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Landgericht verurteilt 33-jährigen Paderborner zu langer Haftstrafe

Drogen und Totschläger im Kofferraum

Paderborn (WB). Auf den ersten Blick wäre er ein dicker Fisch von einem Dealer: Mit einem sehr gut aufgestellten Sortiment an illegalen Drogen und einem nicht minder eindrucksvollen Waffenarsenal im Auto ist ein 33-Jähriger vor mehr als einem Jahr der Polizei ins Netz gegangen.

Ulrich Pfaff

Symbolbild. Foto: Jörn Hannemann

Der Prozess am Mittwoch aber zeigte: In das Drogenproblem des Angeklagten spielt auch eine Krankheit hinein. Daran soll er nach dem Urteil des Landgerichts erst einmal im Maßregelvollzug arbeiten.

Kurz nach Weihnachten 2018 kontrollierte eine Polizeistreife den in der Barkhauser Straße parkenden Pkw des 33-Jährigen wegen des Verdachts, dass der Fahrer alkoholisiert sein könnte. Das war er zwar nicht, und er wollte nach eigenen späteren Angaben nur ein Nickerchen machen, aber dafür stellten die Polizisten fest, dass der 33-Jährige unter Drogeneinfluss stand – und auch noch jede Menge Betäubungsmittel im Wagen hatte: Amphetamin, Kokain, Extasy, die Party-Droge MDMA sowie Marihuana und Haschisch – von letzterem fast eineinhalb Pfund.

Gutachter bescheinigt psychische Erkrankung

Die Drogen waren ebenso im Auto verteilt wie eine beachtliche Anzahl an Waffen: eine Schreckschusspistole, mehrere Messer und gleich neun Totschläger. Die Folge: eine Anklage wegen bewaffneten Drogenhandels, mit einer Strafandrohung von mindestens fünf Jahren Haft.

Der 33-Jährige machte der 8. Großen Strafkammer gestern im Prozess hinsichtlich der Beweisaufnahme keine Probleme: Er gab die Vorwürfe zu, schränkte aber ein, den größten Teil des Cannabis und Kokains für seinen eigenen Konsum besessen zu haben. „Ich habe immer etwas gehamstert, damit es mir nicht ausgeht“, sagte der Angeklagte zu der dafür vergleichsweise großen Menge. Die anderen Drogen seien zur Weitergabe an Freunde und Bekannte gedacht gewesen. Die Waffen hingegen habe er tatsächlich zur Verteidigung bei sich gehabt, „aus Angst, abgezogen zu werden“.

Was der 33-Jährige auch deutlich machte – und was später von einem psychiatrischen Gutachter gestützt wurde: Er leidet unter einer psychischen Erkrankung. „Es ist irrational, mit dem ganzen Zeug im Auto durch die Gegend zu fahren. Ich hatte meine Schwierigkeiten, mich zu steuern“, betonte der 33-Jährige.

Flucht in die Sucht

Kostproben seiner Krankheit, vom Gutachter als „manische Störung“ bezeichnet, bekamen die Richter immer wieder: Der 33-Jährige berichtete freimütig und mitteilsam aus seinem Biografie, über sein für einen Drogenkonsumenten eher untypisch geradliniges Berufsleben, geriet dabei aber auch öfter in eine langatmige Redseligkeit.

„Ich habe versucht, mich in eine Sucht zu flüchten, um mich nicht mit meinen Problemen auseinandersetzen zu müssen“, blickte der Angeklagte auf die Abwärtsspirale seines Drogenkonsums zurück, die ihn vor einiger Zeit auch in die LWL-Klinik geführt hatte, wo er Hilfe suchte. Bei aller Freimütigkeit wollte der 33-Jährige seine Drogenlieferanten nicht nennen. „Es ist schwierig, gesund zu bleiben, wenn man da zu viel erzählt. Ich möchte noch ein etwas längeres Leben führen.“

Das wird er zunächst hinter Gittern verbringen. Zwar erkannte die Strafkammer aufgrund der psychischen Störung und der Drogensucht auf einem minderschweren Fall des bewaffneten Drogenhandels, verhängte aber eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren und die Unterbringung in einer Langzeittherapie. Damit er diese möglichst schnell antreten kann, nahm der 33-Jährige das Urteil gleich an.

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