L755: Gemeinde und Projektpartner stellen Bürgern Planung vor
Erste Bauphase der Sanierung der Ortsdurchfahrt Borchen startet am 17. April
Borchen
In vier Jahren soll die Sanierung der Ortsdurchfahrt Borchen (L755) planmäßig abgeschlossen sein. Worauf die Bürger sich im ersten Bauabschnitt einstellen müssen, darüber informierte die Gemeinde Borchen jetzt mit allen Projektpartnern bei einer Bürgerversammlung.
Hält der Zeitplan, ist von der jetzt engen und unübersichtlichen L755 nichts mehr übrig. Stattdessen ist die zentrale Verkehrsachse auf die Bedürfnisse von Radfahrern und Fußgängern angepasst, bietet Barrierefreiheit und deutlich mehr Sicherheit. Bis es so weit ist, müssen sich die Bürger allerdings auf einige Einschränkungen einstellen.
Die Fakten
In den kommenden vier Jahren wird die L755 vom Kreisverkehr Lidl bis zur Einmündung Dicke Linde komplett auf links gezogen. Die Fahrbahndecke wird von Grund auf erneuert, die Gehwege barrierefrei ausgebaut und Querungshilfen gebaut. Zudem verhindert eine Hangsicherung zwischen Altenaubrücke und Höhe Hausnummer 9 der Altenaustraße ein weiteres Absacken des Hangs in Richtung Wohnbebauung. Alle Versorgungsleitungen und das Kanalnetz werden verbessert oder erneuert. Kurzum: Die zentrale Verkehrsachse durch Nord- und Kirchborchen erhält ein neues Gesicht.
Das sah vor zweieinhalb Jahren noch ganz anders aus, als Bürgermeister Uwe Gockel sein erstes Gespräch mit Landesbetrieb Straßenbau NRW hatte. Er erinnert sich an „viel Überzeugungsarbeit“ und „völlig unterschiedliche Standpunkte“: „Unsere Sichtweise beschränkte sich nicht darauf, den Verkehr als Umleitungsstrecke der A33 möglichst zügig durch Borchen zu treiben, sondern Fuß- und Radverkehr ausreichend Raum zu geben“, berichtete Gockel.
Die Gemeinde holte sich mit einem Ingenieurbüro einen externen Planer ins Boot. Donald Welling stellte die Kernpunkte vor, die vor allem den derzeit zurückgedrängten Fußgängern und Radfahrern gerecht werden. Die teils nur einen Meter breiten Huckel-Gehwege aufgrund der Absenkung der Grundstückszufahrten werden einheitlich durch ein fünf Zentimeter hohes Rundbord ausgetauscht. Die Kreisverkehre bekommen barrierefreie Übergänge und es entstehen Mittelinseln. Bis auf zwei kurze Unterbrechungen wird es in der Ortsdurchfahrt durchgängig 1,50 Meter breite Schutzstreifen für Radfahrer auf beiden Seiten der Fahrbahn geben.
Vier Jahre Einschränkungen
„Es kommen die nächsten vier Jahre Einschränkungen auf uns zu. Ich sehe die Erneuerung der L755 als große Herausforderung für uns alle, aber auch als große Chance“, sagte Gockel und hat gute Nachrichten für alle Anlieger: „Nach Aussagen von Ministerin Ina Scharrenbach werden die nach dem Kommunalabgabengesetz NRW anfallenden Beiträge für die Anwohner zu 100 Prozent vom Land übernommen.“
Der erste Bauabschnitt ist für 2023 und 2024 geplant und führt vom Kreisverkehr Lidl bis zur Wegelange. Eingeteilt ist der Abschnitt in vier Bauphasen, von denen die erste am unspektakulärsten sein dürfte. Vom 17. April an führt der Landesbetrieb vom Kreisverkehr Lidl bis zur Kreuzung Altenaustraße/Hauptstraße eine reine Deckensanierung durch. Der Verkehr wird über den Stadtweg umgeleitet. Fußgänger und Radfahrer können den Sanierungsbereich über einen 1,30 Meter breiten Schotterweg passieren.
