Hövelhofer Autor Werner Pfeil veröffentlicht Erinnerungen an Einsatz im Kosovo
Ein Sommertag im Krieg
Hövelhof (WB). »Die Angst wuchs und längst war es nicht mehr die Hitze allein, die mir den Schweiß vom Gesicht tropfen ließ und mir die Brust einschnürte«: Ja, ein Soldat an der Front hat Angst. Der Hövelhofer Autor Werner Pfeil war am 12. Juni 1999 dabei, als die Bundeswehr ihre ersten Soldaten im Kosovo in den Einsatz schickte. Davon erzählt er in seinem neuen Buch »Ein Sommertag im Krieg«.
Bisher hat er in seiner Freizeit vor allem Kurzgeschichten und Hövelhof-Krimis geschrieben . »Die Idee, meine Tagebucheinträge aus dem Kosovo-Einsatz zu einem Buch zusammenzufassen, trage ich aber schon lange mit mir herum«, sagt Pfeil. Passend zum 20. Jahrestag der »Operation Joint Guardian«, dem »D-Day im Kosovo«, kommt nun sein Werk »Ein Sommertag im Krieg« heraus.
Zur Person
Werner Pfeil absolvierte nach der Schulzeit eine Ausbildung zum Dreher. 1978 trat er als Wehrpflichtiger in die Bundeswehr ein, wurde Berufssoldat und schlug Feldwebellaufbahn ein. Er holte die Hochschulreife nach, was ihn für die Offizierslaufbahn qualifizierte. Acht Mal in 35 Berufsjahren war der Hövelhofer im Auslandseinsatz. Seine Freizeit als Rentner nutzt er zum Schreiben.
Auf der Buchmesse in Leipzig hatte sich der Hövelhofer im März auf die Suche nach einem Verlag gemacht – und war fündig geworden: »Beim Lau-Verlag fühlte ich mich sofort willkommen, man war sehr interessiert und hat sich schnell bei mir zurückgemeldet«, erzählt Pfeil.
Buch erscheint zum 20. Jahrestag
Ebenso schnell war der Vertrag unterschrieben, denn der Verlag aus Reinbek bei Hamburg hatte das ehrgeizige Ziel, das Buch zum Jahrestag des ersten Einsatzes der Bundeswehr im Rahmen der KFOR-Mission zu veröffentlichen. Der ist am 12. Juni. In den vergangenen Wochen ging es ganz schnell: Korrekturlesen, Fotos hinzufügen, Cover entwerfen.
Nun ist der Veröffentlichungstag nah und Werner Pfeil entsprechend aufgeregt. Der Lau-Verlag hat auch bekannte Autoren wie FDP-Politiker Rainer Brüderle oder Opernsänger René Kollo unter Vertrag. Zu den Schwerpunkten zählen die Bereiche Geschichte, Politik und Gesellschaft.
Werner Pfeil war in der NATO-Sicherheitstruppe Kosovo Force, kurz KFOR, die den Abzug jugoslawischer Truppen und die Entmilitarisierung des Kosovo überwachen sollte, als Kommandant eines Führungspanzers mit dabei. Er war Teil der Panzeraufklärungskompanie 210 aus Augustdorf und mit seinen Kameraden damals einer der ersten deutschen Soldaten, der die Grenze ins Kosovo überschritt.
Zerrissen zwischen Pflichterfüllung und Überforderung
»Zerrissen zwischen Pflichterfüllung und Überforderung in einer Situation, in der man einfach den Vorgaben gemäß handeln soll, ohne emotional darauf vorbereitet zu sein«, beschreibt er. »In unserer Einheit gab es keine Toten – mehr Glück kann man eigentlich nicht haben«, ist Werner Pfeil noch heute froh, dass das Schlimmste nicht eintrat.
Wie fühlt sich ein Tag in einem Kriegsgebiet an? Wie wirkt sich der Einsatz aufs eigene Gemüt aus? Testleser zeigten sich von Werner Pfeils Erinnerungen beeindruckt: »Als Leser spürt man geradezu körperlich die Bedrohung, die der Autor aushalten musste«, sagt zum Beispiel Pfeils Autorenkollege Klaus Sindern. Den »harten Mann«, dem all das nichts ausmacht, markiert Werner Pfeil in seinen Schilderungen zu keiner Zeit. »Ich spürte Übelkeit, hatte plötzlich Angst. Sie machte sich vom Zeh bis in den Kopf breit, wie ein Tsunami. Erst kleinere Wellen, dann immer größer werdend, bis sie über mir zusammenschlugen. Ich war gefangen – in der Situation, im Panzer und in der engen Luke«, umschreibt der pensionierte Soldat eindrucksvoll.
Feuerwerk bei der Rückkehr
Als er im Juli 1999 gesund wieder in Hövelhof eintraf, empfingen ihn Familie und Freunde mit einem Feuerwerk und einem Willkommens-Transparent. Die Erinnerungen daran sind gerade wieder sehr präsent. Und sogar einen Artikel aus dem WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATT hat er wiedergefunden. »Ein Feuerwerk und ein Küsschen für den Papa« lautete damals die Überschrift.
Startseite