Dr. Armin Kuhlencord, Leiter des Laborzentrums Paderborn, lobt Ergebnisse der Corona-Konferenz
„Virus werden wir nicht schnell los“
Bad Lippspringe
Seit Beginn der Pandemie sind 19 Menschen in Bad Lippspringe an oder mit dem Coronavirus verstorben. Auch vor dem Hintergrund neuer Mutationen wurde der Lockdown bis zum 14. Februar verlängert. Ein rasches Ende der Pandemie sei nicht zu erwarten, sind sich die Mediziner einig. „Ausrotten werden wir die Infektion so schnell nicht“, sagt Dr. med. Armin Kuhlencord (61), Leiter des Laborzentrums Paderborn, im Interview mit Redakteur Uwe Hellberg. Kuhlencord ist Mitglied der Bad Lippspringer Corona-Konferenz.
In Bad Lippspringe gibt es aktuell 38 aktive Corona-Fälle. Bisher sind 19 Lippspringer (Datenstand: 20. Januar) seit Pandemiebeginn an oder mit dem Virus verstorben. Was sagen diese Zahlen aus Sicht des Mediziners aus?
Dr. Armin Kuhlencord: Bad Lippspringe ist ein Gesundheitsstandort mit zahlreichen Seniorenresidenzen. In den Seniorenheimen ist es leider vermehrt zu Corona-Ausbrüchen gekommen. Die älteren Mitbürger gehören zu den so genannten vulnerablen Personengruppen, ihr Immunsystem ist nicht mehr so stark wie bei jüngeren Menschen. Das verpflichtet dazu, dass diese Personen besonders geschützt und aufgeklärt werden müssen. Von den 19 Verstorbenen waren alle über 60 Jahre, die meisten zwischen 75 und 90 Jahren.
Sie sind Mitglied der Lippspringer Corona-Konferenz. Was hat die Konferenz bisher erreicht und was kann sie überhaupt bewirken?
Kuhlencord: In Bad Lippspringe wurde bereits viel Positives erreicht. Nachdem Bürgermeister Ulrich Lange die Corona-Konferenz ins Leben gerufen hat, wurden gleich erste Maßnahmen umgesetzt. Zum Beispiel wurden Pflegekräfte, aber auch Ersthelfer, geschult, damit sie Tests durchführen können. Auch die CO2-Ampel ist hier zu nennen. Sie wird selbst bei den Treffen der Corona-Konferenz streng beachtet, es wird dann regelmäßig gelüftet. Und schließlich: In Bad Lippspringe wurden FFP2-Masken an Senioren verteilt. Dabei hat es lange Schlangen gegeben. Mit dieser Maßnahme wird auch die vulnerable Personengruppe geschützt.
Am Dienstag wurde in Berlin entschieden: Lockdown bis Mitte Februar, Schulen verzichten weiter auf Präsenzunterricht und in Bussen und Bahnen müssen medizinische Masken getragen werden. Ist dies aus Ihrer Sicht der richtige Weg?
Kuhlencord: Es hat wohl jeder mitbekommen, wie sich die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten gestritten haben. Aber auch die Epidemiologen und Virologen sind sich nicht einig. Ich halte als Mediziner die Prävention für vorrangig. Deshalb befürworte ich den eingeschlagenen Weg. Leider gibt es noch kein Rezept, wie man vulnerable Gruppen schützen kann.
Reichen medizinische Masken zum Schutz aus oder würden Sie für eine FFP2-Maskenpflicht plädieren?
Kuhlencord: Ich plädiere für Masken, die dicht an den Gesichtskonturen anliegen. Das sind die FFP2-Masken, die dem Eigenschutz dienen. Sie kommen eigentlich aus der Arbeitswelt, wo sie sich bewährt haben und führen wirklich zu einem Schutz.
Wie gefährlich schätzen Sie die Virus-Mutationen ein?
Kuhlencord: Über die Mutationen aus Afrika und aus England wird zur Zeit sehr kontrovers diskutiert. Sie sind nicht gefährlicher, verbreiten sich aber schneller. Wichtig ist in jedem Fall, sich an die AHA-Regeln zu halten, auch Disziplin am Arbeitsplatz ist gefordert und keine Besuche bei den Nachbarn.
Wann halten Sie ein Ende der Corona-Pandemie für möglich?
Kuhlencord: Ich bin zwar kein Prophet, aber ausrotten werden wir die Infektion so schnell nicht. Wann es eine Herdenimmunität geben kann, ist unklar. Weitere Mutationen könnten es hinauszögern. Am Amazonas ist auch gerade eine neue Mutation aufgetreten, sie ist bei uns aber noch nicht angekommen.
Wie beurteilen Sie den Impfstart in Deutschland?
Kuhlencord: Wir sehen ja, der Januar verstreicht und die angestrebten Impfzahlen werden nicht erreicht. Die Vorbereitung auf Kreisebene und bei den niedergelassenen Ärzten hat geklappt, die Impfbereitschaft ist da - nur der Impfstoff nicht. Also ist dieser Impfstart nicht gelungen.
Wie schützen Sie sich persönlich vor einer Infektion?
Kuhlencord: In meinem beruflichen Umfeld tragen alle Personen schon seit langem FFP2-Masken, es werden keine Pausen zusammen verbracht, auch bei erforderlichen Besprechungen wird auf Abstand geachtet und es wird gelüftet. Im privaten Bereich trage ich ebenfalls FFP2-Masken, etwa beim Einkaufen. Und ich verzichte auf Treffen und Spaziergänge.
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