Militär gewährt Einblick in NATO-Manöver mit Soldaten aus 14 Nationen – mit Video
3000 Nato-Soldaten in der Senne
Paderborn (WB). 3000 Soldaten der neuen schnellen Eingreiftruppe der Nato proben derzeit mit mehr als 500 schweren Fahrzeugen auf dem Truppenübungsplatz Senne. Am Donnerstag zeigten sie in einer Gefechtsübung vor geladenen Gästen, wie die Truppen aus 14 Nationen zusammenarbeiten.
»Die Übung ›Venerable Gauntlet‹ (Ehrwürdige Panzerfaust) ist auch eine Demonstration unserer Stärke«, begründet Mike Elviss die Vorführung. Der Brigadier der in Paderborn stationierten »20th Armoured Infantry Brigade« übernimmt am 1. Januar das Kommando der Speerspitze der Eingreiftruppe. Bis dahin werde es noch weitere Großübungen auf dem 11 600 Hektar großen Truppenübungsplatz geben, der vom britischen Militär verwaltet wird. Denn zu der schnellen Eingreiftruppe zählen 7000 Soldaten, die nach und nach in die Manöver einbezogen werden. Im Ernstfall komme es darauf an, dass die unterschiedlichen Verbände auch truppenübergreifend reibungslos miteinander funktionieren. Innerhalb von 48 Stunden müssen die ersten Einheiten, die ständig in Alarmbereitschaft sind, in Krisengebiete verlegt werden können.
Das größte Kontingent bei der Übung, die bis zum 26. September dauert, stellt die britische Armee mit 1200 Soldaten, dazu kommen 360 Dänen, 250 Spanier, 190 Polen, 140 Esten, 56 Norweger, 50 Tschechen, 20 Rumänen sowie jeweils eine Handvoll Soldaten aus Kroatien, Litauen, den Niederlanden und den USA. Alle Einheiten sind mit hochmodernem, mobilen Gerät angerückt.
»Für uns ist es gut, die Fahrzeuge mal auf ganz anderem Gelände einsetzen zu können«, erzählen die Norweger, die mit einer Aufklärungseinheit aus Nordskandinavien angerückt sind. Die britische Militärpolizei arbeitet Hand in Hand mit rumänischen Einheiten, wenn es darum geht, die Bergung getöteter Soldaten zu üben. Nebenan in der »Medical Reception Station«, wo verwundete Soldaten aufgenommen und erstversorgt werden, tauschen sich Dänen und Engländer über Behandlungsmethoden, Ausrüstung und logistische Fragen aus. Dass dieser Austausch auch Grenzen hat, räumen einige spanische Militärs ein: ihre Verständigung in Englisch funktioniere noch nicht reibungslos.
Davon ist bei der einstudierten Gefechtsübung allerdings nichts zu merken, in der die spanische Artillerie Seite an Seite mit den Briten kämpft, um eine imaginäre Grenze zu sichern. Zum Einsatz kommen dabei scharfe 105 und 155 Millimeter-Geschosse, die über eine Distanz von sieben Kilometern abgefeuert werden. Die Ziele haben die norwegischen Aufklärer per Radar lokalisiert. Die Ehrengäste auf der Tribüne, darunter auch Beobachter der Bundeswehr, verfolgen aus nächster Nähe wie Infanteristen Javelin-Panzerabwehrraketen abfeuern. Die Demonstration der Stärke hat zumindest sie offenbar beeindruckt.
Was wird aus dem Truppenübungsplatz?
Der Truppenübungsplatz Senne ist 116 Quadratkilometer groß, wird gemäß Nato-Truppenstatut betrieben und steht unter Verwaltung des in Deutschland stationierten britischen Militärs. Die militärische Nutzung des Geländes, das mehrfach erweitert worden ist, hat bereits im 19. Jahrhundert begonnen. Was aus dem Übungsplatz wird, wenn die britischen Streitkräfte 2019 Deutschland endgültig verlassen, steht noch nicht fest. Zunächst wird er an die Bundesanstalt für Immobilien zurückgegeben.
Durch die Sperrung beziehungsweise sehr eingeschränkte Nutzung weiter Teile des Militärgebiets in der Senne hat sich dort im Laufe der Jahrzehnte eine vielfältige Flora und Fauna entwickelt. Deshalb gibt es Bestrebungen der Landesregierung, das Gelände nach Ende der militärischen Nutzung als Nationalpark auszuweisen, die in der Region allerdings seit Jahren sehr kontrovers diskutiert werden. Möglich wäre auch eine weitere Nutzung des Übungsplatzes als Militärgelände durch die Bundeswehr.
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