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Peter Gebhard hat 25.000 Kilometer in 15 Ländern in einem Buch zusammengefasst

Ein Paderborner überwindet Grenzen

Paderborn

In Ligurien traf Peter Gebhard Fürstin Nina I. Das 600-Seelen-Dorf Seborga in Italien spielt Unabhängigkeit, hat eine Grenze samt Wachhäuschen, einen Außen- und Sportminister und eben die Fürstin, die ursprünglich aus dem Allgäu stammt.

Rentiere rennen auf der Nordkinn-Halbinsel in Nordnorwegen am VW-Bulli von Peter Gebhard vorbei.  Foto: Peter Gebhard

In Berlin traf Peter Gebhard Hubert Peuker, der 1969 vorab seine Fluchtroute fotografierte, erfolgreich  die Mauer der DDR überwand, später zurückkehrte, um seine Schwägerin nachzuholen und beim zweiten Fluchtversuch 1972 scheiterte. Nach eineinhalb Jahren in Einzelhaft kaufte ihn die Bundesrepublik frei.

Der Fotograf und Buchautor Peter Gebhard aus Paderborn hat schon viele Grenzen passiert, um Europa kennenzulernen. Dabei hat er außergewöhnliche Menschen kennengelernt, die er jetzt in seinem Buch „Das große Bulli-Abenteuer Europa“ erzählen lässt. Es ist die Essenz aus 25.000 Kilometern von Lissabon über die Alpen nach Lappland, aus den Erlebnissen in 15 Ländern und der Kraft von 44 PS. Denn unterwegs ist Peter Gebhard stets mit seinem T1-VW-Bulli-Oldtimer, der sein Markenzeichen geworden ist und den der Betrachter seiner spektakulären Fotografien immer erst suchen muss. 

Am 13. Februar im Paderborner Rathaus

„Ich bin eine Art moderner Geschichtenerzähler und mein Beamer ist das Lagerfeuer, an dem ich Menschen versammle und sprechen lasse“, erzählt der Paderborner, der seine Erfahrungen und Beobachtungen nicht nur in dem Buch fotografisch und textlich dokumentiert, sondern auch in einem neuen Kalender und in einer Live-Reportage, mit der er bundesweit unterwegs ist. Am Sonntag, 8. Januar, wird er um 16 Uhr in der Cultura in Rietberg von seiner Faszination für Europa, deren Menschen und Landschaften berichten, am Montag, 13. Februar, ist er um 19 Uhr im Großen Sitzungssaal des Paderborner Rathauses zu Gast.

Wo ist der rote Bulli?  Hier geht Peter Gebhards treuer Begleiter in der bizarren Wüstenlandschaft von Bardenas Reales in Spanien fast  unter.  Foto: Peter Gebhard

Er werbe für Wertschätzung gegenüber den Menschen und der Natur und auch für ein Stück Verzicht, sagt Peter Gebhard.  In Europa traf er immer wieder auf Formen des einfachen und gleichzeitig erfüllten Lebens, so wie bei den samischen Rentierzüchtern auf der Nordkinn-Halbinsel in Norwegen. In Deutschland werde viel über Nachhaltigkeit geredet,  so der Profifotograf, und gleichzeitig brächten Heuschreckenschwärme von Lastkraftwagen zum Beispiel Papayas aus Mexiko und Costa Rica in riesige Supermärkte, weil das die Verbraucher für selbstverständlich hielten. In Westeuopa herrsche „ein Mangel an Mangel“, ständig sei alles verfügbar.

Russland blieb ihm verwehrt

Im Buch sind die Erlebnisse der Reisen mit seinem Assistenten Tobias Werner aus der Zeit seit Frühjahr 2020 verarbeitet. Corona erschwerte ihre Pläne enorm, brockte ihnen Ausgangssperren wie in der französischen Festungsstadt Aigues-Mortes ein und verhinderte einen Besuch in Russland. Im Oktober 2021 wollte Peter Gebhard für zehn Tage ins Land, wurde aber trotz Einladung von VW Russland an der Grenze abgewiesen. Er hält es für möglich, dass das Argument Corona nur vorgeschoben war und stattdessen bereits die Vorbereitungen für die Invasion in der Ukraine begonnen hatten.

Präsident Putin, den Peter Gebhard 1995 fotografiert hatte, als er noch Berater des Bürgermeisters von Sankt Petersburg war, will die Uhren zurückdrehen und Ruhm wie sein Vorbild Peter der Große erwerben. Sein Verhalten würde auch Anna Maria Maradiellos verurteilen. Als Peter Gebhard das Bergdorf im nordspanischen Asturien besuchte, in dem sie einen Laden betreibt, hörte er sie ganz im Sinne von Winston Churchill sagen: „Ein Politiker denkt nur an die nächsten Wahlen, ein Staatsmann aber denkt an die nächste Generation.“

Der Fotograf und Buchautor, der auch für Magazine wie „Geo“ oder „National Geographic“ Fotos und Reportagen geliefert hat, erzählt immer wieder auch europäische Geschichte. In Danzig fragte er nach, was aus der Gewerkschaft Solidarnosc geworden ist. Und Felix Drobiza, ein Mann der ersten Stunde, antwortete enttäuscht, nachdem Solidarnosc eine politische Partei geworden sei, „haben sie die Arbeiter vergessen“.

Peter Gebhard aus Paderborn hat seine Reisen quer durch Europa in Form eines Buches und eines weiteren Kalenders in Texten und Bildern festgehalten. Foto: Dietmar Kemper

Das Buch „Das große Bulli-Abenteuer Europa“ mit knapp 200 Seiten und mehr als 200 Fotos kostet knapp 45 Euro. Wer es bestellt (www.peter-gebhard.de/shop), bekommt ein signiertes Exemplar. Der neue Kalender „Bulli – eine Reise durch Europa“ ist für 29,90 plus sechs Euro Versand zu haben.

Grenzgeschichten

Peter Gebhard arbeitet bereits an einem neuen Projekt. Vom Sommer an will er entlang der deutschen Grenzen reisen  – da sind sie wieder, die Grenzen, die er so gern überschreitet und die so viele Geschichten bergen wie die von Nina I. in Ligurien.

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