Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker fordert mehr Ethik in der Weltgesellschaft
„Christen sollen Globalisierung mitgestalten“
Paderborn
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat die Christen an Weihnachten dazu aufgerufen, die Globalisierung mitzugestalten. Die Corona-Pandemie habe in diesem Jahr gezeigt, wie sehr die Weltgesellschaft verbunden sei, sagte er in dem Gottesdienst am ersten Weihnachtsfeiertag im Paderborner Dom. Der Gottesdienst wurde wie bereits an Heiligabend per Live-Stream übertragen.
Dabei dürfe es aber nicht nur um technischen Fortschritt und ökonomischen Nutzen gehen. Sonst entstehe ein Teufelskreis. „Ohne eine religiöse und moralische Globalisierung hat die eine Welt keine Zukunft“, sagte der Erzbischof.
Ein wachsender Gewinn der einen gehe in aller Regel zu Lasten anderer. „Was Not tut, ist eine ethische Globalisierung“, forderte der Paderborner Erzbischof und warnte: „Wenn dabei der Wurzelgrund des Glaubens fehlt, dann bleiben wir nur allzu leicht im Moralismus hängen. Wir plakatieren die Zukunft mit immer neuen Appellen, und es bleibt doch alles beim Alten, weil der sogenannte Sachzwang und die Eigendynamik des Marktes viel stärker sind.“
Beim globalen Bemühen um ethische Maßstäbe müssten Christen niemals bei null anfangen. Jesu Botschaft sei ein Maßstab und beinhalte „Gerechtigkeit ohne bitteren Nachgeschmack, Freude, die niemanden ausschließt, Leben, das auch durch den leiblichen Tod nicht ausgelöscht wird“.
Wenn es um die Weltgesellschaft gehe, rücke Religiosität oft in den Hintergrund, weil sie für viele Menschen in den privat-persönlichen Bereich gehöre, kritisierte Becker. Religiosität dürfe aber nie rein innerlich sein. „Der an Weihnachten zur Welt kommt, lässt sich nicht in den Stall von Bethlehem einsperren. Jesus steht am Anfang des Ganzen. Die Mitte der Welt ist eine gelebte und bis in den Tod durchlittene Menschengeschichte. Sie ist Gottes Geschichte mit uns.“, sagte Becker.
Die Weihnachtsbotschaft rühre uns an bis in den innersten Winkel unserer Seele. Sie weite zugleich unseren Horizont bis an die Grenzen der Erde und darüber hinaus, sagte der Erzbischof. Die Welt sei von Christus getragen, darauf gründe die christliche Sehnsucht nach einer besseren Welt: „Die Person Jesu Christi, sein Leben und seine Botschaft sind für uns der Maßstab, mit dem wir jeden Anspruch auf Weltverbesserung messen“, sagte Becker zum Abschluss seiner Predigt im Pontifikalamt.
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