Bürgermeister verspricht mehr Personal und verurteilt Angriffe auf Einsatzkräfte
Paderborner Feuerwehr in Sorge wegen enorm gestiegener Einsatzzahlen
Paderborn-Sande
Die Einsatzbilanz der Feuerwehr Paderborn für das vergangene Jahr ist enorm – und das nicht nur wegen des verheerenden Tornados: So fallen im Durchschnitt pro Tag mehr als 100 Einsätze im Brandschutz und Rettungsdienst an – und die Zahlen weisen klar nach oben.
Das berichtete Ludger Schmidt, der im vergangenen Jahr die Leitung der Feuerwehr Paderborn übernahm, bei der Jahreshauptversammlung in der Mehrzweckhalle in Sande. Im Rahmen einer Bilderstrecke informierte er mit seinen Stellvertretern Hubertus Henning und Robert Siemensmeyer sowie dem stellvertretenden Leiter der hauptberuflichen Kräfte, Michael Beivers, über die Einsätze und Entwicklungen im Jahr 2022.
Die Anzahl an Einsätzen stieg demnach im Vergleich zu 2021 stark an: So rückten die Einsatzkräfte 2022 zu insgesamt 1985 technischen Hilfeleistungen und 666 Brandeinsätzen aus. Im Vorjahr waren es noch 1366 technische Hilfeleistungen und 547 Brandeinsätze. Auch die Anzahl der Rettungsdienste und Krankentransporte nahm 2022 zu: Insgesamt fanden hier 2022 38.266 Einsätze statt, im Vorjahr lag die Anzahl bei 34.675 Einsätzen.
Als Gründe für den Anstieg der Einsätze sah Ludger Schmidt neben dem Tornado weitere Extremwetterereignisse sowie eine Veränderung im Verhalten der Bevölkerung. Besonders bei den zunehmenden Einsätzen im Rettungsdienst sprach er den demografischen Wandel, aber auch die zunehmende Bequemlichkeit und Anonymität als Hauptgründe an. Als Feuerwehr müsse man dabei stets „am Ball bleiben und vorbereitet sein“, aus den Einsätzen rund um den Tornado wolle man langfristige Lehren ziehen.
Feuerwehr Paderborn bleibt vierstellig
Nach Stand zum 31. Dezember 2022 beläuft sich die Personalstärke der Freiwilligen Feuerwehr auf insgesamt 1035 Personen. Davon sind 368 Personen in den Löschzügen aktiv (49 hauptamtlich), 73 beziehungsweise 31 in der Jugend- und Kinderfeuerwehr sowie 141 Personen in der Ehrenabteilung tätig. Dazu kommen die 22 Aktiven des Spielmannszuges (zwei hauptamtlich), die 75 Personen des Musikzuges sowie die neun Mitglieder des Jugendorchesters und die 299 hauptberuflichen Kräfte sowie die 17 Verwaltungskräfte.
In seinem Grußwort bedankte sich Michael Dreier im Namen der Stadtgemeinschaft Paderborn für das Engagement und den Einsatz der Löschzüge in Paderborn. Dabei ist sich Dreier sicher: „Mit Ludger Schmidt wurde eine gute Wahl als neuer Chef gefunden!“ Bei den laut Dreier „signifikant ansteigenden Einsätzen, die immer unter Einsatz des eigenen Lebens stattfinden“ ging der Bürgermeister der Stadt Paderborn natürlich auch auf den Tornado im Mai 2022 als Besonderheit ein. Trotz der großen Schäden habe man dabei sehen können, dass die Feuerwehr sowie die Hilfsorganisationen im Kreis ein „unglaublich starkes Team“ seien. Auch die Hilfeleistungen im Rahmen des Krieges in der Ukraine, wozu etwa die Lieferung eines Notstromaggregates zählt, wurde ausdrücklich von Dreier gelobt.
