Brüderkrankenhaus und St. Johannisstift streben gemeinsame Zukunft an
Geplante Krankenhausfusion in Paderborn schreitet voran
Paderborn
Die geplante Fusion von dem Paderborner Brüderkrankenhaus St. Josef (BBT-Gruppe) und dem Ev. St. Johannisstift (Stiftung St. Johannisstift) schreitet weiter voran. Der BBT-Aufsichtsrat sowie der Stiftungsrat und das Kuratorium des St. Johannisstifts haben den sogenannten Konsortialvertrag genehmigt, der die Zusammenführung der beiden Krankenhäuser vorsieht. Ein Meilenstein für den Weg in eine gemeinsame Zukunft, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Ein Notartermin für die offizielle Unterschrift werde gerade vorbereitet, so die Führungen beider Häuser. Vorbehaltlich der Genehmigung durch das Kartellamt könne die Umsetzung des Vorhabens damit konkret angegangen werden.
Im Juli des vergangenen Jahres hatten die beiden Paderborner Krankenhäuser erste Pläne für eine gemeinsame Zukunft verkündet. Aus der damaligen Absichterklärung sei nun ein greifbares Vorhaben geworden.
Beide Partner planen, ab Januar 2025 das Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, das St.-Marien- Hospital Marsberg (beide BBT-Gruppe) und das Ev. Krankenhaus St. Johannisstift in eine gemeinsame Krankenhaus-Gesellschaft einzubringen. Die Gesellschafter, also die „Eigentümer“ dieser Gesellschaft, sind die BBT-Gruppe und die Stiftung St. Johannisstift. Die BBT-Gruppe ist der Mehrheitsgesellschafter, die Stiftung St. Johannisstift ist der Minderheitsgesellschafter, der „Juniorpartner“.
Im Ergebnis soll ein starker Gesundheitsdienstleister für die Region Paderborn / Marsberg entstehen. Ergänzt wird die geplante Struktur von weiteren regionalen Einrichtungen beider Partner: zwei Pflegeschulen, drei medizinische Versorgungszentren, ein Betriebsarztzentrum sowie dem Krankenhauslogistiker Paderlog. Die genaue gesellschaftsrechtliche Ausgestaltung werde zurzeit erarbeitet. Auch mit der Altenhilfe des St. Johannisstifts soll eine enge Zusammenarbeit im Sinne der sektorübergreifenden Vernetzung gepflegt werden.
Fusion in zwei Schritten
Die Fusion soll in zwei Schritten erreicht werden: Im ersten Schritt, geplant schon rückwirkend zu Januar 2023, übernimmt die Barmherzige Brüder Trier gGmbH die Mehrheit (51 Prozent) der Anteile an der Ev. Krankenhaus St. Johannisstift GmbH. In dieser Phase bleiben zunächst die drei Krankenhäuser als eigenständige Betriebe und Unternehmen erhalten. Praktisch ergeben sich durch den gemeinsamen Mehrheitsgesellschafter „BBT“ erste Möglichkeiten, den neuen Gesundheitsdienstleister aufzubauen.
Im zweiten Schritt sollen die drei Krankenhäuser zusammengeführt werden mit dem Ziel, die beiden Krankenhäuser in Paderborn zu einem gemeinsamen Krankenhaus an zwei Standorten (Husener Straße und Reumontstraße) mit einem Versorgungsauftrag zu verschmelzen. Das St.-Marien-Hospital Marsberg bleibt, so sehen es die Planungen vor, krankenhausplanerisch eigenständig.
Für ein nachhaltiges und tragfähiges Leistungsangebot wollen die beiden Häuser auch an einer gemeinsamen Medizinstrategie arbeiten. „Vor dem Hintergrund des politischen Willens, insbesondere des neuen Landeskrankenhausplans NRW 2025, wollen wir in Paderborn standortübergreifend alle Ressourcen optimal bündeln und bestehende Doppelvorhaltungen außerhalb der Basisversorgung schrittweise an jeweils einem Standort zusammenfassen“, erklärt Martin Wolf, Vorstand der Stiftung St. Johannisstift. Das heiße konkret: Medizinische Leistungsangebote außerhalb der Basisversorgung, die es heute am Brüderkrankenhaus und am St. Johannisstift doppelt gebe, solle es zukünftig nur noch an einem Krankenhaus geben.
Der aktuelle Stand der Planungen sei, dass das St. Johannisstift eher als „Elektiv“-Krankenhaus, mit entsprechend geplanten stationären und ambulanten Eingriffen, und das Brüderkrankenhaus eher als „Akut“-Krankenhaus weiterentwickelt werden soll.
Ökumenisches Profil auf Basis der christlichen Werte
Ein weiterer wichtiger Faktor im Rahmen der Zusammenführung ist neben dem Medizinkonzept die Unternehmenskultur. „Beide Partner, die katholische BBT-Gruppe und das evangelische St. Johannisstift, haben sich deutlich für ein ökumenisches Unternehmensprofil ausgesprochen und dies auch vertraglich verankert“, sagt dazu Christoph Robrecht, Hausoberer und Regionalleiter der BBT-Gruppe in Paderborn / Marsberg. Auf Grundlage der theologischen Grundsätze beider christlichen Konfessionen und der bestehenden Unternehmensleitbilder werde nun ein christlich-ökumenisches Profil der Krankenhausgesellschaft entwickelt und in den Unternehmen verankert werden.
Gemeinsam versorgen die drei Krankenhäuser in Paderborn und Marsberg mit 2200 Mitarbeitern zurzeit rund 35.000 stationäre und 65.000 ambulante Fälle pro Jahr. Die beiden Pflegeschulen bieten Platz für rund 800 Auszubildende. „Mit der Bündelung unserer Kräfte auch im Ausbildungssektor werden wir zu einem der größten regionalen Arbeitgeber und Ausbilder im Gesundheitssektor. So können wir zukünftigen Bewerberinnen und Bewerbern ein sehr vielseitiges und attraktives Angebot machen“, fasst Christoph Robrecht zusammen.
Arbeitsplätze einzusparen, sei nicht das Ziel
Die Verantwortlichen beteuern, dass die Fusion oder Verschmelzung nicht das Ziel habe, Arbeitsplätze einzusparen wie manche Mitarbeiter befürchten: „Darum geht es in unserem Vorhaben nicht! Im Gegenteil: Wir spüren allerorten die zu knappe Personaldecke in unserer Branche, auch in unseren Häusern. Gerne würden wir mehr Mitarbeitende beschäftigen, ob nun Pflegekräfte, Ärzte oder in der Verwaltung. Aber entweder gibt es davon zu wenige, oder die knappen Kassen der Kostenträger lassen eine Refinanzierung nicht zu“, so Christoph Robrecht, Siegfried Rörig und Martin Wolf. „Mit der Gründung einer gemeinsamen Krankenhausgesellschaft übernehmen wir Verantwortung zur langfristigen Sicherung einer qualitativ hochwertigen und wohnortnahen medizinischen Versorgung im Paderborner Land und östlichen Hochsauerland.“
Startseite