Knifflige Bauphase zwei mit Untergrundsanierung
Kniffelig wird es in Bauphase zwei, die an der Kreuzung Altenaustraße/Hauptstraße beginnt. „Ab hier bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. Wir gehen in die Tiefe und erneuern den Untergrund“, sagt Björn Becker von Straßen NRW. Bodengutachten haben ergeben, dass in diesem Bereich der Boden nicht mehr tragfähig ist und der Hang abrutscht. Risse und Löcher im Asphalt sind die Folge. Es besteht dringender Sanierungsbedarf. Stabilität soll eine 50 Meter lange Gabionenstützwand bringen, die aus einem Drahtgeflecht mit Steinen besteht und in der Tiefe eingesetzt wird. Dafür müssen alle Versorgungsleitungen auf die andere Fahrbahnseite verlegt werden, was Becker als „besondere Herausforderung“ bezeichnet.
Um den Schulbusverkehr nicht einzuschränken, werden erst ab den Sommerferien die Überwege am Kreisverkehr behindertengerecht ausgebaut und bekommen taktiles Pflaster. Der Verkehr wird dann über eine Ampel geregelt.
Straßen NRW betont, dass die Bürger während der ganzen Zeit über eine Projektseite im Internet auf dem Laufenden gehalten werden, die fortlaufend aktualisiert wird. Außerdem wird es ein Anlaufbüro vor Ort geben, in dem Hans-Erich Karthaus von Straßen NRW einmal wöchentlich zu einem festen Termin Fragen der Bürger beantwortet. Außerdem ist er immer ansprechbar, wenn er vor Ort ist. Während der Bauzeit führt die Umleitung der A33 über die B1 und die L752.
Gleichzeitig erneuert und saniert Westfalen Weser die Versorgungsleitungen und Kanäle umfassend. Dazu gehört die Sanierung der Hauptwasserleitungen, der Austausch der Starkstromkabel, der Ausbau der sicheren Kommunikationsleitungen für die kritische Infrastruktur und Schutzmaßnahmen für Gasleitungen. „Außerdem bauen wir das Stromnetz für die Mobilitäts- und Energiewende aus und sanieren zahlreiche Hausanschlüsse“, erläuterte Matthias Trusch.
Busse werden umgeleitet - Schulverkehr ist sicher
Die Sanierung wirkt sich auch auf den öffentlichen Personennahverkehr aus. Der Nahverkehrsverbund Paderborn-Höxter (NPH) hat für die Bauzeit einen Ersatzfahrplan aufgestellt, der zuverlässige Busverbindungen sicherstellt. Der gesamte Busverkehr wird während der ersten Bauphase über den Stadtweg umgeleitet. Die Haltestellen Brücke und Schulzentrum entfallen im Linienverkehr. „Der gesamte Schülerverkehr ist sichergestellt. Es gibt zwar Umleitungen, aber die Schüler erreichen rechtzeitig ihre Schulen, egal ob in Borchen, Lichtenau oder Paderborn“, betont Marcus Klugmann vom NPH. Der Zeitverzug ist mit 5 Minuten eingeplant.
Die Umleitung der Busse erhöht den Verkehr auf dem Stadtweg. „Hier fahren dann teils acht bis neun Busse in 60 Minuten in eine Richtung“, erläutert Klugmann. Dies hat die Gemeinde im Blick, betont Uwe Gockel betont: „Für die Dauer der gesamten Baumaßnahme wird die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 30 reduziert, um die Sicherheit des Rad- und Fußverkehrs am Stadtweg nicht zusätzlich zu gefährden.“ Projektleiter Simon Daniel wies darauf hin, dass die Notfallversorgung sichergestellt sei: „Dafür wurden unter anderem Gespräche mit Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei geführt. Eine Versorgung ist jederzeit gegeben.“
Ab Mitte Mai wird die Altenaubrücke in Etteln ebenfalls saniert und ist gesperrt. Hinzu kommen die Sperrung der Bundesstraße in Lichtenau und die einseitige Sperrung der Haxtergrundbrücke. „Da ist eine große Anspannung im System“, gibt Marcus Klugmann zu. Von Etteln bis Dalheim bietet der NPH für diese Zeit eine eigene Linie an, die die Verbindungen sicherstellt.