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Teile des Konzeptes fallen bei Bürgerversammlung in Hövelhof durch

Hövelmarkt-Umbau muss neu geplant werden

Hövelhof (WB). Die erst am vergangenen Donnerstag im Bauausschuss vorgestellten Planungen zum Umbau des Hövelmarktplatzes sind auf einer Bürgerversammlung am Mittwochabend auf viel Kritik gestoßen. Am Ende der Versammlung sagte Bürgermeister Michael Berens zu, das Konzept noch einmal überarbeiten zu lassen und in einer Sondersitzung des Bauausschusses am 13. Februar erneut zur Abstimmung zu stellen.

Meike Oblau

Die am vergangenen Donnerstag im Bauausschuss vorgestellte Planung zum Umbau des Hövelmarktplatzes muss in wesentlichen Teilen überarbeitet werden. Die Parkreihe vor der Hofeinfahrt am Einstein soll wegfallen. Auf die geplante Fällung von fünf Kastanien soll nun ebenfalls verzichtet werden.

Deutliche Worte fanden etliche Hövelhofer im Rahmen der Bürgerversammlung in der Krollbach­aula vor allem hinsichtlich der geplanten Fällung von fünf gesunden Kastanien, die Planer Günter Drilling zuvor zum Teil damit begründet hatte, dass die Bäume nicht in die planerische Geome­trie passten. Gefällt werden sollten drei Bäume nahe des „Einstein“ und zwei weitere im Bereich des Zugangs zum Kirchplatz.

Kritik an geplanten Baumfällungen

„Bauamtsleiter Andreas Markgraf hatte mir seinerzeit mit auf den Weg gegeben, die Baumkulisse bitte weitestgehend zu erhalten“, sagte Drilling – geplant war aber zunächst dennoch, fünf Bäume zu fällen. „Ich kann nicht verstehen, wie man 2020 einen Platz planen kann, ohne neue Bäume anzupflanzen“, sagte Ortsheimatpfleger Carsten Teget­hoff. „Leider sind auch bei der Gestaltung des Henkenplatzes kerngesunde Bäume entfernt worden.“ Rudolf Meier ergänzte: „Wir in Hövelhof sind doch froh, dass hier noch gesunde Kastanien stehen! Ich könnte die Fällung nachvollziehen, wenn die Bäume Rettungswege versperren würden, aber wen juckt denn ein rechter Winkel?“

CDU-Fraktionschef Udo Neisens zeigte sich letztlich überzeugt: „Ich würde lieber auf Parkplätze als auf Bäume verzichten. Natürlich sind Architekten auch Künstler mit einer Vorstellung von Geometrie und Symmetrie – aber deswegen Bäume fällen? Bitte nicht!“ Jörg Schlüter (Grüne) pflichtete ihm bei: „Die Natur kennt keinen rechten Winkel.“

Neuanpflanzungen nahe des Brunnens gefordert

Er wolle aber noch weitergehen und forderte nicht nur den Erhalt der vorhandenen Bäume, sondern auch neue Bäume nahe des Brunnens , sagte Schlüter: „Auf dem Platz kann man sich doch sonst im Sommer Spiegeleier braten, so heiß wird es, wenn dort keine Bäume hinkommen.” Im gesamten Ortskernkonzept fehlten zudem Spielgeräte für Kinder wie Wipptiere, weder in der Einkaufsstraße noch im Schlossgarten seien solche Spielgeräte vorhanden, und auch auf dem Hövelmarktplatz sei nichts dergleichen vorgesehen. Gastwirt Udo Regh („Einstein”) erneuerte seine Kritik an der Zufahrtssituation für seine Lieferanten, so dass letztlich die Frage aufkam, ob man auf die Parkreihe, die vor der „Einstein“-Zufahrt vorgesehen war, nicht verzichten könne.

Drilling: „Sie stellen die gesamte Planung auf den Kopf”

„Sie stellen hier gerade die gesamte Planung auf den Kopf”, fasste Planer Günter Drilling die zahlreichen Wortmeldungen zusammen. Er betonte aber, dass er keine Probleme darin sehe, bei der Bezirksregierung, die die autofreien Flächen mit 70 Prozent der Gesamtkosten aus Landesmitteln fördert, noch einmal eine modifizierte Planung vorzulegen.

