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Gemeinde startet Sammelaktion für Erdbebengebiet in der Türkei und Syrien

„Die Solidarität in Altenbeken ist riesig“

Altenbeken

Nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien möchte die Gemeinde Altenbeken helfen und ruft zu einer Spendenaktion auf. Gesammelt werden Sach- und Geldspenden, die direkt ins Katastrophengebiet gebracht werden.

Zekiye Ergün vom DRK-Kreisverband Paderborn zeigt ein Foto eines Trümmerhaufens im Erdbebengebiet, in dem ihre Eltern gelebt haben. Ihre Mutter ist noch unter den Trümmern eingeschlossen. Sozialarbeiter Amir Tadres hat für die Gemeinde Altenbeken eine Sammelaktion für die Erdbebenopfer angestoßen und das DRK Paderborn ins Boot geholt. Foto: Sonja Möller

„Als ich die ersten Bilder aus der Türkei und Syrien gesehen habe, hat mir das in der Seele wehgetan und mir keine Ruhe mehr gelassen“, erzählt Altenbekens Sozialarbeiter Amir Tadres. Viele seiner Klienten in der Gemeinde kommen aus der Türkei oder Syrien und haben Familie dort. „Lasst uns Solidarität zeigen“, war sein erster Impuls, den Fachbereichsleiter Jochen Bee und Bürgermeister Matthias Möllers unterstützten. An diesem Samstag (11. Februar) startet die Sammelaktion von Sachspenden. Auch um Geldspenden für das Katastrophengebiet wirbt die Gemeinde.

Hierfür hat die Gemeinde den DRK-Kreisverband Paderborn mit ins Boot geholt. Amir Tadres erläutert: „Da wir keine Geldspenden annehmen können, habe ich beim DRK angerufen und so Zekiye Ergün kennengelernt.“ Die Leiterin der Abteilung Textil und Kleiderstübchen beim DRK-Kreisverband ist auch für die Organisation von Sammelaktionen zuständig. Die Paderbornerin hat selbst Familie in der betroffenen Region: „Meine Eltern leben in der Stadt Iskenderun in einem vierstöckigen Haus, das nicht mehr steht.  Meine Mutter ist noch unter den Trümmern. Es gibt keinen Kontakt zu ihr“, schildert die 44-Jährige das Unfassbare: „Als mein Mann mir nach der Nachtschicht von einem großen Erdbeben erzählte, habe ich es nicht geglaubt. Erst als meine Schwägerin anrief und sagte, meine Cousins haben Papa aus den Trümmern gezogen. Aber von Mama fehlt jede Spur, da wurde es real.“

Das vierstöckige Haus ist nicht mehr als ein Trümmerhaufen. Die Bilder rauben Zekiye Ergün den Schlaf. Sie fühlt sich so machtlos: „Mir sind die Hände gebunden. Die Leute sind verzweifelt. Es ist kalt. Es ist nass. Es gibt keinen Strom und kein Wasser. Die Menschen schlafen in ihren Autos, weil sie Angst haben, in die Häuser zu gehen. Es gibt immer neue Beben“, sprudeln die Eindrücke aus ihr heraus: „Ich habe viele Sammelaktionen fürs DRK organisiert, zum Beispiel für die Ukraine. Aber wenn man selbst betroffen ist, ist das etwas ganz anderes.“

Annahme von Sachspenden an drei Tagen

Die Solidarität in Altenbeken mit den Menschen im Erdbebengebiet ist riesengroß, erzählt Sozialarbeiter Amir Tadres: „Wir haben viele Anfragen bekommen, ob die Gemeinde wieder eine Sammelaktion starten, um die Menschen in Syrien und der Türkei zu unterstützen. Das machen wir.“ An drei Tagen können Sachspenden in der ehemaligen Kleiderkammer in Schwaney, Osttorstraße 44, abgeben werden. Eine Abgabe ist möglich am Samstag, 11. Februar, 9 bis 12 Uhr sowie Montag und Dienstag, 13./14. Februar, jeweils von 16 bis 18 Uhr. Ansprechpartner ist Amir Tadres, der unter Telefon 05255/120056 oder per E-Mail an [email protected] bei Fragen zu erreichen ist.

„Benötigt wird alles, was warm ist“, sagt Tadres: Decken und Schlafsäcke, Winterjacken, Schals, Mützen, Thermounterwäsche, Hygieneartikel, Windeln, Babynahrung und Zubehör sowie Rollstühle. Auch Verbandsmaterialien werden gebraucht. Die Gemeinde bittet darum, dass nur saubere Sachen abgegeben werden und die Spenden in Kartons verpackt sind. „Die Kartons sollten zugeklebt sein und von außen beschriftet, damit man weiß, was drin ist“, sagt Tadres.

Paderborner Unternehmer bringt Spenden in die Türkei

Die Sachspenden bringt der Paderborner Unternehmer Maik Menke in die Türkei. Der Paderborner ist Schirmherr der Hilfsorganisation Stützpfeiler.org und war nach der Flutkatastrophe im Ahrtal vor Ort und mehrfach in der Ukraine, um Hilfsgüter abzugeben. „Freitag startet ein Lkw in die Türkei. Ich bin mit der türkischen Hilfsorganisation Roter Halbmond in Kontakt. Wir werden die Sachspenden übergeben und diese werden an die Lazarette verteilt“, erzählt Menke im Gespräch mit dieser Zeitung. Derzeit könnten nur Sachspenden transportiert werden, da der Transport von Lebensmitteln noch nicht geregelt sei: „Wir passieren mehrere Ländergrenzen.“

Auch die Menschen in Syrien möchte die Gemeinde unterstützen. Amir Tadres betont: „Wir überlegen, wie wir den Menschen in Syrien helfen können. Sachspenden dorthin zu bringen, ist schwierig, da das Land unter der Macht von Assad steht.“

Auch Geldspenden werden gesammelt

Neben Sachspenden bittet die Gemeinde Altenbeken auch um Geldspenden, die auf das Spendenkonto des Deutschen Roten Kreuzes eingezahlt werden können (Deutsches Rotes Kreuz, DE63 3702 0500 0005 0233 07, BFSWDE33XXX, Stichwort: Nothilfe Erdbeben Türkei und Syrien). Zekiye Ergün erzählt, warum vor allem auch Geldspenden wichtig sind: „Das Geld kommt genau da an, wo es gebraucht wird. Davon können vor Ort gezielt die Sachen gekauft werden, die benötigt werden. Ohne lange Transportwege. Das Gebiet, das betroffen ist, ist ja riesig. Zehn Regionen in der Türkei und zwei in Syrien. Die Straßen sind zerstört. Es gibt lange Staus.“

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