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Ein Meinungsbeitrag von Dietmar Kemper

Bitte keine sklavische Gleichmacherei in Paderborn!

Paderborn

Die Zahlen für den sogenannten geschlechterfairen Haushalt liegen vor. Und jetzt? „Wir haben die Zahlen nicht erhoben, um Zahlen zu erheben“, mahnte Sabine Kramm von den Grünen in der Ratssitzung am Donnerstag eine Diskussion mit Konsequenzen an.

Carolin Kebekus ist erfolgreicher als ihr Bruder und bekommt für ihre Auftritte ein Vielfaches mehr an Geld. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Es wird spannend zu beobachten sein, welche Schlüsse die Parteien aus dem Zahlenwerk ziehen, das Besucher, Nutzer und Teilnehmer im Bereich der städtischen Kultur nach Geschlechtern aufdröselt.

Spektakulär sind die Daten auf den ersten Blick nicht. Dass mehr Frauen als Männer die VHS nutzen und das weibliche Geschlecht auch häufiger Konzerte, Theateraufführungen und Ausstellungen besucht, ist bekannt. Genauso wie die Dominanz von Frauen in VHS-Kursen.

Klischees würden wiederbelebt

Müssen die Verantwortlichen jetzt zwanghaft versuchen, den Männeranteil durch vermeintlich männertypische Themen zu erhöhen? Nein, müssen sie nicht. Das würde nur Klischees wiederbeleben. Angebote der VHS und der Stadtbibliothek sollten möglichst alle Geschlechter ansprechen.

Die Zahlen kranken daran, dass in einigen städtischen Einrichtungen der Anteil diverser Menschen ermittelt wurde, in anderen nicht. Das ist kein Vorwurf an die Verwaltung. Die Hoffnung von Grünen und CDU, aussagekräftige Zahlen zu bekommen, war von Anfang an ein frommer Wunsch und stößt an Grenzen bei der Privatsphäre und beim Aufwand.

Das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Beantworten die Zahlen die Kernfrage, ob Frauen schlechter bezahlt werden und weniger Aufträge vom Kulturamt bekommen als Männer? Nein, das können sie gar nicht, weil dabei viele Faktoren eine Rolle spielen. So ist die Dominanz von Männern auf der Bühne auch dadurch zu erklären, dass Frauen häufiger vor dem Problem stehen, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren.

Dass Männer und Frauen zum Teil unterschiedlich bezahlt werden, hängt mit Renommee, Nachfrage, Vermarktung und Verkaufstalent zusammen. Vielleicht können sich einige Frauen noch nicht so aggressiv verkaufen wie Männer, aber das ist nur Spekulation. Fakt ist: Erfolg hängt nicht am Geschlecht. Eine Carolin Kebekus bekommt für ihre Auftritte ein Vielfaches mehr als ihr Bruder David.

Nur noch Mittelmaß verpflichten?

Sollte jetzt also nur noch Mittelmaß verpflichtet werden, damit Frauen und Männer das gleiche Geld bekommen? Und sollten absichtlich mehr Frauen engagiert werden, egal wie gut sie sind? Das wäre unsinnig und ein Schlag ins Gesicht des Publikums, dem die Qualität auf der Bühne wichtiger ist als die zahlenmäßige Parität der Geschlechter.

Zu Ende gedacht, würden sich absurde Schlussfolgerungen ergeben. Dann dürfte nämlich Julia Ures zugunsten von Männern keine Aufträge für die Moderation von Diskussionen mehr bekommen. Auf diesem Gebiet hat sie ja fast schon ein Monopol. Ist das schlimm? Nein, natürlich nicht. Es ist das Ergebnis von Können, Beharrlichkeit und Bekanntheit. Fazit: Die Zahlen sind da, eine Diskussion darüber ist erforderlich, aber sklavische Gleichmacherei wäre die falsche Konsequenz.

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