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Wanderer finden Kleinenberger Schmuckstück nach fast 30 Jahren

Königskette im Wald vergraben

Kleinenberg (WB). Das Mysterium um die seit 27 Jahren verschollene Kleinenberger Königskette hat ein weiteres irrwitziges Kapitel erhalten. Vielleicht das letzte. Geschrieben hat es der Zufall. Hauptakteure sind drei Wanderer. Seit 1993 ärgert der Verlust der Kette die Schützen der St. Sebastian Bruderschaft. Jetzt ist sie wieder da.

Marion Neesen

Stolz hält Oberst Stephan Wink die verloren gegangene Königskette der Kleinenberger Schützen in den Händen, die die Paderborner Marcel (39) und Alexandra (44) bei einem Waldspaziergang fanden. Die Kette lag in einer vergrabenen Blechdose. Foto: Jörn Hannemann

In Windeseile hat sich die Nachricht vom Fund der Kette in Kleinenberg verbreitet. Den meisten Einwohnern ist das Rätsel um das verlorene Schmuckstück noch immer sehr präsent. Auch Oberst Stephan Wink staunte nicht schlecht, als ihm das gute Stück jetzt übergeben wurde. „Eine mehr als schöne Story in dieser für uns alle so schweren Zeit“, freut sich Stephan Wink angesichts abgesagter Vogelschießen und Schützenfeste. Und diese Story geht so:

Am Festmontag 1993 verschwunden

Das Kleinenberger Schützenfest 1993 neigt sich am Festmontag dem Ende entgegen: König Felix Hagelüken sucht, bevor er den Heimweg antritt, noch einmal das stille Örtchen auf. Als er zurückkommt, ist die Kette weg – spurlos verschwunden. Alles Suchen bleibt ohne Erfolg. „Die Schützen haben damals die ganze Halle und das Umfeld auf den Kopf gestellt. Es war nichts zu machen. Die Königskette tauchte nicht wieder auf“, erzählt der Adjutant für Öffentlichkeitsarbeit, Uwe Jordan. Er selbst war damals noch nicht in Kleinenberg, aber die Geschichte um die verschwundene Königskette kennt jeder im Dorf.

In zwei Lappen gewickelt steckte die Königskette in einer verrosteten Konservendose. Foto:

„Damals glaubte man an einen Scherz, den sich jemand im betrunkenen Kopf geleistet hat. Vielleicht hat er sich dann später nicht mehr getraut, die Kette zurückzugeben“, mutmaßt Jordan. „Für einen Schützenverein ist der Verlust der Königskette eine Katastrophe“, meint Oberst Wink, „das ist kein Dummer-Jungen-Streich.“ Auch dem damaligen König sei die Sache äußerst unangenehm gewesen. „Er hat sofort für Ersatz gesorgt“, weiß Wink.

2016 schöpft die Bruderschaft noch einmal Hoffnung. Die Schützenhalle wird renoviert, unter anderem soll der Boden erneuert werden. Vielleicht taucht die Königskette bei den Arbeiten ja wieder auf. Doch Fehlanzeige. Sie bleibt verloren. Die Schützen geben die Hoffnung, sie jemals wiederzufinden, endgültig auf.

Deshalb konnte Oberst Stephan Wink den Anruf am Sonntagmittag erst gar nicht so recht einordnen. Ob der Verein eine Kette vermisse, fragte der Anrufer.

Wanderern fällt „seltsamer weißer Deckel“ auf

Drei Wanderer aus Paderborn waren auf der Alten Kleinenberger Straße unterwegs, als sie im Wald über einen sonderbaren Gegenstand stolperten. „Der Boden war an vielen Stellen von Wildschweinen aufgewühlt. Da fiel uns ein seltsamer weißer Deckel auf. Darunter befand sich eine verrostete Dose“, erzählt Marcel aus Paderborn. In dieser Dose fanden sie, in zwei Lappen eingewickelt, die alte Königskette der Bruderschaft. Der 39-jährige Paderborner wusste sofort, um was es sich bei dem sensationellen Fund handelt. Schließlich ist er selbst Schütze aus Leidenschaft, im vierten Zug der Heide-Kompanie beim Paderborner Bürgerschützenverein (PBSV).

Nachdem sie Stephan Wink als Oberst der Bruderschaft ermittelt hatten, übergaben sie ihm die Schatzkiste noch am gleichen Tag. „Dafür sind wir den ehrlichen Findern sehr dankbar. Denn selbstverständlich ist es nicht, einen solchen Fund nicht selbst zu behalten“, so Wink. Die Kette mit dem silbernen Vogel, die Klei­nenberger Könige vermutlich schon vor dem Krieg getragen haben, sei in einem super Zustand.

Lappen im Ort als „Benteler-Öllappen“ bekannt

Die Umstände um das Verschwinden der Kette bleiben indes weiter ungeklärt. „Die Kette war in Lappen gewickelt, die im Dorf als Benteler-Öllappen bekannt sind“, berichtet Uwe Jordan. Diese Lappen benutzten die Mitarbeiter im ortsansässigen Betrieb der Firma Benteler. Vielleicht ein Hinweis auf den Dieb? „Immerhin scheint der Ort im Wald nicht ganz zufällig gewählt“, so Wink. Die Wanderer fanden die Büchse unter einer Eiche, die mit einer Buche zusammengewachsen ist. Ein Stelle, die leicht wiederzufinden ist.

Warum der Kettendieb seine Beute, als er wieder klaren Kopfes war, nicht einfach anonym an die Türklinke des Königs gehängt hat, bleibt ein Rätsel. Die Schützen wüssten schon gern um die näheren Umstände, damit auch das letzte Kapitel der verschwundenen Königskette geschrieben werden kann. Vielleicht hat der Kettendieb sein Geheimnis aber auch längst mit ins Grab genommen. Was mit dem verlorenen und nun wiedergefundenen Schatz passieren soll, steht noch nicht fest. Schließlich können sich die Schützen derzeit ja nicht treffen, um darüber zu beschließen. „Aber bei einer solch’ kuriosen Geschichte wird uns sicherlich etwas ganz Besonderes einfallen“, ist Oberst Stephan Wink überzeugt.

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