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Prozess am Paderborner Landgericht

26-Jährige soll zwei Brände gelegt haben

Paderborn

Es hätte auch ganz anders ausgehen können: Zwei Brände in Einrichtungen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) für psychisch Kranke im Sommer 2020 blieben ohne Personenschäden. Jetzt steht eine junge Frau vor dem Landgericht.

Ulrich Pfaff

Symbolbild. Foto: dpa

Sie soll die Feuer gelegt haben. Es geht um ihre Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie.

Ihr eigener Vater sagt im Zeugenstand vor der 8. Großen Strafkammer: „Meine Tochter ist sehr krank und sehr gefährlich.“ Tatsächlich besteht kein Zweifel daran, dass die 26-Jährige am 13. Juni in der LWL-Wohngruppe im Franziskanerkloster das Bettzeug in ihrem Zimmer angezündet hatte. Der Brand wurde schnell von Betreuern bemerkt. Die Begleitumstände aber waren so, dass die 26-Jährige, die dort aufgrund ihrer psychischen Störung untergebracht war, in die LWL-Klinik eingewiesen wurde. Wie einer der Betreuer berichtete, war die junge Frau unmittelbar vor dem Feueralarm „grinsend“ aufgetaucht und danach mit einem Küchenmesser in der Hand in die Stadt gelaufen.

Am 16. Juli wiederum brannte es in einem damals nicht bewohnten Zimmer im dritten Stock der LWL-Klinik, aber diesmal blieb es nicht bei dem geringen Sachschaden wie zuvor: Etwa 26.000 Euro kostete die Renovierung des Raumes. Auch hier wurden keine Menschen verletzt. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft hatte die 26-Jährige, die auf der Station untergebracht war, mit einem Feuerzeug den Brand gelegt. Danach wurde sie in die Forensik nach Eickelborn eingewiesen.

Dass die junge Frau psychisch stark eingeschränkt ist, konnte sie vor Gericht nicht verbergen: Etwa zehn Mal im Laufe der Verhandlung sagte sie, sie wolle jetzt nach Hause. Auch ihren Vater forderte sie auf, sie mitzunehmen. Was diesem wohl als letztes einfallen würde: Über einen Dolmetscher berichtete der Libanese, er sei 2015 nach Deutschland gekommen, damit seine Tochter hier ärztlich betreut werden könne. Seine Tochter sei aber so krank, dass sie sogar ihn und ihre kleine Schwester mit einem Küchenmesser bedroht, ihn gar einmal so verletzt habe, dass er im Krankenhaus habe behandelt werden müssen.

Eine Chefärztin der LWL-Klinik erklärte, die 26-Jährige sei bereits 30 Mal wegen Ausnahmezuständen behandelt worden. Zunächst habe man versucht, sie medikamentös einzustellen, weil man eine Psychose vermutet habe – erfolglos. Vielmehr leide die junge Frau seit ihrer Kindheit an einer Persönlichkeitsstörung, die vorwiegend auf Entwicklungsverzögerungen und eine Intelligenzminderung zurückzuführen sei: Sie suche zwanghaft Aufmerksamkeit, habe aber kein Schuld- oder Unrechtsbewusstsein und auch keine Krankheitseinsicht. Die Feuer, so vermutet die Chefärztin, habe die 26-Jährige aufgrund einer „Monotonie-Intoleranz“ gelegt, sprich aus Langeweile.

Am 10. Februar wird der Prozess fortgesetzt.

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