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Studie zur Kaufkraft im Alter: Im Kreis Höxter lebt es sich in NRW am günstigsten

Der Kreis Paderborn ist für Rentner vergleichsweise teuer

Paderborn

Die Kaufkraft der Renten in Deutschland variiert einer neuen Studie zufolge re­gional um bis zu 52 Prozent. Während 1000 Euro für Rentner in München – dem teuersten Altersruhesitz – eine Kaufkraft von 760 Euro bedeuten, liegt der reale Wert im brandenburgischen Landkreis Elbe-Elster – dem günstigsten Wohnort – bei 1160 Euro. Der Kreis Paderborn ist für Rentner vergleichsweise teuer. Hier haben 1000 Euro eine Kaufkraft von 1011 Euro.

Matthias Band

Ein Rentnerpaar sitzt auf einer Bank und sonnt sich (Symbolbild). Foto: Stephan Scheuer/dpa

Das geht aus einer Untersuchung hervor, die das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos im Auftrag der Initiative „7 Jahre länger“ des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erstellt hat. „7 Jahre länger“ ist eine Initiative der Deutschen Versicherer. Sie soll das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Menschen immer älter werden und länger fit bleiben. Denn die meisten Deutschen unterschätzen laut Studien ihre Lebenserwartung – und haben oft ein falsches, sehr negatives Bild vom Alter. Die Initiative will darum einen gesellschaft­lichen Dialog darüber führen, wie wir das Beste aus den gewonnenen Jahren ­machen können.

Am günstigsten in Nordrhein-Westfalen lebt es sich als Rentner im Kreis Höxter. Dort liegt der reale Wert bei 1111 Euro. Der Kreis Höxter liegt in der Rangliste der teuersten Städte und Kreise für Rentner in Deutschland auf Platz 352 von 401 untersuchten kreisfreien Städten und Kreisen. Auch im Hochsauerland­kreis lebt es sich als Rentner vergleichsweise günstig. Dort haben 1000 Euro eine Kaufkraft von 1104 Euro. Der Kreis Paderborn landet im oberen Mittelfeld auf Rang 147.

Höxter deutlich günstiger

„Der Wohnort hat großen Einfluss auf die Lebenshaltungskosten und damit den Wohlstand im Alter“, sagt Studienautor Heiko Burret. Teurere Gegenden müssten jedoch nicht zwangsläufig unattraktiver sein, da die Löhne und somit auch die Renten dort tendenziell höher seien als in günstigeren Regionen. Zudem seien die Lebenshaltungskosten dort in der Regel bereits im Erwerbsleben höher. „Einbußen beim Lebensstandard drohen überall dort, wo die Alterseinkünfte im Verhältnis zum regionalen Preisniveau sehr niedrig ausfallen“, erklärt Heiko Burret.

Im Kreis Höxter liegt das Preisniveau der Untersuchung zufolge um zehn Prozent niedriger als im Bundesdurchschnitt und gut 20 Prozentpunkte günstiger als beispielsweise in Köln. Im Kreis Paderborn liegt das Preisniveau knapp unter dem Bundesdurchschnitt. Die teuersten Altersruhesitze in Nordrhein-Westfalen sind Düsseldorf (Platz 19), Köln (Platz 21) und Münster (Platz 27). In Düsseldorf haben 1000 Euro eine Kaufkraft von 906 Euro, in Köln 908 und in Münster 917 Euro. In Bielefeld bleiben einem Rentner von 1000 Euro 1008 Euro Kaufkraft, was bundesweit Platz 139 bedeutet, also acht Plätze vor dem Kreis Paderborn. Der Kreis Gütersloh landet auf Platz 162 in der Rangliste der teuersten Städte für Rentner, der Kreis Herford auf Platz 301.

Gemessen an den regionalen Kaufkraftunterschieden ist das Leben für Rentner in Bayern besonders teuer. Gleich sieben der bundesweit zehn teuersten Altersruhesitze befinden sich in Bayern. Generell ist der wirtschaftsstarke Süden Deutschlands kostenintensiv: 40 der 50 teuersten Regionen liegen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Relativ preiswert ist das Leben im Ruhestand dagegen meist in Nord- und Ostdeutschland, mit Ausnahme von Hamburg, Nordfriesland, Berlin und Potsdam, die zu den 50 teuersten Regionen Deutschlands zählen. Das günstigste Bundesland ist Sachsen-Anhalt. Vergleichsweise günstig gestaltet sich das Leben im Ruhestand auch in Teilen Brandenburgs, Thüringens, Sachsens sowie in der rheinland-pfälzischen Vulkan­eifel.

Was ist für die Studie untersucht worden?

Für die Auswertung hat das Prognos-Institut nach eigenen Angaben die Lebenshaltungs­kosten der Rentner in 401 Kreisen und kreisfreien Städten ver­glichen. Für die Studie wurde die Gewichtung des allgemeinen Warenkorbs des Statistischen Bundesamtes an das Konsumverhalten der über 65-Jährigen angepasst. Gesundheitsausgaben und Mieten hätten in dieser Altersgruppe beispielsweise ein höheres Gewicht. Kosten für Bildung spielten hingegen eine geringere Rolle, teilt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) als Auftraggeber der Studie mit. Die Kaufkraftunterschiede in den Regionen würden im Wesentlichen von den Wohnkosten beeinflusst, sagt der GDV. Da die Entwicklung der regionalen Preise mit Unsicherheit behaftet sei, berge der Kaufkraftindex das Risiko die Lebenshaltungskosten in einigen Regionen zu über- oder unterschätzen. Zudem könnten sich weitere Preise, beispielsweise im Bereich Pflege, regional unterschiedlich entwickeln. Gleichwohl veranschau­liche die regionale Preisentwicklung strukturelle Muster und ihre Auswirkungen. Die vorgestellten Berechnungen basieren auf Daten, die von der Corona-Krise noch nicht beeinflusst sind. Durch die veränderte wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2020 könnten sich laut GDV kurz- und mittelfristig Rückwirkungen auf die regionalen Preisniveaus ergeben.

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