, erklärte der Kreislandwirt seinen jungen Zuhörern und Zuhörerinnen. Sie hätten ihren Weg bis zu diesem Punkt gemeistert, und das müsse man anerkennen. Denn nicht jeder würde an seinen einmal gesteckten Zielen festhalten. Deshalb sei es jetzt um so wichtiger, an diesen Zielen weiterzuarbeiten und sich weiterhin fortzubilden.
Zahl der Ausbildungsbetriebe stagniert
Er dankte allen Beteiligten für ihr Engagement in der Ausbildung, musste aber mit Bedauern feststellen, dass die Zahl der Ausbildungsbetriebe immer weiter stagniere. Um so erfreulicher sei es, dass die Zahl der Auszubildenden in den landwirtschaftlichen Berufen – im Gegensatz zu vielen anderen handwerklichen Berufen – gleichbleibend auf einem hohen Niveau sei.
Grade in der Landwirtschaft sei eine gute und fundierte Ausbildung wichtig, denn der Beruf sei mehr als vielfältig, erklärte Schmale weiter. Und eines sei klar, auch wenn es gerade nicht danach aussehe: „Wir brauchen diesen Nachwuchs!“, betonte er abschließend.
Danach übergab er das Wort an Dr. Arne Dahlhoff, Direktor der Landwirtschaftskammer NRW. In seinem Vortrag „Neue Wege in der Landwirtschaft“ erklärte Dahlhoff, dass sich die jungen Landwirte für ihre Zukunft auf neue Rahmenbedingungen einstellen müssten.
In seiner Einschätzung zur aktuellen Lage in der Landwirtschaft zog er eine Bilanz zum vergangenen Jahr. Sein Resümee war, dass es finanziell für die landwirtschaftlichen Betriebe noch einiges aufzuholen gebe. In den Milchviehbetrieben habe es seit langem mal wieder positive Zahlen gegeben, und auch für das anstehende Jahr würden die Milchauszahlungspreise positiv bewertet werden, aber das reiche nicht aus, um die negativen Zahlen der vergangenen Jahre auszugleichen. Die Milchviehbetriebe hätten hier zu viel Geld verbrannt.
Auch in der Schweinehaltung reichten die Preise nicht aus, um die Kosten zu decken, auch wenn diese auf einem vergleichsweisehohem Niveau seien: "In der Schweinehaltung sind die Probleme mittlerweile so groß, dass viele Betriebe die Tierhaltung eingestellt haben." Hier stelle vor allem die Tierwohl-Diskussion die Landwirte vor große Herausforderungen – und dies nun schon seit mehr als acht Jahren.
„Wenn man sich als Minister sicher sein will, dass man scheitert, dann muss man sich mit dem Tierwohl beschäftigen“, erklärte der NRW-Kammerdirektor halb im Scherz. Das seinerzeit von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt entworfene Tierwohl-Label sei immer noch in der Diskussion, was zu einer nachhaltigen Verunsicherung unter den Landwirten führe. Seitdem habe es Forschungen und Machbarkeitsstudien gegeben, von denen die Borchert-Kommission wohl noch die wirkmächtigste gewesen wäre.
"Wir stehen vor einem Scherbenhaufen"
Diese sei allerdings vor der letzten Bundestagswahl bewusst zurückgehalten worden. „Und jetzt stehen wir vor einem Scherbenhaufen“, fügte er an. Dies habe er auch auf der Grünen Woche spüren können, es habe halbherzige Ansätze zu Diskussionen gegeben, aber eine richtige Auseinandersetzung finde nicht statt.
Urkunden für 12 Teilnehmer
Als Fazit erklärte er, dass man sich auf große Veränderungen einstellen müsse: „Die Tierhaltung wird sich ändern und die Tierhalter werden sich auch ändern müssen.“ Aber klar sei ebenso, dass die Kosten, die hierbei entstünden, nicht von den Betrieben alleine gestemmt werden könnten. Schon jetzt könnten Landwirte nicht zu den üblichen Mindestlöhnen arbeiten. Hier müsse die Politik eingreifen und der Rechtsrahmen angepasst werden.
Klimaschutz ist nächstes Hauptthema
Des weiteren müsse man sich als Landwirt darauf einstellen, dass, sobald die Ukrainekrise beendet sei, der Klimaschutz des nächste Hauptthema werde. „Wie werden in den nächsten Jahren aufgrund der Klimaschutzdiskussion wesentlich mehr über Klimaziele sprechen“, erklärte er. Und diese Diskussion werde bis aufs heftigste geführt werden. Darauf müsse man vorbereitet sein. „Wir werden Antworten darauf bereit halten müssen, wie wir Tierhaltung praktizieren, ohne die Klimaschutzziele zu gefährden“, sagte Dr. Arne Dahlhoff.
Landwirtschaft sei vielfältig und die jungen Landwirte müssten versuchen, all dies zu lernen, zu begreifen und daran weiterzuarbeiten, fuhr er fort. Dabei hätten sie die vielfältigsten Ideen und würden sich auch gerne einsetzen. „Wir Landwirte arbeiten gerne etwas mehr, aber der Rahmen muss stimmen. Und das fängt bei einem angemessenen Stundenlohn an“, beendete er seinen Vortrag.
Ihre Urkunden erhielten: Jonas Kaatze, Jann Kopmann, Niklas Neddermann, Philipp Niederstucke, Maric Winkelmann, Lukas Piep, Leo Schlottmann, Noah Rümke, Jascha Brune, Malte Möller, Louis Rose und Finn Schütte.
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