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Buchprojekt von Studierenden für die Bewohner der Altenhilfe St. Johannisstift

Ein Schatz an Lebenserinnerungen von Paderborner Senioren

Paderborn

122 Seiten, viele Interviewstunden und ein Schatz an Lebenserinnerungen von Menschen aus Paderborn: Das alles und noch mehr steckt im „Erinnerungsbuch“. Ein Projekt, das Studierende der Universität Paderborn gemeinsam mit dem Lektora-Verlag und den Protagonisten des Buches, den Bewohnern der Altenhilfe des St. Johanisstift, gemeinsam mit den Mitarbeitenden umgesetzt haben.

Sie halten stolz das frisch gedruckte „Erinnerungsbuch“ in den Händen: Joanna Jäger (Autorin), Yeliz Cetin (Herausgeberin), Martin Wolf (Vorstand St. Johannisstift), Karsten Strack (Herausgeber), Tizian Lange (Autor), Elena Stieghorst (Autorin) und Ulrike Kamphues-Janson (Einrichtungsleitung).  Foto: Katharina Freise

Viereinhalb Stunden haben sich Joanna Jäger und Zao Wei Teh Zeit genommen. In diesen Stunden wurde viel gelacht, aber auch geweint. Eine 87-jährige Bewohnerin des Carl-Böttner-Haus (Altenhilfe St. Johannisstift) hat den zwei Studierenden der Universität Paderborn ihre Lebensgeschichte erzählt. Und diese Geschichte ist nun Teil eines ganzen Buches voller einzelner Lebensläufe und Anekdoten. Insgesamt 17 Studierende hatten sich für das Projekt gemeldet und haben entsprechend an dem Buch mitgewirkt, ebenso wie die Leiterin der Unternehmenskommunikation des St. Johannisstift, Kristina Schütze. Karsten Strack und Yeliz Cetin sind die Herausgeber des Buches (Lektora-Verlag).

Initiiert worden war das Projekt vom Vorstand des St. Johannisstift, Martin Wolf, und dem Geschäftsführer des Lektora-Verlags aus Paderborn, Karsten Strack. Gemeinsam hatten die beiden im Jahr 2021 die Idee, Geschichten der Bewohner und Bewohnerinnen der Altenhilfe zu sammeln und aufzubereiten.

Und dann folgte die Umsetzung: Im Sommersemester 2022 stand Karsten Strack im Hörsaal der Universität Paderborn und schulte 17 Studierende im biografischen und kreativen Schreiben. Gemeinsam übten sie Interviewtechniken. Denn nicht Strack selbst sollte die Geschichten schreiben, sondern die Studierenden. „Gerade die Intergenerationalität macht das Projekt aus“, sagt Karsten Strack.

 Geschichte(n) bewahren

Martin Wolf, der sich von Anfang an für das Projekt eingesetzt hat, ergänzt: „Es ist so besonders, dass die älteren Bewohner den Studierenden ein Stück Geschichte und ein Stück Lebensgeschichte erzählen und diese wiederum den Erinnerungsschatz bewahren.“ Dies unterstützt auch die Einrichtungsleitung Ulrike Kamphues-Janson: Sie betont die Notwendigkeit und Bedeutung von biografischer Arbeit in ihrem Arbeitskontext. „Es ist so wichtig, möglichst viel über das Leben der Bewohner und Bewohnerinnen zu wissen, um gemeinsam mit ihnen das Leben hier entsprechend schön zu gestalten.“ Im Vorfeld hatte sie sich im Team ausgetauscht, wer von den Bewohnern wohl Lust hätte, die eigene Geschichte zu erzählen. 

Und so fanden elf unterschiedliche Interviews in Form eines „Blind-Dates“ zwischen Studierenden und Bewohnern der Altenhilfe im St. Johannisstift statt. Auf dem Sofa oder im Garten – wie die Studierenden berichten und es dem Buch zu entnehmen ist: Die Bewohner und Bewohnerinnen hatten Freude am Erzählen. 

Freuden-Tränen

Für Joanna Jäger, Tizian Lange und Elena Stieghorst war das eine ganz besondere Erfahrung und viel mehr als nur ein „Modul“ im Studienplan. Sie sprachen stellvertretend für die Gruppe über das Projekt. „Alle Sorgen, die ich mir im Vorfeld gemacht hatte, waren direkt verflogen. Die Bewohnerin war herzlich, und wir haben direkt einen Draht zueinander gefunden“, erinnert sich Elena Stieghorst. Dies bestätigt Tizian Lange, der mit seinem Gesprächspartner auch viel über den hiesigen Fußballclub, den SC Paderborn 07, geredet hat. Auch die Gesprächspartnerin von Joanna Jäger war sehr offen und ehrlich, was die Studentin sehr rührte. Sie bezeichnet als das Spannende und Schwierige bei diesem Projekt das Schreiben. „Stilistisch einerseits und andererseits auch inhaltlich, diesem Menschen und seinem Leben gerecht zu werden“, sagt die Studentin. 

Dass die Geschichten nun gelesen werden können, sei für die Bewohner und Bewohnerinnen ein Geschenk. „Manche haben ihre Geschichten vor der Veröffentlichung gelesen, und dabei sind (Freuden)-Tränen geflossen“, sagt Einrichtungsleitung Ulrike Kamphues-Janson. Grundsätzlich werden die Bücher künftig in die Arbeit und entsprechend in den Lebensalltag der Bewohner integriert.

Das Buch kann online oder in Buchhandlungen vor Ort für 13,90 Euro erworben werden. Die Bewohner sind nicht namentlich erwähnt, aber viele Orte und Geschäfte aus und um Paderborn seien durchaus erkennbar. Auch das zeichne das Buch schließlich aus, meint Kristina Schütze (Unternehmenskommunikation St. Johannisstift). 

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