Breite Zustimmung im Schulausschuss zu einer Bildungskonferenz im Sommer
Cyberattacken auf Lernstatt Paderborn halten an
Paderborn
Die Cyberattacken auf die digitale Schulplattform Lernstatt gehen weiter. „Seit Dezember haben wir mehr als 200 Angriffe gehabt“, sagte der Technische Leiter von OWL-IT, Ralf Bilger, am Dienstag im Schulausschuss.
Die Angriffe hätten eine enorme Intensität und sorgten zum Beispiel für Aussetzer bei Videokonferenzen und Verzögerungen bei E-Mails. Man arbeite an Gegenmaßnahmen, sagte Bilger, „aber der Aufbau einer Feuerwehr bedeutet nicht, dass es keine Brände mehr gibt“.
Seit Wochen sorgen massenhafte Anfragen von Bot-Netzen für eine Überlastung der IT-Infrastruktur – mit der Folge, dass die Lernstatt an einzelnen Tagen komplett lahmgelegt war. Im Schulausschuss wurde bekannt, dass die Stadt jeden Monat bis zu 10.000 Euro in Schutzmaßnahmen investiert. Schuldezernent Wolfgang Walter geht davon aus, dass die Aufrüstung der Infrastruktur für den sogenannten DDoS-Schutz und den Distanzunterricht die Kosten für die Lernstatt von 1,4 auf knapp zwei Millionen Euro im Jahr erhöhen wird.
Der Technische Leiter der Lernstatt, Burkhard Pöhler, verwies darauf, dass die Zahl der den Schulen, Lehrern und Schülern zur Verfügung gestellten Endgeräte wie Laptops und PCs von 2765 im Jahr 2015 bis Februar 2021 auf 8245 gestiegen sei. Hinzu kämen bis zum Sommer weitere 2450 Geräte, die zum Teil erst noch geliefert werden müssten.
Pöhler betonte, alle Lehrer der städtischen Schulen hätten Tablets (1790) bekommen. Was Endgeräte angehe, habe man den Digitalpakt des Landes „vollkommen ausgeschöpft“. Die Lernstatt mit 18.500 Benutzern verfüge über 180 Server, 1200 WLAN-Zugangspunkte, biete 80 Fortbildungen im Jahr an (jetzt auch online), habe MS-Teams und das Webkonferenztool BBB eingeführt, die Serverkapazitäten und Bandbreite erhöht und eine zweite Internetleitung geschaltet.
28 Schulen haben sich inzwischen für die Microsoft-Kommunikationsplattform Teams entschieden, was Ralf Bilger begrüßt: „MS Teams macht unabhängig von Angriffen auf die Lernstatt“. Die Attacken ärgern nicht zuletzt Christian Rörig von der CDU: „Was helfen schöne Konzepte, wenn Idioten und Kriminelle es immer noch relativ einfach schaffen, die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern zu stören?“ Der Punkt Gefahrenabwehr müsse künftig stärker beachtet werden, denn Eltern und Schüler interessiere am Ende nur, „ob das Ding funktioniert“.
Sicherheit wird ein Thema der Bildungskonferenz „Digitalisierungsstrategie“ im Sommer sein, die CDU und Grüne gemeinsam beantragt hatten und die im Ausschuss auf breite Zustimmung stieß. Die Lernstatt sei für Herausforderungen wie Corona nicht eingerichtet, das Distanzlernen stelle andere Anforderungen, begründete Catharina Scherhans von den Grünen die Notwendigkeit einer solchen Konferenz. Ein Ziel sei es, technische Möglichkeiten zu finden, die Lernprozesse sinnvoll unterstützen. Teilnehmen sollen Schulleiter, Lehrer, Schüler, Eltern, Verwaltung und Politik. Alexander Lex von der AfD schlug zusätzlich Bildungsforscher der Universität vor.
Der Antrag der FDP, 17.000 Euro in eine externe Überprüfung der Zukunftsfähigkeit der Lernstatt zu investieren, scheiterte hingegen. Wilfried Fuchs erläuterte: „Es geht uns nicht darum, die Lernstatt abzusägen, sondern Experten von außen zu befragen, die vielleicht neue Blickwinkel aufzeigen.“
Alle Parteien bekannten sich zur Lernstatt. Trotz notwendiger Weiterentwicklung sei sie nach wie vor „ein Leuchtturm in Paderborn“, sagte Manfred Krugmann (SPD). Die technische Erweiterung müsse durch persönliche Unterstützung von Kindern aus sozial schwachen Familien ergänzt werden. Mit der Lernstatt „sind unsere Schulen sehr gut unterstützt“, glaubt Roswitha Köllner (Linksfraktion), und Rainer Lummer von der Fraktion Für Paderborn sieht es genauso: „Mit der Lernstatt sind wir sehr gut aufgestellt.“ Die Schulen befänden sich in einer „Großschadenslage“, für die es eine eigene Taskforce brauche. Als Lernbegleiter für benachteiligte Kinder kann sich Lummer Lehramtsstudenten vorstellen.
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