Und tatsächlich soll nun ein verändertes Baukonzept her. Die quer zur Kirchmauer verlaufende neue Parkreihe, die die direkte Zufahrt zum Hof der Gaststätte „Einstein“ behindert hätte, soll nun wegfallen. Auf die Fällung von fünf Kastanien nahe der Gaststätte und nahe des Zugangs zum Kirchplatz soll möglichst komplett verzichtet werden. Es soll sogar geprüft werden, ob zusätzliche Bäume gepflanzt werden können, die dann am neuen Brunnen Schatten spenden.

Das ist aber nur möglich, wenn im autofreien Bereich im Notfall dann trotz neuer Bäume noch genügend Platz für Feuerwehrfahrzeuge bliebe. Dazu müssten vor allem die Schleppkurven noch einmal überprüft werden, also der Platz, den zum Beispiel die Feuerwehr-Drehleiter zum Rangieren benötige, sagte Günter Drilling. Zudem wolle man den freien Platz nicht komplett verbauen, da dort auch Veranstaltungen (Bauernmarkt, Maibaumaufstellen) stattfänden.

Öffentliche Sondersitzung des Bauausschusses am 13. Februar

Eigentlich sollten die Bauarbeiten in der kommenden Woche bereits ausgeschrieben werden und im März beginnen. Nun aber muss eine neue Planung her, die in einer Sondersitzung des Bauausschusses vorgestellt werden soll. Bürgermeister Michael Berens hatte in der Bürgerversammlung zunächst gesagt, der Ausschuss könne möglicherweise am 6. Fe­bruar tagen. Inzwischen wurde die Sondersitzung allerdings auf den 13. Februar terminiert.

„Wir haben die Wünsche aus der Bürgerversammlung mitgenommen, werden auf Baumfällungen verzichten und bei den Parkplätzen nachjustieren“, bilanzierte Berens. Eine weitere Bürgerversammlung sei dann nicht geplant, aber die Bauausschusssitzung, in der die Neuplanung präsentiert werden soll, sei öffentlich und jeder Interessierte sei willkommen, an der Sitzung teilzunehmen.

Kommentar

Die vergangenen Monate haben gezeigt: Viele Hövelhofer sind nicht mehr bereit, von der Politik beschlossene Pläne kommentarlos hinzunehmen. Sie wollen mitwirken. Auf den Infoveranstaltungen zum Umbau der Sennestraße haben die Anlieger so Veränderungen erwirkt. Im Zuge des Kita-Neubaus am Hollandsweg haben sie ebenfalls den Mund aufgemacht und zumindest erreicht, dass die Wohnbebauung hinter der Kita kleiner ausfallen muss als angedacht. Der Neubau des E-Centers stieß auf Kritik – allerdings erst, als der Bau in Grundzügen bereits stand und die Dimensionen erkennbar wurden.

Nach dem Grundsatzbeschluss des Rates zum Umbau des Hövelmarktes hätte man nun das ganze Jahr 2019 über Gelegenheit gehabt, mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen, vielleicht einen Workshop zu veranstalten und von Ideen der Hövelhofer zu profitieren. Aber nichts davon ist passiert. Offenbar war man der Meinung, es genüge, den Bürgern wenige Tage vor der geplanten Ausschreibung den Plan kurz an die Wand zu werfen und sich Applaus abzuholen.

Nein – das genügte nicht. Die Parkplatzsituation missfiel den Diskussionsteilnehmern, und die Fällung gesunder Bäume aus Gründen der „Platzgeometrie“ ist in Zeiten des Klimawandels einfach nicht mehr vermittelbar.

Gut, dass die Bürger die Gelegenheit wahrgenommen und ihre Meinung kund getan haben. Nun muss innerhalb weniger Tage die Planung geändert und eine Sondersitzung des Bauausschusses einberufen werden, um den ohnehin ambitionierten Zeitplan halten zu können. All das hätte man mit deutlich weniger Zeitnot und ganz ohne „heiße Nadel“ schaffen können, wenn man den bereits Ende 2018 versprochenen Dialog mit den Bürgern viel früher gesucht hätte. Meike Oblau

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