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Erdbeben in der Türkei und in Syrien: Sammelstelle und Spendenkonten eingerichtet

Hilfe aus Paderborn nimmt Fahrt auf

Paderborn/Büren

Die Hilfe aus Paderborn für die Erdbebenopfer im türkisch-syrischen Grenzgebiet wird konkret. Der Flughafen Paderborn/Lippstadt nimmt von Donnerstag (9. Februar) bis zum Sonntag (12. Februar) Spenden an, die Stadt und der Kreis Paderborn sowie die Deutsch-Türkische Gesellschaft haben Spendenkonten eingerichtet. Auch Vereine und Schulen organisieren Hilfsaktionen.

Notfallteams suchen nach Menschen in einem zerstörten Gebäude, während ein Auto auf den Trümmern liegt. Nach den schweren Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion ist die Zahl der Toten auf mehr als 16.000 gestiegen. Foto: dpa

„Auch wir fühlen mit den Familien, die Angehörige verloren haben oder obdachlos geworden sind. Deshalb werden wir uns mit vollem Einsatz an den Hilfsmaßnahmen unter Führung der Deutsch-Türkischen Gesellschaft Paderborn beteiligen“, betonte am Mittwoch Flughafen-Geschäftsführer Roland Hüser.

Von Donnerstag bis Sonntag werden in der Gepäckausgabehalle im Terminal täglich in der Zeit von 7 bis 10 Uhr sowie zwischen 17  und 20 Uhr dringend benötigte Spenden für die Bevölkerung in der Erdbebenregion entgegengenommen.
 
Benötigt werden nach Angaben des Flughafens vor allem Decken und Schlafsäcke, Lebensmittel in Konservendosen (essbar ohne Erhitzung), Babywindeln in verschiedenen Größen, Zelte, Stromgeneratoren und ohne Strom funktionierende Heizgeräte. Die Spenden sollten nicht selbst verpackt werden, da am Flughafen noch vorsortiert werde.
Dank der bereits bestehenden Verbindungen zum Istanbuler Stadtteil Beylikdüzü sei gewährleistet, „dass die Hilfsgüter genau dort ankommen, wo sie am meisten benötigt werden“, verspricht Roland Hüser.

Decken und Schlafsäcke werden gebraucht

Unterdessen hat der Kreis Paderborn gemeinsam mit der Stadt Paderborn das „Spendenkonto Erdbeben“ eingerichtet. Landrat Christoph Rüther ist angesichts der Bilder aus der betroffenen Region fassungslos: „Dieses katastrophale Beben hat ein Ausmaß an Leid gebracht, das unvorstellbar ist. Wir sind mit unseren Herzen und Gedanken bei den Menschen, die – auch hier bei uns im Kreis Paderborn –, um ihre Angehörigen trauern oder bangen sowie bei den vielen Tausenden, die ihr Zuhause verloren haben und ums Überleben kämpfen. Wir sichern ihnen Unterstützung und Hilfe zu.“

Paderborns Bürgermeister Michael Dreier betonte die Wichtigkeit schneller und unbürokratischer Hilfen. Paderborn habe eine große türkische Bevölkerungsgruppe, drei syrisch-orthodoxe Gemeinden mit St. Aho, St. Afrem und St. Marien und viele Menschen, die sich auf unterschiedliche Weise eng mit der Türkei verbunden fühlten. Michael Dreier:   „Deshalb ist es mir besonders wichtig, hier unsere Solidarität und unser Mitgefühl zu zeigen.“

Das Spendenkonto von Kreis und Stadt ist bei der Sparkasse Paderborn-Detmold eingerichtet: IBAN: DE46 4765 0130 1010 2038 73, Kontonummer: 1010203873. Die Geldspenden werden über die Deutsch-Türkische Gesellschaft Paderborn (DTG) und die syrisch-orthodoxen Gemeinden im Kreis Paderborn vornehmlich für Hilfe vor Ort verwendet, zum Beispiel für die Unterbringung der Erdbebenopfer oder zum Beispiel für dringend benötigte   Hygieneprodukte.

