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„Märchen. Mythen. Morde.“

Filmemacher Peter Schanz aus Bad Lippspringe präsentiert Roadmovie durchs Hochstift

Bad Lippspringe

„Märchen. Mythen. Morde.“ heißt der vierte abendfüllende Kinofilm von Peter Schanz, der jetzt im Kreis Paderborn Premiere hat. Selbst die Verwüstungen durch den Tornado vom 20. Mai vergangenen Jahres haben es auf die große Leinwand geschafft. Daneben stehen Mordgeschichten, alte Sagen und Naturidylle in einem Dreh von „schön bis schaurig“ - so der Untertitel.

Von Reinhard Brockmann

Die „Teufelsnonnen von Pömpsen“ ziehen bei Mondschein durch den „Pürting“ genannten Kreuzgang an der Busdorfkirche sowie zur Meinolfuskapelle im Friedenstal bei Böddeken. Foto: Blautann-Film

Ein knappes Dutzend Locations nutzt der Bad Lippspringer Filmemacher für ein Roadmovie im Kreisgebiet. Weitere Sets finden sich im Höxterschen. Den Anfang macht Odins Filmtheater in Bad Lippspringe am 13. und 18. Januar um 19.30 Uhr. Es folgen das Paderborner Pollux (2. und 4. Februar, 19.30 bzw. 17Uhr), sowie das Heimatzentrum Senne Hövelhof (5. März, 16.00 Uhr) und die Stadthalle Delbrück (28. März, 19.00 Uhr).

Schon der Auftakt ist schräg bis heiter „Arnies Magical History-Tours“ starten an der Wewelsburg, führen zu den Ausgrabungen unter dem Dom und schließlich zu den Tornado-Zerstörungen an der Dielenpader. „Sah' scho’ mal besser aus“, raunt der Althippie im klapprigen Reisegefährt. Als Sprecher erzählt Multitalent Peter Schanz mit sonorer Stimme aus dem Off, wie der Germanengott Wotan die Paderquellen erschuf. Zu viel Met und ein altes Bärenfell standen angeblich Pate. Exakt so, wie es der Sagenbrunnen vor der Sparkassenzentrale darstellt.

Gewohnt augenzwinkernd präsentiert Schanz mit seinen gut 50 Helfern und Laienschauspielern einen Mix aus dunklen Mächten, vergessenen Bluttaten und bass erstaunten Heimatforschern. Mal schießt ein glückloser Jäger den Dachdecker von der Wewelsburg (gedreht auf Burg Dringenberg), mal spüren die History-Tourer dem Geheimnis der blauen Blume am Hofe Karls des Großen nach.

Wie aus den Filmen um den „Wildschütz Klostermann“, „Corona-Cowboys“ und „Mystische Orte“ bekannt, geht es stets um Spielhandlungen, freche Kommentare und Abgründe beim Blick in die Seele der Westfalen. Ohne einen sagenhaften Schatz oder einen großen Sagenschatz, das weiß die wachsende Fangemeinde, geht es bei Schanz nicht. Die Menschen im Hochstift kennen so viele Geschichten, sie müssen nur ins Bild gesetzt werden.

Schließlich rückt eine Pflichtlektüre aus alten Schultagen in den Blick der Kinobesucher. Es geht um eine Mordtat bei Brakel-Bellersen. Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff hat den Krimi unter dem Titel „Judenbuche“ zum Literaturklassiker erhoben. Die historisch verbürgte Gerichtsverhandlung findet 250 Jahre später noch einmal in der Paderborner von-Haxthausen-Residenz sowie in Sakristei und Kapitelsaal des Domes statt.

Der Bad Lippspringer Filmemacher Peter Schanz filmt selbst in den Ausgrabungen unter dem Kirchenschiff des Paderborner Domes und in der 1000-jährigen Bartholomäuskapelle. Foto: Blautann-Film

Das Geheimnis der Schanz-Filme liegt in der Auswahl markanter Gesichter und beeindruckender Drehorte. So ziehen die „Teufelsnonnen von Pömbsen“ bei Mondschein durch den „Pürting“ genannten Kreuzgang an der Busdorfkirche. Die Meinolfuskapelle im Friedenstal bei Böddeken dient für Nachtaufnahmen.

Trotzdem ist nicht alles einfach nur „Wunderschön“ wie in der gleichnamigen und kritiklos alles bejubelnden West3-Reiseserie. Heimatfilmer Schanz zeigt neben klaffenden Wunden im Paderquellgebiet auch massive Waldschäden in der Egge. Borkenkäfer, Trockenheit und ein Jahrzehnt der Stürme spielen eben auch eine Rolle: Ostwestfalen schön bis schaurig.

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