1. www.westfalen-blatt.de
  2. >
  3. OWL
  4. >
  5. Bad Wünnenberg
  6. >
  7. Mit Spürsinn zum perfekten Kaffee

  8. >

Florian Speer aus Lichtenau schließt Lehre zum Automatenfachmann als Landes- und Bundesbester ab

Mit Spürsinn zum perfekten Kaffee

Lichtenau/Bad Lip...

Kaffee macht wach am Morgen, sorgt dafür, dass der Arbeitstag im Büro Fahrt aufnimmt und trickst das Nachmittagstief aus. Und wenn die Kaffeemaschine mal kaputt ist? Dann ist das eine mittlere Katastrophe! Und ein Fall für das Bad Lippspringer Unternehmen Elektronik Service Küsters.

Hanne Hagelgans

Wenn der Kaffeevollautomat streikt, weiß Florian Speer, was zu tun ist, um den Fehler zu finden und zu beheben. Der Lichtenauer hat seine Lehre zum Automatenfachmann beim Unternehmen Elektronik Service Küsters in Bad Lippspringe als Landes- und Bundesbester abgeschlossen. Foto: Oliver Schwabe

Hier werden Kaffee-Vollautomaten verkauft, vor allem aber repariert und gewartet. Und hier arbeitet der aktuell beste Auszubildende der Fachrichtung Automatenfachmann im ganzen Land Nordrhein-Westfalen und sogar bundesweit. Florian Speer aus Lichtenau hat nach Ende seiner dreijährigen Ausbildung seine Abschlussprüfung vor der Industrie- und Handelskammer als Landes- und Bundesbester bestanden.

Gebastelt und an technischen Geräte getüftelt habe er immer schon gerne, erzählt er. War etwas kaputt (oder versprach das Innenleben auch nur interessant zu sein), wurde es kurzerhand aufgeschraubt. Passend dazu entschied sich Florian für ein Praktikum in einem Radio- und Fernsehgeschäft, das ihm viel Spaß machte, und in seiner weiteren Schullaufbahn für ein Fachabitur der Elektrotechnik am Richard-von-Weizsäcker-Berufskolleg, bevor er dann seine Ausbildung in Bad Lippspringe antrat.

Sein Chef Ron Küsters ist gelernter Radio- und Fernsehtechniker. Doch er sattelte um auf Kaffeevollautomaten. „Fernseher lässt heute fast niemand mehr reparieren“, erläutert er, „bis die kaputt gehen, dauert es lange, und dann lohnt sich eine Reparatur meist nicht mehr, weil es günstiger ist, gleich ein neues Gerät zu kaufen.“

Bei Kaffee-Vollautomaten sehe das ganz anders aus, weiß er. Hoher Druck, kalkhaltiges Wasser und häufiger Gebrauch sorgten dafür, dass auch hochwertige Geräte nach einiger Zeit zumindest eine gründliche Wartung, wenn nicht sogar eine Reparatur benötigten. Und weil so ein Gerät leicht einige hundert Euro, aber auch deutlich mehr kosten kann, lohne sich das wirtschaftlich fast immer, betont Küsters.

Sein Unternehmen mit zurzeit zehn Mitarbeitern benötige einen bis zwei Tage, bis der Kunde sein Gerät zurück hat – und der Kaffee wieder perfekt schmeckt. Die grundlegende Technik habe sich in den vergangenen 10 bis 15 Jahren kaum geändert, sagt Küsters. Schwingankerpumpen, Thermoblöcke, Brühgruppen und Mahlwerke funktionierten alle nach einem ähnlichen Prinzip. Lediglich im Design, bei Touch-Displays und vielleicht der Aufschäumtechnik gebe es schon mal Veränderungen.

Schnell herauszufinden, wo der Defekt liegt, ist eine der Hauptaufgaben, die Florian Speer und seine Kollegen mehrmals am Tag lösen. Ein bisschen detektivischer Spürsinn ist dabei sicherlich nützlich, vor allem aber Erfahrung. „Irgendwann weiß man, wonach man gucken muss“, sagt der Lichtenauer.

Auch in seiner so perfekt gemeisterten Abschlussprüfung bekam er neben anderen Aufgaben ein defektes Gerät auf den Tisch, bei dem er möglichst rasch den Fehler finden und natürlich beheben musste.

Obwohl sich ein großer Teil seines Arbeitstages in der Werkstatt abspielt, ist Florian Speer auch viel unterwegs. Denn das Unternehmen wartet und repariert auch vor Ort große gewerbliche Kaffee- und Snackautomaten in Unternehmen und Gastronomien in einem Einzugsbereich, der von Bielefeld bis Borgentreich reicht.

Doch auf Achse zu sein, ist für Florian nichts Neues. Denn für seine Ausbildung musste er regelmäßig nach Espelkamp im Kreis Minden-Lübbecke fahren, wo sich (wegen der Nähe zum Großunternehmen Gauselmann) die nächstgelegene Berufsschule für Automatenfachleute befindet.

Obwohl oder gerade weil er täglich mit Kaffee zu tun hat, trinke er den schwarzen Muntermacher auch selbst gern, sagt Florian Speer. Doch würde sein Chef denn überhaupt einen Mitarbeiter einstellen, der sich persönlich gar nichts aus Kaffee macht? Ron Küsters schmunzelt: „Den Fall hatten wir hier bisher noch nicht...“

Startseite
ANZEIGE