Auch die DTG ruft auf zu einer Spendenaktion auf.  Geld kann auf das Konto der DTG bei der Volksbank Paderborn (IBAN: DE67 4726 0121 8731 8846 01) gespendet werden. Auch Hilfsgüter werden, wie oben beschrieben, in der vom Flughafen eingerichteten Sammelstelle angenommen.

Hilfsorganisationen sollen weltanschaulich neutral sein

Wie bereits berichtet, wird die Spedition Hartmann einen Lastzug bereitstellen. Bei den Geld- und Sachspenden werde darauf geachtet, „dass diese unmittelbar Hilfsorganisationen im Osten des Landes zukommen, die weltanschaulich neutral eine sachgerechte Mittelverwendung sicherstellen“, kündigte der Vorsitzende der DTG, Wolfgang Weigel, an: „Dabei greifen wir auf die Sachkenntnisse der Koordinatoren in unserem Partner-Stadtbezirk zurück.“ Er sei sicher, dass die Paderborner Region nachhaltig helfen könne.

Groß ist die Unterstützungsbereitschaft auch in den Schulen Eringerfeld in Geseke, die auch von Kindern aus dem Kreis Paderborn besucht werden. Etwa die Hälfe der Schülerinnen und Schüler der Realschule und des Gymnasiums hat einen türkischen oder syrischen Migrationshintergrund. „Zu einem wichtigen Teil unserer Pädagogik gehört die Schaffung von Verantwortungsbewusstsein und Engagement, dazu gehört die Unterstützung von Krisenregionen sowohl im In- als auch im Ausland“, erklärte der Geschäftsführer Murat Yazgi auf Anfrage dieser Zeitung.

Sowohl das Gymnasium als auch die Realschule Eringerfeld würden Spenden für die Erdbebenopfer sammeln. Murat Yazgi: „Es wurde eine Spendenaktion auf Facebook gestartet (Link: https://www.facebook.com/donate/554251503341314/868249077963720). Außerdem haben sich unsere Alumni-Schülerinnen und -Schüler organisiert und eine Spendenaktion gestartet. Sie haben vor allem per E-Mail ehemalige Schülerinnen und Schüler kontaktiert.  Die Spenden werden wir an die Hilfsorganisation Ikbay weiterleiten, mit der wir auch zu Zeiten der Flutkatastrophe im Ahrtal zusammengearbeitet haben.“

Bereits am Samstag, 11. Februar, werden bei „Buschkühle“ und „Bei Paul“ in Geseke von 10 bis 17 Uhr Waffeln verkauft. Murat Yazgi berichtete, wie er von der Tragödie in der Türkei erfuhr: „In der Frühe des 6. Februar haben wir die ersten Videos und Bilder per WhatsApp von näherer Verwandtschaft aus der Türkei erhalten. Verwandtschaften ersten Grades wurden angerufen und nach dem Wohlbefinden gefragt. Eine erste Erleichterung war die Folge.“

Schulen Eringerfeld geben Mitarbeitern frei

Einige Verwandte seiner Frau habe man telefonisch nicht erreicht.  In den Schulen Eringerfeld habe man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Woche freigegeben, die Verwandte verloren haben oder von Deutschland aus versuchen, ihren Eltern zu helfen, deren Häuser zum Beispiel eingestürzt sind. „Wir beten, dass die Verschütteten noch gerettet werden können, möge Gott ihnen beistehen und den Helfern die nötige Kraft geben“, ist Murat Yazgi in Gedanken bei den Opfern.

Unterdessen wollen auch der Verein SC Aleviten Paderborn und sein Vorsitzender Verani Kartum gemeinsam ein Fußballturnier im Hermann-Löns-Stadion organisieren, um Spenden zu sammeln. „Wir sind noch in der Vorbereitung, planen das Turnier für Samstag oder Sonntag, 25. oder 26. Februar“, sagt Kartum. Zudem sollen beispielsweise Waffeln sowie Döner und Pommes zum Verkauf angeboten werden, um auch hierüber Spenden einzunehmen. Auch Musik sowie Angebote für Kinder soll es geben.   

„Unser Ziel ist die Nachhaltigkeit“, sagt Kartum. Er könne sich vorstellen, dass die Spenden aus dem Benefizturnier in Erdbebengebieten in der Türkei und in Syrien direkt an Betroffene verteilt werden.   

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