Lebensmitteldiscounter, Einzelhandel und Seniorenwohnungen unter einem Dach
Sahle Wohnen will Galeria-Gebäude in Paderborn umbauen
Paderborn
Die Nachricht der Schließung von Galeria Kaufhof kam für den Vermieter Sahle Wohnen nicht unerwartet. Die Spekulationen in Bezug auf die Nachnutzung überschlugen sich in den vergangenen Tagen. Nun gibt es seitens des Vermieters eine Stellungnahme mit einem konkreten Konzept.
Der Vermieter stellt sich eine sogenannte Mischnutzung vor, und zwar verbunden mit einem großen Umbau des Gebäudes. Und so soll es konkret, laut der Pressemitteilung von Sahle Wohnen, aussehen: Im Untergeschoss soll ein Lebensmittel-Discountmarkt etabliert werden, im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss bleibt der Einzelhandel, ab dem zweiten Obergeschoss ist Wohnfläche geplant – wenn es nach dem Vermieter geht, bezahlbarer Wohnraum für Senioren.
Über einen Seiteneingang von der Königstraße aus könnte die städtische Tiefgarage mit ihren etwa 640 Einstellplätzen barrierefrei angebunden werden. Damit werde innerstädtisches Einkaufen auch mit dem Auto möglich. Auch wenn im Sommer 2025 der Rewe unter dem Königsplatz (in der ehemaligen Zentralstation) fertiggestellt werden soll, sieht der Vermieter trotzdem Chancen für den Discount-Supermarkt. Ein Name sei noch nicht im Gespräch, es handle sich also vorerst um eine Idee.
Die Flächen des Erdgeschosses und des ersten Obergeschosses sollen weiterhin dem Einzelhandel vorbehalten bleiben. Namhafte Einzelhändler aus der Bekleidungs- und Schuhbranche hätten ihr ernsthaftes Interesse an diesen Flächen dem Vermieter gegenüber schon angemeldet, heißt es in der Mitteilung. Pressesprecher Jürgen Steindle sagte im Gespräch: „Die Verhandlungen mit unterschiedlichen Interessenten laufen bereits.“
Bezahlbarer Wohnraum
Zur Belebung der Innenstadt sei geplant, der Wohnraumversorgung ab dem zweiten Obergeschoss Raum zu geben. Seitens Sahle Wohnen gebe es Überlegungen, die für das Wohnen vorgesehenen Flächen als öffentlich geförderte Seniorenwohnungen zu erstellen. Dies seien erst mal Ideen vom Vermieter. Ein Bedarf konnte festgestellt werden, und die Abstimmungen mit der Stadt gingen nun weiter, so Steindle. Eine Kita beispielsweise könne er sich weniger vorstellen. Aber dieses Konzept sei ein erster Vorschlag.
„Vielleicht ist da noch Platz oben“, sagte Uwe Seibel von der Werbegemeinschaft Paderborn, der zum Beispiel an ein Co-Working-Space denkt. Darunter versteht man Schreibtische oder Büros in einem Gemeinschaftsgebäude, die angemietet werden können. Die Universität Paderborn gab an, dass sie aktuell keine Immobilie in der Innenstadt suche, obwohl sich der Stadtcampus direkt neben dem Kaufhof-Gebäude befindet. „Der Stadtcampus funktioniert in der bestehenden Art und Weise sehr gut, eine Ausweitung der Räumlichkeiten ist derzeit nicht angedacht, eine Teilnutzung des Kaufhauses Galeria Kaufhof entfällt damit“, sagte Pressesprecher Johannes Schnurr.
Leerstand vermeiden
Die Schließung betitelte Bürgermeister Dreier am Donnerstag in der Ratssitzung als herben Schlag ins Gesicht des Einzelhandels und der 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er versicherte, alles Machbare getan zu haben: „Die Entscheidung, dass der Standort geschlossen wird, ist in Essen gefallen. Wir haben als Stadt Paderborn darauf keinen Einfluss gehabt.“ Auch wenn Citymanager Heiko Appelbaum ebenfalls nicht glücklich über die Schließung ist, lobte er das Konzept des Vermieters. „Im Grunde ist das ein echter Glücksfall für Paderborn. Wir haben es mit einem kompetenten Immobilieneigentümer zu tun, der eine tragfähige Lösung präsentiert. In kürzester Zeit haben wir Klarheit gewonnen, und ein Leerstand wird vermieden“, sagte Appelbaum. Auch Uwe Seibel von der Werbegemeinschaft ist froh über die schnelle Lösung und glaubt, dass gerade der umgebaute Eingang zur Königstraße noch mal ein Gewinn für die Innenstadt sein werde.
Albert Sahle, Gesellschafter der Unternehmensgruppe, ist überzeugt – sollte das Konzept wie geplant umgesetzt werden – dass die Innenstadt und insbesondere die Westernstraße einen deutlich positiven Attraktivitätsschub erfahren wird. Diese Meinung teilt auch die Stadt Paderborn: Bürgermeister Michael Dreier und die Technische Beigeordnete Claudia Warnecke sehen das vorgestellt Konzept der Immobilieneingentümer als Chance für die Weiterentwicklung der Innenstadt nach der geplanten Schließung der Kaufhof-Filiale.
Großer Umbau steht an
Es lässt sich erahnen: Um derartige Pläne umzusetzen, bedarf es „eines massiven Umbaus, der vom abzuarbeitenden Bauvolumen einem Neubau sehr nahekommt“, heißt es seitens des Immobilieneigentümers. Zurzeit stimme Sahle Wohnen die Umbaupläne mit der Stadt Paderborn ab. Nach Erteilung einer Baugenehmigung würden die Bauarbeiten nochmal mindestens zwölf Monate in Anspruch nehmen. Im besten Fall könnte die Eröffnung des umgebauten Gebäudes Mitte 2025 erfolgen. „Das ist wohl der saure Apfel, in den wir beißen müssen“, sagte Appelbaum. „Das Positive ist, dass nach der Baustelle ein zukunftsfähiges Gebäude in der Innenstadt steht“, führte er fort.
Der Pressesprecher von Sahle Wohnen, Jürgen Steindle räumte ein, dass dieser Zeitpunkt nur eingehalten werden könne, wenn alles ideal liefe. Zunächst müsse jetzt aber der aktuelle Mieter, Galeria Kaufhof, das Gebäude räumen. Es bleibe die Gläubigerversammlung, am 27. März, abzuwarten. Erst wenn das abgewickelt sei, könnten die nächsten Schritte erfolgen. Sahle Wohnen will die Pläne schnellstmöglich umsetzen.
Die Stadt gab an, sie werde diesen Prozess seitens des Stadtplanungsamtes aktiv unterstützen, so Dreier und Warnecke. Seit längerem befinde sie sich „in konstruktiven Gesprächen und enger Abstimmung mit dem Immobilieneigentümer, der proaktiv und sehr kooperativ diese sich stellende Herausforderung angegangen sei.“