Hesse Mechatronics will Firmensitz deutlich vergrößern
Aus Paderborn an die Weltspitze
Paderborn (WB). Industrie 4.0. stellt auch das Paderborner Unternehmen Hesse Mechatronics vor Probleme – die sind allerdings eher angenehmer Natur. Denn für die Digitalisierung der Industrie werden jede Menge Halbleiter benötigt, und Hesse Mechatronics liefert die Maschinen, um sie in elektronische Systeme einzubauen. Die Nachfrage steigt, der neue, erst zwei Jahre alte Firmensitz ist bereits zu klein.
Deshalb hat Inhaber Dr.-Ing. Hans Hesse zwei benachbarte Grundstücke gekauft und will den Betrieb so schnell wie möglich erweitern. Der Bauantrag wird in den nächsten Tagen gestellt. Die planungsrechtlichen Weichen soll der Paderborner Bauausschuss am Donnerstag, 24. Januar (17 Uhr, Technisches Rathaus), stellen.
Daten und Fakten
Die Hesse Mechatronics GmbH wurde 1986 gegründet. Haupttätigkeitsfeld ist die Entwicklung, Fertigung und Vermarktung vollautomatischer Maschinen für die Aufbau- und Verbindungstechnik in Verbindung mit Automatisierungslösungen. Im September 2016 hat Hesse das neue Betriebsgelände bezogen, das jetzt für etwa 6 Millionen Euro erweitert werden soll. Damit soll auch der Personalbestand von derzeit etwa 180 Mitarbeitern um 15 Prozent wachsen. Hesse Mechatronics gehört zu den Kernunternehmen des Spitzenclusters It’s OWL, ein wichtiger Baustein für die Innovationskraft der regionalen Unternehmen.
Namhafte Kunden hat Hesse auch in der Automobilindustrie, wo E-Mobilität sich rasant entwickelt. Für das Batteriemanagement dieser Fahrzeuge bietet das Paderborner Unternehmen Lösungen, die sehr gefragt sind, unter anderem von Tesla. »Als wir von der Vattmannstraße hierher an die Lise-Meitner-Straße gezogen sind, haben wir uns schon verdreifacht. Jetzt müssen wir uns früher als gedacht schon wieder verdoppeln«, berichtet Hans Hesse. Die weltweit rasant wachsende Nachfrage nach seinen Produkten freut den 67-Jährigen natürlich, macht ihn aber auch vorsichtig.
Ziel: Mitarbeiter halten
»Wenn wir mit dem erwarteten Wachstum in diesem Bereich Schritt halten können, wird sich unser Jahresumsatz, der derzeit im mittleren zweistelligen Millionenbereich liegt, mindestens verzweieinhalbfachen. Das sind Dimensionen, in denen man als Unternehmer wachsam sein muss, damit das Wachstum gesund bleibt«, sagt er. Hesse verfolgt mit Nachdruck das Ziel, Mitarbeiter, die einmal eingestellt sind, auch zu halten, selbst wenn die Konjunktur mal schlechter wird.
»Wenn die guten Leute einmal weg sind, bekommen wir sie nicht zurück«, weiß der promovierte Diplom-Ingenieur. »Deshalb muss man Phasen, in denen es mal nicht so läuft, überbrücken können.« Von einer personellen Überkapazität ist die Hesse Mechatronics GmbH im Moment aber weit entfernt. Im Gegenteil: »Wir sind auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern. Das wird zunehmend schwerer«, hat Hesse festgestellt.
Neue Produktfamilie in der Einführung
Nicht zuletzt deshalb hat er die Fertigung auf Lean Manufacturing, also eine schlanke Produktion umgestellt. »Keiner soll unnötige Wege gehen, sondern genau das, was er braucht, direkt an seinem Arbeitsplatz greifbar haben«, erläutert er. Eine zweite Fertigungslinie für Dünn- und Dickdrahtbonder soll in der neuen Halle Platz finden. Außerdem werde gerade eine neue Produktfamilie eingeführt, verrät Hesse.
In Sachen Bonding mischt Hesse Mechatronics in der Weltspitze mit und kooperiert bei der Entwicklung mit mehreren Hochschulen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen gut 180 Mitarbeiter, 50 davon in den Niederlassungen in Hongkong, Tokio und den USA. Die vollautomatischen Wedge-Wegde-Bonder von Hesse verbinden bei der Montage von Halbleiterlementen Drähte per Ultraschall mit den entsprechenden Anschlussflächen von der Microelektronik bis zu Starkstrom-Applikationen – und das in einer Qualität und Geschwindigkeit, die die namhaften Kunden der Paderborner überzeugt. »Allein in Durchschnittshaushalten finden sich elektronische Geräte mit sicher einigen Millionen Wedge-Wegde-Verbindungen. Und auch da ist die Tendenz steigend«, erläutert Hesse, warum diese Technologie so gefragt ist.
Deshalb hat Hesse perspektivisch gedacht und auf den neuen Grundstücken Platz für insgesamt drei Erweiterungen – aber eben Schritt für Schritt, »wie es sich für einen ostwestfälischen Betrieb gehört«, sagt er augenzwinkernd.
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