Der Bürgermeister nutzte zudem die Gelegenheit, ein klares Bekenntnis der Stadt Paderborn zum neuen Brandschutzbedarfsplan abzugeben. So soll neues Personal eingestellt, in neues Gerät investiert und weitere technische Ausrüstung angeschafft werden. Der Rat und die Verwaltung der Stadt Paderborn wolle dabei in Zukunft „bestmögliche“ Ausrüstung für die Hilfskräfte sicherstellen.
Auch Landrat Christoph Rüther lobte das Engagement und die hohe Bereitschaft der Feuerwehr und sah vor allem in den vielen Jugendfeuerwehrmitgliedern sowie der engen Verwurzelung der Feuerwehr in der Gemeinschaft eine gesicherte Zukunft. Die Landtagsabgeordnete Norika Creuzmann lobte den unverzichtbaren und unermüdlichen Einsatz der Feuerwehr: „In der heutigen Zeit, in der das Engagement stetig abnimmt, demonstrieren Sie, was es heißt, sich für etwas starkzumachen.“ Als Beispiel zog auch sie die Einsätze rund um den Tornado heran. Dabei fanden alle drei Politiker bei einem Thema klare Worte: Bei Angriffen auf Einsatzkräfte habe die Feuerwehr die volle Unterstützung. „Ich möchte für die gesamte Stadt Paderborn klarstellen: Wir verurteilen Angriffe auf Sie aufs Schärfste“, stellte Dreier klar und fügte hinzu: „Das darf nicht sein. Seid Euch sicher, Ihr habt unsere vollste Unterstützung. Die Stadt Paderborn ist unglaublich stolz auf und dankbar für die Arbeit der Feuerwehr.“
Kreisbrandmeister Elmar Keuter stellte der Feuerwehr Paderborn ein gutes Zeugnis aus: „Aus meiner Sicht läuft das in Paderborn sehr geordnet ab“, sagte er und lobte auch die schnelle Reaktion im Rahmen der Einsätze rund um den Tornado. Zudem lobte Keuter die Arbeit mit den Kinder- und Jugendfeuerwehren und berichtete darüber hinaus über 1285 Meldungen zur Kreisausbildung. Hier sollen in Zukunft besonders Vegetationsbrände thematisiert werden. Das Land NRW investiere dabei rund 13 Millionen Euro in Ausrüstung, dabei sollen unter anderem ein Löschflugzeug sowie ein ferngesteuertes Kettenfahrzeug angeschafft werden.
Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft
Im Rahmen der Jahreshauptversammlung wurden auch zahlreiche Ehrungen, Ernennung und Beförderungen vorgenommen. Das Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Gold für 35-jährige aktive Mitgliedschaft erhielten Stefan Dierkes und Heinz-Josef Driller. Für 50-jährige aktive Mitgliedschaft zeichnete die Feuerwehr Paderborn Alex Beckmann, Bernd Giesguth, Bernhard Hartmann, Albert Menne, Heinrich Reineke und Alois Schäfers aus. Für 60 Jahre wurden Heribert Füchtjohann, Heinrich Dorenkamp, Franz Brune und Klaus Engelbertz ausgezeichnet.
Mit dem Ehrenkreuz des Stadtfeuerwehrverbandes Paderborn wurden Markus Wesselovsky (Löschzugführer Stadtmitte), Stefan Gillmann (Löschzugführer Stadtheide) sowie Josef Koch (Gründungsmitglied des Musikzuges) ausgezeichnet. Mit der Ehrennadel des Stadtfeuerwehrverbandes in Gold wurde Bernd Zengerling (Oberstleutnant des PBSV) ausgezeichnet.
Entlassungen und Ernennungen
Hauptbrandmeisterin Stefanie Elwenspeck wurde offiziell zur Stadtkinderfeuerwehrwartin ernannt, die von Unterbrandmeisterin Nora Siemensmeyer und Hauptfeuerwehrfrau Patrizia Tacke vertreten wird. Auf eigenem Wunsch aus dem Amt des Stadtjugendfeuerwehrwarts entlassen wurde Brandinspektor Ralf Husemann. Ein Nachfolger steht aktuell noch nicht fest, die Führung der Freiwilligen Feuerwehr Paderborn übernimmt solange die Leitung der Jugendfeuerwehr.