Junges Unternehmen Westfalen Care startet erfolgreich durch
Masken made in Lichtenau
Lichtenau
Das Coronavirus hat in den vergangenen Monaten wohl so einige berufliche Existenzen vernichtet. Zumindest in Lichtenau allerdings hat es auch neue geschaffen: Das erst im April dieses Jahres gegründete Unternehmen Westfalen Care ist mit Mund-Nase-Masken erfolgreich.
Hinter Westfalen Care stehen die beiden Geschäftsführer Milos Vujnovic und Matthias Bürger. Während sich Betriebswirtschaftler Vujnovic vor allem um den kaufmännischen Part kümmert, ist Bürger, Diplom-Chemiker und gebürtig aus dem Nachbarort Bad Wünnenberg stammend, der Kopf hinter der Westfalen-Care-Technologie.
Die Maske wird in einem Produktionsschritt aus drei Lagen mit unterschiedlichen Eigenschaften produziert und bildet am Ende ein einlagiges Vlies, das leicht und angenehm zu tragen ist. Bei richtiger Anwendung beschlagen auch Brillen nicht. Das Material sei hydrophob, also wasserabweisend, erläutert Matthias Bürger. Wie beim Lotus-Effekt perlt Flüssigkeit ab, die Maske bleibt so auch bei längerem Tragen trocken und hygienisch.
Durch die Geburt seiner Tochter, die im März ganz kurz vor Beginn des ersten Lockdowns in Stuttgart auf die Welt kam, wurde Matthias Bürger so richtig deutlich, dass da etwas bisher Einmaliges im Gange war. „Das Krankenhaus war wie leer gefegt, Spielplätze und Kindergärten verlassen. Das war plötzlich eine ganz andere Zeit“, erzählt der Chemiker, der damals in einem Unternehmen in Stuttgart fest angestellt war.
Matthias Bürger entwickelte seine Geschäftsidee – und holte mit Milos Vujnovic seinen ehemaligen WG-Freund aus Studienzeiten mit ins Boot. Von der Breikedahl GbR, die die ehemaligen Leinkenjost-Hallen in der Lichtenauer Kernstadt übernommen hat, mietete das junge Unternehmen Büro- und Produktionsräume.
Über die Internet-Plattform Alibaba, das chinesische Pendant zu Amazon, fanden und kauften Bürger und Vujnovic eine erste Maschine aus China, die zunächst einmal mehrere Wochen lang für ihre Bedürfnisse umgerüstet werden musste.
Matthias Bürger, der mit seiner kleinen Familie während dieser Zeit wieder in seinen Heimatort Bad Wünnenberg zog, spannte für den Umbau der Maschine auch seinen technisch versierten Vater mit ein, der bis zum Ruhestand in der technischen Planung der Firma Claas gearbeitet hatte.
„Als wir unser Unternehmen gegründet haben, gab es in Deutschland noch keine Maskenpflicht“, schaut Milos Vujnovic zurück. Doch das änderte sich bekanntlich bald. Parallel dazu ging in Lichtenau die Produktion an den Start. Über den Online-Vertrieb und bei zahlreichen Institutionen vor Ort kamen die besonders dünnen Masken schnell gut an.
Doch ziemlich schnell zeigte sich auch: Die chinesische Maschine ist wartungsintensiv, braucht praktisch ständige Aufmerksamkeit und produziert relativ viele Masken, die von Hand nachgearbeitet werden müssen oder gar nicht zu gebrauchen sind.
Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, entschlossen sich Bürger und Vujnovic, ihre Produktion auszuweiten. Diesmal jedoch mit einem lokalen Partner. Sie nahmen also Kontakt zum Unternehmen Discher Automatisierungstechnik in Bad Wünnenberg-Haaren auf. Dort hatte man aus der Not der wegbrechenden Aufträge in der Corona-Zeit eine Tugend gemacht und Maschinen zur Masken-Produktion entwickelt.
Weil es politischer Wille ist, dass die wichtigen Schutzmasken künftig nicht mehr vor allem importiert, sondern stärker in Deutschland produziert und in ausreichender Anzahl gelagert werden, flossen für das Projekt Fördermittel. Deren Beantragung allerdings, schauen die beiden Gründer zurück, sei sehr kompliziert gewesen.
Seit einigen Tagen schnurrt im Breikedahl nun eine brandneue Maschine aus dem Hause Discher. Zurzeit läuft die Produktion im Zwei-Schicht-Betrieb. Nächstes Ziel ist die Automatisierung der Verpackung.
Dass mittlerweile Impfstoffe entwickelt sind und eine Zeit nach Corona zumindest absehbar scheint, macht den beiden Unternehmern keineswegs Sorgen um die Zukunft. Denn die besonders leichten Masken seien auch für den Arbeitsschutz, etwa bei staubigen Tätigkeiten, gut verwendbar und auch für Asthmatiker oder Pollen-Allergiker geeignet.
Und auch an einem Modell, das für den Einsatz im Krankenhaus- und OP-Bereich zertifiziert ist und zudem noch Kosten sparen soll, arbeitet Matthias Bürger bereits.
Startseite