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Behörden folgen Anregung der Gemeinschaft für Naturschutz im Altkreis Büren

Neues Vogelschutzgebiet wird in den Kreis Paderborn hinein ausgeweitet

Büren/Bad Wünnenberg

Vögel kümmern sich nicht um Kreis- oder Regierungsbezirksgrenzen. Weil das so ist, wird ein im Hochsauerlandkreis geplantes Vogelschutzgebiet nun auf den Südkreis Paderborn ausgeweitet. Betroffen sind Waldflächen in Bad Wünnenberg und Büren.

Von Hanne Hagelgans

Der Neuntöter, den Hobbyfotograf Harald Drüke in der Feldflur in Bad Wünnenberg-Fürstenberg vor die Linse bekommen hat, gehört zu den Zielarten des neuen Vogelschutzgebietes. Ursprünglich nur im Hochsauerlandkreis geplant, wird es nun auf den südlichen Kreis Paderborn ausgeweitet. Foto: Harald Drüke

Das Diemel- und Hoppecketal mit seinen Wäldern bei Brilon und Marsberg ist schon länger als neues Vogelschutzgebiet (VSG)  vorgesehen. Bei der ersten Offenlage meldeten sich verschiedene Interessenten zu Wort, darunter auch die Gemeinschaft für Naturschutz (GfN) im Altkreis Büren. Sie schlug vor, das Schutzgebiet auch auf den Südkreis auszuweiten. Denn die Arten, die geschützt werden sollen, etwa der Neuntöter oder der Raubwürger, gebe es auch in den angrenzenden Wäldern in den Kommunen Büren und Bad Wünnenberg. 

Die Behörden gingen auf die Anregung ein, prüften und veränderten daraufhin die Flächenkulisse. „Wir freuen uns, dass die Bezirksregierung Arnsberg, unterstützt vom Landesamt für Naturschutz, unseren Vorschlag aufgegriffen hat, die geplanten Flächen nicht an den Kreisgrenzen enden zu lassen, sondern aufgrund der Vorkommen der Zielvogelarten auch einige der von uns vorgeschlagenen Flächen im Paderborner Südkreis ausgewählt hat“, betont GfN-Vorsitzender Hubertus Nolte und ergänzt: „Eine Ausweisung eines 15.000 Hektar großen Schutzgebietes mit diesem Schutzstatus ist in heutiger Zeit eher ungewöhnlich, umso erwähnenswerter ist die Haltung des Landes, dieses als neues Gebiet nach Brüssel zu melden.“

3000 Hektar kommen im Kreis Paderborn hinzu

So erhalte der Kreis Paderborn voraussichtlich 3000 Hektar neue Vogelschutzgebiete. Dort fänden sich Brut- und Lebensräume zahlreicher seltener Vogelarten, die nach EU-Vogelschutzrichtlinie als schutzbedürftig einzustufen sind, allen voran der Raubwürger, der Neuntöter und der Grauspecht. Der Verein für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis (HSK) habe jahrelang die Vorkommen kartiert und aufgrund der besonderen Populationsdichte dieses Gebiet vorgeschlagen.

Das Landesamt für Naturschutz (LANUV) prüfte als zuständige Landeseinrichtung die gemeldeten Daten und bestätigte die Eignung des Gebietes. So macht das Vorkommen des Raubwürgers in diesem Gebiet allein mehr als 35 Prozent seines gesamten Vorkommens in Nordrhein-Westfalen aus. Aber auch für weitere Vogelarten wie Eisvogel, Uhu, Schwarzmilan, Schwarzstorch, Schwarzspecht, Mittelspecht, Raufußkauz, Rotmilan und Wiesenpieper wurden hier landesweit bedeutsame Populationen festgestellt.

Im Frühjahr 2021 hatte die Bezirksregierung Arnsberg den Plan zur Ausweisung offengelegt, jedoch wurde das Gebiet in der ursprünglichen Planung entlang der politischen Kreis- und Bezirksgrenze scharf abgeschnitten. Die Gemeinschaft für Naturschutz im Altkreis Büren mit Sitz in Bad Wünnenberg verwies jedoch in ihrer Stellungnahme auf ähnlich gute Populationsdichten der Vögel in den Wäldern und Tälern der angrenzenden Paderborner Hochfläche und wurde dabei vom Rat der Stadt Bad Wünnenberg unterstützt.

Auch der Raubwürger ist eine Art, die durch das neue Gebiet besser geschützt werden soll. Foto: Harald Drüke

Das ursprüngliche geplante Gebiet im Hochsauerlandkreis werde nach der erfolgreichen Stellungnahme der GfN nun um rund 3000 Hektar im Süden des Kreises Paderborn erweitert. Berücksichtigt würden allerdings nur Waldflächen im Ringelsteiner Wald, dem Leiberger Wald und im Bereich Messenberg und Lühlingsbachtal zwischen dem Wünnenberger Oberfeld und Bleiwäsche, erläutert Huberts Nolte. Diese Waldflächen seien im öffentlichen Besitz und unterlägen bereits jetzt unterschiedlichen Schutzbestimmungen, die nun aber deutlich erweitert werden.  Mit rund 15.000 Hektar entspreche das neue Vogelschutzgebiet etwa der Größe des Schutzgebietes Medebacher Bucht, sei aber deutlich kleiner als das Schutzgebiet Hellwegbörde mit Schwerpunkt im Kreis Soest.

Mit dem Status als Vogelschutzgebiete sind die Bereiche für die Bebauung mit Windrädern laut Gesetz tabu. Das, so erläutert Hubertus Nolte, solle auch bei den neuen Windausbau-  beziehungsweise Regionalplänen so bleiben. Die Flächen gelten dann als harte Tabuzonen. Die mit Windrädern beplanbare Fläche in den beiden Kommunen Büren und Bad Wünnenberg nehme damit zwar um 3000 Hektar ab. Schwierigkeiten, die gesetzlich geforderte Windkraftquote zu erfüllen, dürfte es aber dadurch nicht geben, erwartet Nolte. Bad Wünnenberg liege bereits jetzt deutlich über dem geforderten Anteil, in Büren dürfte das ähnlich sein.

„Vögel sind immer auch Repräsentanten bestimmter Lebensräume, spezifischer Landschaften oder Biotope. Ihre Häufigkeit und ihr Bruterfolg geben wertvolle Hinweise über die Qualität ihrer Lebensräume und damit auch unserer Umwelt“, so Hubertus Nolte, „so gesehen ist in den Wäldern entlang von Afte und Alme die Welt noch in Ordnung, was uns als Naturschützer vor Ort positiv stimmt.“

Die Zielvogelarten wie Raubwürger und Neuntöter benötigten reich strukturierte Lebensräume mit Waldrändern, dornigen Hecken und einzelnen Ansitzbäumen. „Die Bad Wünnenberg Feldflur verfügt noch, wie mit dem Landschaftsschutzgebiet Golmeketal und den ebenfalls geschützten Flächen südlich der Körtge bei Fürstenberg, über entsprechende Lebensräume im Offenland“, stellt Hubertus Nolte klar, „hier sollte überlegt werden, diese wichtigen Flächen ebenfalls in die Kulisse des neuen Vogelschutzgebietes zu übernehmen.“ Die GfN werde das in der zurzeit laufenden erneuten Offenlage, die am 27. März endet, nochmals vorschlagen, so Nolte.

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