Museumsinsel-Attacke ungeklärt – Ähnlichkeit zum Fall Wewelsburg im Kreis Paderborn
Wer macht so was?
Berlin/Büren (dpa/WB). Nach den Attacken auf Kunstobjekte der Berliner Museumsinsel sucht die Polizei weiter nach dem Täter. Wie groß der Schaden ist, war am Donnerstag noch immer unklar. „Die Diagnosen stehen, jetzt beginnen die Einzeltherapien“, sagte Christina Haak, stellvertretende Generaldirektorin Museen.
Am 3. Oktober wurden mehr als 60 Objekte mit einer Flüssigkeit beschädigt. Betroffen waren Kunstwerke im Neuen Museum, im Pergamonmuseum und in der Alten Nationalgalerie.
50 Objekte in der Wewelsburg beschädigt
Ob es einem Zusammenhang mit einem ähnlichen Fall in der Wewelsburg in Büren (Kreis Paderborn) gibt, ist völlig unklar. Dort hatte ein Unbekannter im Sommer etwa 50 Objekte mit einer ölhaltigen Flüssigkeit beschädigt. Dabei entstanden aber offenbar keine großflächigen Schäden – von der Flüssigkeit fanden sich nur Spuren kleinerer Spritzer auf den Objekten. Mitarbeiter entdeckten dies am 12. Juli.
Es habe sich kein Muster feststellen lassen, sagte der stellvertretende Leiter des Museums, Markus Moors, am Donnerstag. Die beschädigten Objekte – etwa historische Grenzsteine, Kaminsimse und die Reproduk-tion eines Gemäldezyklus – sind nach Informationen dieser Zeitung bereits restauriert worden. Die Kosten dafür waren auf einen Betrag von etwa 3500 Euro veranschlagt worden.
In der Wewelsburg sind das Historische Museum des Kreises Paderborn und eine NS-Gedenkstätte untergebracht. Beim Berliner Fall wurde das Museum hellhörig. „Das hat natürlich eine Ähnlichkeit“, sagte Moors. Die Polizei Paderborn hatte den Täter nach eigenen Angaben nicht fassen können. Die Ermittlungen wurden eingestellt. Von einem politischen Motiv waren die Fahnder nicht ausgegangen.
Die Berliner Ermittler prüfen nach Polizeiangaben, ob es auch Verbindungen zu anderen Fällen gibt. Carsten Pfohl vom Landeskriminalamt hatte beim Pressetermin am Mittwoch auf ähnliche Taten in Deutschland und weltweit verwiesen.
Spekulationen zum Motiv, dass ein Verschwörungstheoretiker eine Rolle gespielt haben könnte, wollten die Museen nicht kommentieren. Die Polizei hatte zuvor klargestellt, sie ermittele in alle Richtungen. Nach einem Zeugenaufruf seien mehrere Hinweise eingegangen, sagte ein Sprecher am Donnerstagmorgen. Das Fachkommissariat für Kunstdelikte im Landeskriminalamt ermittelt.
Schwierig, Vandalismus-Fälle zu verhindern
Wie die Flüssigkeit aufgebracht wurde, ist nicht bekannt. Denkbar ist Parzingers Worten nach, dass jemand eine Klistierspritze im Ärmel hatte und wartete, bis das Aufsichtspersonal sich umdrehte. Man kenne Angriffe auf Kunstwerke, aber dass die Antike zur Zielscheibe geworden sei, sei vergleichsweise neu.
Die Polizei bittet Zeugen weiterhin, sich mit Hinweisen zu melden. Die Schäden an den Kunstobjekten waren unter Verweis auf ermittlungstaktische Gründe erst jetzt öffentlich gemacht worden.
Nach Meinung des Deutschen Museumsbunds ist es schwierig, Vandalismus-Fälle zu verhindern. „Man kann natürlich immer mehr Aufsichtspersonal hinstellen. Aber die Museen sollen ja eben kein Ort sein, an dem man dauernd überwacht wird“, sagte Präsident Eckart Köhne am Donnerstag im RBB-Inforadio. Viele Besucher wollten sich gerne frei bewegen. Je mehr Sicherheitspersonal zu sehen sei, desto unangenehmer werde das für den einen oder anderen. „Also da stecken wir wirklich in einer Zwickmühle“, sagte Köhne, der selbst das Badische Landesmuseum leitet.
Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, fragte in der RBB-„Abendschau“ am Mittwochabend angesichts der Attacke: „Was ist in unserer Gesellschaft los?“ Er sprach von einer „hohen kriminellen Energie“.
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