In Bad Lippspringe endet ein Stück lokale Gastronomie-Geschichte
Das „Speiseatelier“ ist abgerissen
Bad Lippspringe
Der Abriss des Restaurants „Speiseatelier“ in Bad Lippspringe ist vollzogen. Ein Stück lokaler Gastronomie-Geschichte neigt sich damit unwiderruflich dem Ende entgegen. Bei den älteren Badestädtern ist das Gebäude an der Detmolder Straße noch als Hotel „Zur Post“ bestens bekannt.
Norbert Welz, später ein langjähriger Pächter des Restaurants, erinnert sich noch gut an die frühere Eigentümerin Anneliese Meschede, geborene Ruhe: „Sie war wirklich eine Wirtin mit Herz und Verstand. Die Badestädter kamen gerne zu ihr, um in der Post zu feiern oder in geselliger Runde beisammen zu sitzen.“
Anneliese Meschede war mit dem Kriminalbeamten Heinz Meschede verheiratet. Beide zeigten sich über Jahrzehnte mit dem Bad Lippspringer Vereinsleben eng verbunden. Heinz Meschede war unter anderem auch Hauptmann der Westkompanie. im Jahr 1966 erfüllte er sich einen langersehnten Wunsch und avancierte zum Bad Lippspringer Schützenkönig. Ehefrau Anneliese regierte bereits vier Jahre zuvor gemeinsam mit Dr. Gerhard Gursch das Badestädter Schützenvolk.
„So verwundert es nicht, dass sich die Post mehr und mehr zum beliebten Vereinslokal entwickelte“ – auch das betont Norbert Welz. Er wurde am 1. Januar 1984 Pächter der Gaststätte und sollte es 20 Jahre bleiben. Bevor er die Nachfolge von Anneliese Meschede antreten konnte, hatte die Post einige Jahre leer gestanden. „Entsprechend groß war der Sanierungsbedarf“, so Norbert Welz.
Die vielen Vereine blieben dem neuen Wirt treu, weitere gesellten sich dazu. In besten Zeiten waren bis zu 20 Vereine regelmäßig bei ihm zu Gast: angefangen beim BV Bad Lippspringe und dem Schwimmverein über die Westkompanie und den örtlichen Schachclub bis hin zur Kolpingsfamilie und dem Kirchenchor Cäcilia.
Das Hotel „Zur Post“ war auch für seine vielen Stammgäste und Stammtische bekannt: „Wenn der Mann am späten Abend dann nach Hause kam, musste die Ehefrau nur einmal an Hemd oder Jacke schnuppern, um zu wissen, wo sich ihr Gemahl in den vergangenen Stunden aufgehalten hatte“, sagt Norbert Welz und muss dabei unwillkürlich schmunzeln. „Zu dieser Zeit gab es nämlich noch kein Rauchverbot in den Gaststätten. Und damals wurde noch kräftig geraucht. Und natürlich setzte sich der Zigarettenqualm schnell in der Kleidung fest.“
Am 31. Dezember 2003 nahm Norbert Welz Abschied von der Post. In der Folgezeit wechselten zweimal die Pächter.
Am Ende wurde auch der Name ausgetauscht. Aus dem Hotel „Zur Post“ wurde das „Speiseatelier“. Der erhoffte Erfolg blieb aber aus. Seit dem Jahr 2015 stand das Restaurant schließlich leer. Die Stadt wurde neuer Pächter und richtete hier eine Flüchtlingsunterkunft ein.
Heutiger Eigentümer der Immobilie ist Mikael Uygul von der IPRO Bau GmbH in Paderborn. „Aktuell ist noch nicht entschieden, was nach dem Abriss des Gebäudes mit dem 1500 Quadratmeter großen Grundstück geschehen soll“, machte Uygul gegenüber dieser Zeitung deutlich und fügte hinzu: „Wir befinden uns noch in der Planungsphase. Ich bin aber optimistisch, in drei bis vier Monaten etwas Konkretes sagen zu können.“