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Kirchborchenerin Theresa Rhode engagiert sich in Namibia für Bildung und die Versorgung mit Lebensmitteln in der Corona-Krise

„Lockdown hat viele hart getroffen“

Kirchborchen/Namibia

Eigentlich zeichnet der Verein Tangeni Shilongo Namibia mit der Kirchborchenerin Theresa Rhode im Vorstand verantwortlich für Bildung in einem Township in dem afrikanischen Land. Doch die Corona-Pandemie und der damit verbundene harte Lockdown im vergangenen Jahr haben viele Menschen in Existenznot gestürzt.

Sonja Möller

Die Schüler des Schulprojekts freuen sich auf die Rückkehr zum Unterricht. Das Schulcenter ist noch beschädigt, wird aber repariert. Foto: Tangeni Shilongo Namibia e.V.

Kleine und mittelständische Unternehmen mussten aufgeben. Es fehlte am nötigsten bei den Bewohnern des Townships. Bislang hat der Verein 25.000 Euro für die Beschaffung und Verteilung von 50 Tonnen frischer Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und Maismehl bereitgestellt.

Theresa Rhode ist seit Mitte Oktober selbst vor Ort in Namibia. Dort hat sie mit ihren Vorstandskollegen Volkan Sazli und Malina John unter anderem sieben Stipendiaten für das Open-Doors-Stipendienprogramm ausgewählt und Kooperationspartner vor Ort kennen gelernt. „Wir haben auch selbst beim Packen der Lebensmittelpakete geholfen und haben den größten Respekt vor den Ehrenamtlichen, die Woche für Woche etwa 25 Kilogramm schwere Pakete packen und verteilen“, erzählt Theresa Rhode.

Die 25-Jährige hat ihren Aufenthalt in Namibia verlängert und bleibt vermutlich bis Anfang März. „Da meine Hochschule auf Online-Unterricht umgestellt hat, gibt es für mich erstmal keinen Grund zurück nach Deutschland zu kommen. Und hier gibt es immer irgendwas zu tun“, berichtet Theresa Rhode am Telefon.

Unter anderem setzt sie sich im Verein dafür ein, dass möglichst viele Kinder und Jugendliche nach der Krise wieder zur Schule gehen können. „In der deutschen Tageszeitung hier vor Ort habe ich gelesen, dass 31.000 Schüler nach dem Lockdown nicht in die Schulen zurückgekehrt sind. Sie können es sich nicht mehr leisten“, schildert die 25-Jährige.

Theresa Rhode mit Schülern des Schulprojekts. Foto: Tangeni Shilongo Namibia e.V.

Zwar ist der Schulbesuch in Namibia kostenlos, aber es müssen Voraussetzungen wie das Tragen einer Schuluniform und Schulmaterialien wie Stifte und Hefte vorhanden sein. „Und viele können sich diese Utensilien einfach nicht mehr leisten“, betont Theresa Rhode.

Derzeit sind in Namibia noch Sommerferien, die aufgrund der Corona-Krise einige Tage verlängert wurden. Um danach möglichst viele Schüler zurück in den Unterricht zu bekommen, verteilt der Verein Tangeni Shilongo Namibia Schuluniformen und Lernmaterialien. Dafür werden zur Zeit Unterstützer und Spender gesucht.

Auch das Center für das vom Verein unterstützte DRC School Projekt hat durch den Corona-Lockdown gelitten. Scheiben sind zerbrochen worden, Türen wurden zum Teil entfernt. „Die Menschen haben alles verkauft, was möglich war, um Lebensmittel zum überleben zu kaufen“, schildert Theresa Rhode die oft ausweglose Lage der Menschen.

Einige teure Lehrmaterialen wie Fernseher konnten die Lehrer des Schulprojekts zuhause in Sicherheit bringen. Die baulichen Schäden sind oder werden repariert, berichtet Theresa Rhode. Der Verein will jetzt vor allem das Schulcenter mit dem Notwendigem ausstatten, damit der Unterricht wieder beginnen kann.

Doch damit ist es nicht getan. Das nächste große Projekt steht unmittelbar bevor: „Wir müssen das Schulcenter grundlegend renovieren und haben dafür einen Kostenvoranschlag anfertigen lassen“, berichtet Theresa Rhode, die an der Hochschule Osnabrück studiert. Eventuell bleibt sie aber auch länger und schließt direkt ihre Masterarbeit an. Die schreibt sie im Bereich Management in Non-Profit-Organisationen entweder über Suppenküchen in Namibia und deren Effizienz oder über Netzwerkbildungen von Non-Profit-Organisationen.

Eigentlich wollte Theresa Rhode schon vor Weihnachten zurückfliegen, doch da ihre Hochschule in Osnabrück komplett auf Online-Unterricht umgestellt hat, entschied sie, in Namibia zu bleiben. „Hier fühle ich mich sicher. Ich lebe in einer Gastfamilie etwa eineinhalb Autostunden von dem Township der Küstenstadt Swakopmund entfernt, in dem unser Schulprojekt stattfindet“, erzählt die 25-Jährige.

Und wie ist die Corona-Situation vor Ort in Namibia? „Corona ist da, aber die Fallzahlen sind bezogen auf die Landesgröße und die Einwohnerzahl im Vergleich zu Deutschland gering. Es lassen sich auch nicht so viele testen“, informiert Theresa Rhode.

Durch das Weihnachtsfest sei eine zweite Corona-Welle losgetreten worden, durch die die Zahlen deutlich angestiegen sind. Trotzdem aber auf niedrigem Niveau, berichtet Rhode. Der Lockdown ist mittlerweile beendet. Die Regeln wie Maskenpflicht im Supermarkt sind teils verschärft worden, aber längst nicht so streng wie in Deutschland. „Namibia ist aber auch dreimal so groß wie Deutschland und hat nur 2,7 Millionen Einwohner“, hat Theresa Rhode recherchiert.

Besonders freut sie sich auch auf die Zusammenarbeit mit den Stipendiaten, die der Verein für das Open-Doors-Stipendienprogramm ausgewählt hat. Insgesamt ermöglicht der Verein damit jetzt neun jungen Menschen ein Studium mithilfe einer monatlichen finanziellen Unterstützung. „Wir planen, alle Stipendiaten zusammenzuführen“, erzählt sie. Sie sollen ermutigt werden, gemeinsam Kampagnen zu erarbeiten, die ihr Land verbessern“, berichtet Theresa Rhode. Und so die nächsten tollen Projekte zu starten.

Detaillierte Informationen zu dem Verein Tangeni Shilongo Namibia und den anstehenden Projekten gibt es hier: www.tashna.de .

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