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Jugendpflege Büren informiert Schulklassen über die Nebenwirkungen des Rauchens

„Leben ohne Qualm“ – Präventionsparcours für Kinder

Büren

Erkrankungen der Lunge, Herz-Kreislauf-Beschwerden und Krebs: Rauchen kann zu erheblichen Gesundheitsschäden führen. Wer dennoch zur Zigarette greift, sollte sich des Risikos bewusst sein. Laut DEBRA-Studie hat sich der Anteil der minderjährigen Raucherinnen und Raucher im vergangenen Jahr fast verdoppelt – auf 15,9 Prozent. Um Kinder früh genug zu informieren, hat der Treffpunkt 34 in Büren in Kooperation mit der Ginko-Stiftung einen „Leben-ohne-Qualm-Parcours“ angeboten.

Haben den „Leben-ohne-Qualm“-Parcours vorgestellt (v.l.): Damla Reis, Mitarbeiterin der Ginko-Stiftung, Benjamin Rühl, Mitarbeiter der Anlaufstelle Lobby des Caritasverbandes Paderborn, Johanna Müller, Schulpsychologin des Liebfrauengymnasiums Büren, Jarmila Krüger, Praktikantin der Stadt Büren, Leon Pape, Mitarbeiter der Ginko-Stiftung, und Alessandro Ferraro, Präventionsfachkraft und Mitarbeiter der Jugendpflege im Treffpunkt 34. Foto: Alexandra Pöhler

Die Kinder einer sechsten Klasse des Liebfrauengymnasiums Büren versammeln sich im Treffpunkt 34. Sie plappern und sind etwas aufgeregt. Alessandro Ferraro, Mitarbeiter der Jugendpflege Büren und Präventionsbeauftragter, begrüßt sie, bittet um Ruhe. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich in Gruppen aufteilen und einen Namen für die Gruppe finden, angelehnt an das Thema Rauchen. Schnell steht fest: den heutigen Parcours absolvieren die Gruppen „Die Qualmer“, „Kettenraucher“, „Janatürlich“ und die „Nikotinkenner“. 

„Die Qualmer“ beginnen an Station sechs: Schadstoffen die richtige Bezeichnung zuordnen. Schnell ist die Vanilleschote erkannt: „Das kenn ich, das ist Vanille. Die ist bestimmt für den Geschmack, oder?“, fragt ein Junge. Und auch Minze und Kakao sind schnell mit den entsprechenden Bezeichnungen zugewiesen. Eine zylinderförmige Magnesiumpräparat-Dose macht es den Kindern leicht. Aber: „Wisst ihr, warum Magnesium in Zigaretten enthalten ist?“, fragt Alessandro Ferraro die „Qualmer“ und blickt auf kopfschüttelnde Schüler. „Magnesium macht den Rauch so schön weiß“, erläutert er.

Für welchen Schadstoff ein kleiner, silbern glänzender Kanister steht, ist nicht direkt eindeutig. „So etwas haben Leute doch für Schnaps, oder?“, fragt ein Junge. „Ja, das haben manche Menschen dafür, aber das ist nicht der Schadstoff, der in Zigaretten ist. Stellt euch den Kanister mal größer vor“, sagt Alessandro  Ferraro. „Ach, meinst du einen Benzin-Kanister?“, fragt ein Mädchen. „Richtig“, antwortet der Präventionsbeauftragte der Jugendpflege. 

Was ist alles in Zigaretten enthalten? Die Station verrät: mehr als die meisten vermuten würden.  Foto: Alexandra Pöhler

An diesem Morgen ist es bereits die zweite Schulklasse, die im Treffpunkt 34 über das Rauchen informiert wird. Zehn Klassen des Liebfrauengymnasiums und des Mauritiusgymnasiums aus den Jahrgängen sechs bis acht haben damit den Parcours absolviert. „Das Interesse ist da. Wir werden den Parcours noch einmal in Zusammenarbeit mit der Gingko-Stiftung anbieten“, sagt Alessandro Ferraro.

Der Parcours ist ein Projekt der Ginko-Stiftung und wird NRW-weit an Schulen, Jugendeinrichtungen und Beratungsstellen verliehen, erzählt Damla Reis. Sie und Leon Pape sind Mitarbeiter der Ginko-Stiftung, die ihren Sitz in Mülheim an der Ruhr hat. Neben dem „Leben-ohne-Qualm-Parcours“ gibt es auch einen Parcours, der über Alkohol und seine Nebenwirkungen aufklärt.

Den beiden ist wichtig zu betonen: Bei ihrer Präventionsarbeit geht es nicht darum, Kindern und Jugendlichen etwas zu verbieten oder mit erhobenem Zeigefinger zu belehren. „Wir wollen Kinder frühzeitig aufklären und informieren. Das Ziel ist es, dass sie selbst die Gefahren und das Risiko abschätzen können“, sagt Damla Reis. Und ihr Kollege Leon Pape ergänzt: „Wenn den Kindern oder Jugendlichen später dann eine Zigarette angeboten wird, sollen sie selbst abwägen und entscheiden können: Rauche ich die Zigarette jetzt oder nicht?“

An Station zwei sollen die Schülerinnen und Schüler lernen, wie sie in Gesprächssituationen reagieren können, um Verharmlosungen der Nebenwirkungen von Zigaretten zu entkräften. Foto: Alexandra Pöhler

Wer sich an dieser Stelle fragt, ob es nicht zu früh sei, Kinder aus Jahrgangsstufe sechs, über das Rauchen zu informieren, der irrt. „Vielleicht ist Rauchen in der sechsten Klasse dieser Schule noch nicht das große Thema. Aber schaut man sich die deutschlandweiten Zahlen an, fällt auf: Cannabis ist bei Minderjährigen die meist verbreitete illegale Droge. Zigarettenkonsum ist oftmals der Einstieg, deshalb muss Prävention so früh beginnen“, erläutert Alessandro Ferraro.

Nachdem alle Gruppen die sechs Stationen absolviert haben, dürfen die Schülerinnen und Schüler ihr Feedback äußern. Der Parcours ist sehr gut angekommen. Mit 102 Punkten gewinnt die Gruppe Nikotinkenner den Parcours. 

Und was machen die Schülerinnen und Schüler nun, wenn ihnen eine Zigarette angeboten wird? Das müssen sie noch nicht jetzt entscheiden, aber fest steht: Die Entscheidung liegt in dem Moment: „Bei uns allein“, antworten alle im Chor.

An der dritten Station konnten die Kinder sehen, welche Auswirkungen das Rauchen auf die Lungenfunktion haben kann. Foto: Alexandra Pöhler
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