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Wasserverband Obere Lippe berichtet über Hochwasser-Projekte und Probleme

„Es könnte auch bei uns passieren“

Paderborn

Die Bilder der verheerenden Hochwasser-Katastrophe vor vier Wochen in Teilen NRWs und Rheinland-Pfalz haben auch im Hochstift für große Betroffenheit gesorgt. Dr. André Brandt, neuer Ordnungsdezernent des Kreises Paderborn, stellte dazu in der Sitzung des Ausschusses für Natur, Umwelt und Klimaschutz am Montagabend klar: „Es war ein außergewöhnliches Ereignis, aber: Es könnte auch bei uns passieren.“

Von Ingo Schmitz

Jedes Jahr werden Millionen ausgegeben, um den Hochwasserschutz in den Ortschaften zu verbessern. Dieses Foto entstand im Mai 2019 in Paderborn-Dahl, als der Ellerbach über die Ufer trat. Ziel ist es Schäden möglichst gering zu halten. Foto: WOL-Wasserverband Obere Lippe

Die jüngsten Ereignisse hätten noch einmal deutlich gemacht, so Dr. Brandt, dass man sich nicht nur mit dem Hochwasserschutz befassen müsse. Es gehe auch um die effektive Alarmierung der Bevölkerung in solchen Situationen. Bei immer mehr Dreifachverglasungen in den Fenstern werde es schwer werden, die Menschen vor allem nachts per Sirene zu warnen, sagte Dr. Brandt. Zudem seien deaktivierte Handys bei einer Alarmierung auf digitalem Wege nicht zielführend. Man werde hier Lösungen finden müssen.

Vor den Mitgliedern des Ausschusses berichtete der Geschäftsführer des Wasserverbandes Obere Lippe (WOL), Volker Karthaus, über den Hochwasserschutz im Verbandsgebiet, das sich über die Kreise Paderborn und Soest erstreckt. Während 75 Prozent des Gebiets zum Kreis Paderborn gehören, sind ein Viertel auf Soester Seite zu finden. Insgesamt handelt es sich um 510 Kilometer Gewässer, davon befinden sich 88 Kilometer in Ortslagen.

In seinem Vortrag warf Karthaus nicht nur einen Blick auf abgeschlossene Maßnahmen und deren Funktionsweisen, wie zum Beispiel die Hochwasser-Rückhaltebecken in Benhausen, Borchen, Ebbinghausen, Gollentaler Grund, Dalheim, Lippe- und Padersee sowie Steinhorst, Sudheim und Talleseen, die auf 100-jährliche Hochwasserereignisse ausgelegt sind.

Er stellte zudem fest, dass trotz dieser Maßnahmen ein absoluter Schutz der Bevölkerung nicht möglich sei. Erst Recht nicht, wenn zu Hochwasser führenden Flüssen auch noch urbane Sturzfluten durch Regen dazu kämen.

Daher müssten die Menschen, die in gefährdeten Bereichen lebten, auch zukünftig immer wieder für das Thema sensibilisiert und darüber informiert werden, sagte Karthaus. Beispiel: In einer Ortschaft im Kreis Soest habe man Hochwassermarken an den Häusern angebracht. Die geben Auskunft darüber, ab welchem Wasserstand im Ort der Gang in den eigenen Keller zum Risiko werden kann. Daher sein Hinweis: Hochwertige Dinge sollten Bewohner in solchen Gebieten nie im Keller deponieren. Wenn das Wasser komme, ließen sich Kellertüren nicht mehr öffnen – eine lebensgefährliche Falle!

Trotz aller Maßnahmen in den vergangenen Jahren gebe es immer noch Projekte, so Dr. Karthaus, die noch nicht umgesetzt werden konnten. So sei zum Beispiel die Ortslage in Nordborchen bei einem 100-jährlichen Hochwasser-Ereignis nach wie vor gefährdet. Punktuell betroffen sei der Bereich der Altenau-/Almemündung. Hier sei zum Beispiel auch ein Gebäudeschutz denkbar. Gemeint sind damit hochwassersichere Türen und Kellerfenster.

Ein weiterer Punkt ist die Ortslage Salzkotten: Dort ist die Heder für die Wasserkraftnutzung höher gelegt worden, was bei einem 100-jährlichen Hochwasser zu Überschwemmungen der umliegenden Bebauung führen könnte, weil die Heder höher als das umgebende Gelände liegt. Gemeinsam mit der Kommune müsse in einer Kooperation für diesen Bereich die beste Lösung gefunden werden.

Ausschussmitglied Michael Pavlicic (CDU) äußerte seine Sorge, dass Schloß Neuhaus aufgrund der Gewässersituation besonders gefährdet sein könnte. Volker Karthaus vom WOL relativierte: Jede Ortslage werde jährlich begangen, um notwendige Maßnahmen zu beschließen. Dabei werde je nach Bedarf über Sohlräumungen, Mäheinsätze und Baumfällungen entschieden, um den Durchfluss sicher zu stellen.

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