Viel Kritik für Menstruations-Produkt
"Pinky Gloves": Shitstorm nach Auftritt bei "Die Höhle der Löwen"
Olfen
Pinke Handschuhe, die ein „Frauenproblem“ lösen: Mit dieser Idee waren Andre Ritterwürden aus Olfen im Münsterland und Eugen Raimkulow aus Bad Wünnenberg am Montagabend bei der Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ erfolgreich. Doch dem Lob der Jury und Investoren folgte harsche Kritik, besonders von Frauen. Der Hashtag #pinkygloves war am Mittwoch teilweise der meistgenutzte Hashtag in Deutschland, kritische Videos und Posts zu dem Produkt der beiden Münsterländer wurden millionenfach angeschaut und geklickt.
Es sei nicht immer möglich, Tampons und andere Damen-Hygieneartikel problemlos zu entsorgen, erklärten Ritterwürden und Raimkulow zu Beginn ihres Auftrittes bei „Die Höhle der Löwen“. Bei der Show für Gründer und Start-ups suchten die beiden Männer einen Investor für ihre „Pinky Gloves“. „Ein Handschuh zur praktischen und hygienischen Entsorgung von Damen-Hygieneartikeln“, priesen die beiden 32-Jährigen ihr Produkt an.
"Sind mit Frauen verheiratet"
Mit dem pinken Handschuh könnten Frauen gebrauchte Tampons entnehmen, den Handschuh umstülpen und dann zukleben. „Sauber, auslaufsicher und geruchsneutral“, warben die beiden Männer, die sich bei der Bundeswehr kennengelernt hatte, in der Sendung des Senders Vox. Ihre Idee sei ihnen gekommen, als sie mit Frauen in einer Wohngemeinschaft lebten. Als Juror Carsten Maschmeyer einwarf, dass ihm die Frau im Team von Raimkulow und Ritterwürden fehle, erklärten die beiden Gründer, dass auch Frauen an der Produktentwicklung beteiligen gewesen seien. Außerdem seien beide mit Frauen verheiratet.
Die Juroren und Jurorinnen schienen überzeugt. Es gab ausschließlich Lob, gleich zwei wollten investieren. Am Ende bekam Investor Ralf Dümmel den Vorzug vor Nils Glagau und erhielt 20 Prozent der Firmenanteile für 30.000 Euro. Die Freude bei Eugen Raimkulow und Andre Ritterwürden war groß. „Jetzt können wir mit einem so starken Partner durchstarten“, sagten die beiden Männer am Ende der Show und formulierten ein ehrgeiziges Ziel: „Pinky soll in jede Damenhandtasche kommen“.
Shitstorm bei Twitter und Co.
Doch nach der Euphorie folgte die Resignation. Denn in den sozialen Netzwerken ist inzwischen ein „Shitstorm“ gegen die selbsternannten „Frauenversteher“ Raimkulow und Ritterwürden entbrannt. Die beiden Gründer sehen sich heftiger Kritik ausgesetzt. In dem sozialen Netzwerk Twitter war der Hashtag #pinkygloves zwischenzeitlich der meistgenutzte überhaupt. Dort hieß es „Pinky Gloves“ seien nur wie einfache Einweghandschuhe, die teuer vermarktet werden. Die Farbe pink spiele mit Stereotypen, die Handschuhe seien zudem gar nicht wie behauptet umweltfreundlich. An sich seien sie zwar wie beworben recycelbar, aber nicht mit den Tampons oder anderen Damen-Hygieneartikeln in Kombination.
In inzwischen millionenfach geklickten Videos auf Instagram und Co. wird das Produkt als rückschrittlich, sexistisch und unnötig beschrieben. Raimkulow und Ritterwürden wird zudem Mansplaining vorgeworfen. Das bedeutet, dass Männer Frauen die Welt erklären wollen. Außerdem würden die beiden die Menstruation als unnatürlich darstellen.
Auf ihrem eigenen Instagram-Kanal äußerten sich die beiden Männer inzwischen zu Teilen der Vorwürfe. „Auf keinen Fall wollten wir zum Ausdruck bringen, dass die Menstruation etwas Ekliges ist“, erklärt Ritterwürden und fügt hinzu: „Wir wollten niemanden verärgern.“ Auf Nachfrage dieser Zeitung, sagte Ritterwürden, es werde sich jetzt ums Krisenmanagement gekümmert. Wie das aussehe, wollte er nicht verraten. Zu der Kritik könne man sich aktuell nicht weiter äußern.
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