Orchester „festival:philharmonie westfalen“ brilliert unter der Leitung von Michael Zlabinger
Wienerisches Neujahrskonzert im Kongresshaus Bad Lippspringe
Bad Lippspringe
In Bad Lippspringe sind die relativ jungen Profi-Philharmoniker der „festival:philharmonie westfalen“ längst gern gesehene respektive gern gehörte Orchestermusiker im Kongresshaus. Nicht nur die vorbildlichen Wiener Philharmoniker können’s, auch das westfälische Festival-Ensemble bot nach zweijähriger, pandemiebedingter Pause erneut ein gelungenes Neujahrskonzert.
Intendant Dirk Klapsing erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass dieses Orchester bereits zum dritten Mal in Bad Lippspringe auftritt. Mit ihm übermittelten dann zahlreiche Orchestermitglieder in ihren unterschiedlichen Herkunftssprachen Neujahrsgrüße an die Konzertbesucher. Die Leitung des Orchesters oblag dem 1984 in Wien geborenen Michael Zlabinger, der auch seit 2022 den Posten des Chefdirigenten der „festival:philharmonie westfalen“ mit Sitz in Borken innehat. Der 38-Jährige kann längst eine respektable, internationale Dirigentenkarriere verweisen. Als gebürtiger Wiener stellt er für ein Konzert mit Werken der Strauss-Familie gleichsam die natürliche Idealbesetzung dar. Obendrein verstand es Zlabinger, den Konzertabend informativ und geistreich zu moderieren.
Im Konzert dominierten Kompositionen von Johann Strauss Sohn (1825 – 1899): die Ouvertüre zur Operette „Die Fledermaus“, die Polka „Eljen a Magyar“, der Walzer „Wein, Weib und Gesang“, der „Egyptische Marsch“, Die Polka „Fata morgana“, der Walzer „Nordseebilder“, die „Orpheus-Quadrille“ mit Zitaten aus Offenbachs Oper „Orpheus in der Unterwelt“, die Polka „Vergnügungszug“ und der Walzer „Accelerationen“. Carl Michael Ziehrer (1843-1922) war nach der Strauss-Ära der vierte und letzte k.k. Hofballmusikdirektor. Mit seiner „Fächer-Polonaise“ op. 525 wird alljährlich der traditionsträchtige Wiener Opernball eröffnet. Das Orchester spielte dieses Renommierstück mit geradezu federleichter Eleganz.
Publikum fordert Zugaben
Der 1974 in Budapest geborene Geigenvirtuose Jozsef Lendvay, der unter anderem mit Stardirigenten wie Simon Rattle, Justus Frantz und Iván Fischer musizierte, spielte den Solopart in „Scene de ballet“ op. 100 des belgischen Komponisten Charles-August Bériot (1802-1870), ein Werk, das sehr unterschiedliche, violinistische Anforderungen stellt. Dass Lendvay ein Meister seines Faches ist, bewies er mit der Zugabe „Perpetuum mobile“ des legendären „Teufelsgeigers“ Nicolò Paganini. Die Orchesterfassung wurde von den Philharmonikern sehr umsichtig begleitet, um dadurch den Solisten in der Lautstärke nicht zu übertönen. Ein wenig aus der Wiener Reihe tanzte das Orchester mit dem sambaähnlichen, mitreißenden „Tico-Tico no Fubá“ von Zequinha de Abreu (1917).
Das Bad Lippspringer Publikum zeigte sich am Ende begeistert und forderte Zugaben. So spielte das Orchester drei Zugaben-Klassiker: den Walzer „An der schönen, blauen Donau“ von J. Strauss Sohn, den unvermeidlichen Mitklatsch-Radetzky-Marsch von J. Strauss Vater und – passend zur vorangegangenen „Orpheus-Quadrille“ - den „Can-Can“ aus Jacques Offenbachs Oper „Orpheus in der Unterwelt“. Mit langanhaltenden Ovationen bedankten sich die zahlreichen Zuhörer beim Orchester, das 2012 seinen entscheidenden Entwicklungsimpuls mit der „Penderecki musik:akademie westfalen“ erhielt. Talentierte Musiker aus der ganzen Welt versammelten sich unter der Leitung des berühmten, polnischen Komponisten und Dirigenten Krzysztof Penderecki in Borken, um hier für mehrere Wochen zu proben und schließlich gemeinsam als erfolgreiches und vielversprechendes Orchester aufzutreten.
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