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Ratsmitglieder signalisieren Bereitschaft zur Teilnahme

Klimaallianz Delbrück sucht Mitstreiter 

Delbrück

Peter Antpöhler (49) will nicht länger warten. Als Geschäftsführer einer Firma im Gewerbegebiet Westenholz wollen er und weitere Firmenvertreter aktiv an der Klimawende mitarbeiten. Unter dem Titel „Klimaallianz Delbrück“ haben sich bereits 53 Unterzeichner zusammengeschlossen. Neben Firmen sollen sich nun auch die Stadt, die Bürger und Vereine anschließen.

Für die Teilnahme an der Klimaallianz Delbrück werben  (von links): Peter Antpöhler, Geschäftsführer der J. Antpöhler TKKV GmbH & Co. KG sowie Alexa und Martin Hüllmann (Hüllmann Architekten). Foto: Rajkumar Mukherjee

Die Bereitschaft, der „Klimaallianz Delbrück“ beizutreten und sie zu unterstützen, zeigte der Rat am Donnerstag.  Zu ihnen gehörte Reinhold Hansmeier, CDU-Fraktionsvorsitzender. Auf die Frage, ob beim Hinzufügen des Themas auf die Tagesordnung der Ratssitzung Dringlichkeit geboten sei, sagte er:  „Wer da keine Dringlichkeit sieht, der hat es nicht verstanden.“ Letztlich kam das Thema auf die Tagesordnung. 

Warum es jetzt, aus Sicht beispielsweise von Peter Antpöhler, Zeit ist, sich als Bürger mit dem Thema zu beschäftigen, verdeutlicht er so: „Es geht um Energiesicherheit.“ So stelle sich auch für die Stadt Delbrück die Frage, aus welcher Quelle sie in Zukunft Energie beziehen will, wie diese transportiert und auf welche Weise sie verbraucht wird. Hierbei blicken die Initiatoren der „Klimaallianz“ auf die Energiequelle Wind sowie auf die Photovoltaik (PV) und Biogasanlagen, von denen es in Delbrück einige gebe.  

„Was wir anregen möchten, ist, dass nicht in Insellösungen gedacht wird. Und es geht jetzt darum zu schauen, wie zum Beispiel der Strom produziert wird, wo er verbraucht wird“, sagt Antpöhler. Deshalb gehören auch zahlreiche Unternehmen der Klimaallianz an. Denn auch für sie stellt sich die Frage der Energiesicherheit.

Mit Strom aus Sonnenenergie kühlen

Antpöhler ist Geschäftsführer der J. Antpöhler TKKV GmbH & Co. KG, die unter dem Namen Bofrost Tiefkühlware lagert und den Kunden mit Fahrzeugen liefert. „Wir haben bereits grünen Strom“, sagt Antpöhler. So produziere eine PV-Anlage auf dem Dach Strom, der verbraucht wird: beispielsweise nachts im Sommer, wenn die Ware in den insgesamt 45 Lieferfahrzeugen auf minus 26 Grad gekühlt werden muss. „Noch sind das aber Dieselfahrzeuge. Was machen wir, wenn wir auf E-Autos umstellen? Wo kommt dann der zusätzliche Strom her, und über welche Leitungen?“, fragt Antpöhler.  

Letztlich gehe es den Initiatoren der „Klimaallianz“ auch darum, über neue, dezentrale Strukturen nachzudenken: zur Gewinnung von beispielsweise Strom. So könnte es sich aus Sicht von Antpöhler vielleicht anbieten, dass sich Anwohner in Wohnquartieren zu Genossenschaften zusammenschließen und über große PV-Anlagen Strom produzieren. „Damit wir auch unabhängigen von großen Konzernen werden“, sagt Antpöhler. Bürgermeister Werner Peitz fasste es während der Ratssitzung so zusammen: „Es geht um die Stromerzeugung, die Stromverwertung, darum, die Wertschöpfungskette der Stadt Delbrück zu erhalten.“

Auslöser war im Sommer 2022 die Energiekrise

Den Startschuss für die „Klimaallianz“ hatte es im Sommer 2022 in einem Austausch zwischen Antpöhler und Hubertus Hüllmann (Biogas Nordhagen) sowie mit dem Architekten Martin Hüllmann gegeben.  Auslöser war auch die Energiekrise infolge des Ukrainekriegs. Im Juni 2022 hatten sich die ersten Unternehmer in „Energie vor Ort“ zusammengeschlossen. Im November folgte ein Austausch mit der Stadt. Und da der Klimatisch Verl mit dem Konzept „VIPER29“ (Klimaneutralität der Stadt bis 2029) eine Art Vorbild für die Delbrücker Klimaallianz ist, gab es im Januar Gespräche dort. Im März gab es schließlich, auf Vorschlag von Peitz, ein Treffen mit Vertretern der Delbrücker Ratsfraktionen bei Bofrost. Hier verdeutlichte die „Klimaallianz“ ihr Ziel: „Dass alle Fraktionen die Initiative für ein klimaneutrales Delbrück bis, im Idealfall 2030, gemeinschaftlich unterstützen“, so Antpöhler.  

„Dass der Rat am Donnerstag dem Thema eine besondere Dringlichkeit zugewiesen hat, unterstützt den Eindruck, dass alle Verantwortlichen bereit sind, etwas für Delbrück und das Klima zu tun“, so Antpöhler. Gespannt blicke die Gruppe nun auf die Beratungen im Umwelt-, Bau- und Planungsausschuss, wo das Thema weitergeführt werden soll. 

Zudem sprach sich der Rat dafür aus, die Verwaltung zu beauftragen, Angebote von einer externen Beratungsfirma einzuholen. Ziel solle es sein, die Beratungsfirma mit einer Ist- und Bedarfsanalyse zu beauftragen. Für eine der Ratssitzungen vor den Sommerferien solle zeitnah eine Entscheidungsgrundlage vorbereitet werden: mit einem ganzheitlichen Konzept für eine klimaneutrale Stadt Delbrück bis 2030. Um zeitnah auch Unternehmen oder Bürger zu beraten, könnte zudem eine Klimaratsstelle geschaffen werden. 

Warum sich Antpöhler jetzt fürs Klima einsetzt, verdeutlicht er mit Blick auf seine Familie: „Meine Frau und ich haben zwei Kinder. Für sie und die späteren Generationen tragen wir eine große Verantwortung. Ich möchte mir nicht irgendwann die Frage stellen, ob wir mehr hätten tun können.“

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