Integriertes Mobilitätskonzept für die Stadt vorgestellt
Gerangel um Paderborns Straßenraum
Paderborn
Das Integrierte Mobilitätskonzept (IMOK) für die Stadt Paderborn umfasst viele Seiten. Die Kernidee lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen. Die Paderborner sollen künftig möglichst viele Wege zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Bus zurücklegen.
Pendler aus der Umgebung, Kunden und Museumsgäste dürfen weiter mit dem Auto kommen, müssen aber Umwege über den äußeren Ring in Kauf nehmen, damit in der Kernstadt der KFZ-Verkehr nachlässt und Freiräume entstehen. Anders als in der Nachkriegszeit werden Autos und Parkplätze an Stellenwert verlieren, aber das Auto wird nicht verteufelt.
„Dass das Auto in Mobilitätskonzepten keine Rolle mehr spielt, ist bei uns absolut nicht so“, sagte Bürgermeister Michael Dreier am Dienstag im Vorfeld der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Klima und Mobilität. In der Sitzung selbst erinnerte die Technische Beigeordnete Claudia Warnecke an die Ergebnisse von Befragungen. 60 Prozent der Wege, die die Menschen in der Stadt zurücklegten, seien maximal fünf Kilometer lang. Das Ziel laute, dass bis 2035 mindestens 80 Prozent dieser Wege ohne Auto absolviert werden – „im Umweltverbund“, wie es die Verwaltung formuliert.
Die 46.000 Einpendler pro Tag, die mit dem Auto kommen, will die Stadt nach Angaben der Beigeordneten nicht fernhalten, aber Umwege seien für sie zumutbar. Warnecke: „Es geht ganz stark um die Durchgangsverkehre.“ Wie berichtet gehören eine Einbahnstraßenregelung für den Inneren Ring und die Abbindung der Friedrichstraße zu den längerfristigen Optionen, die für das IMOK überlegt werden. Entschieden ist noch nichts.
Der Zeithorizont reiche bis 2035, sagte Michael Dreier, der Mobilität als „hochkomplexes Thema“ bezeichnete. Mobilität finde nicht nur auf Straßen statt, sondern auch auf Schienen, Plätzen, Fuß- und Radwegen. Das IMOK sei „kein Gedankenspiel der Verwaltung“, vielmehr nicht zuletzt das Ergebnis der Überlegungen und Wünsche der Stadtgesellschaft wie beispielsweise des Projektbeirats.
Weniger Autoverkehr ist ein Ziel
Der Verkehrsplaner der Stadt, Harald Bock, und Christian Bexen von der Planersocietät Dortmund stellten die „Leitplanken“ des IMOK vor. Bis 2035 soll der Prozentsatz, den Bus, Bahn oder Rad am Straßenverkehr haben, von 47 auf mindestens 67 Prozent steigen. Der Autoverkehr an den Hot Spots in der Stadt soll um mindestens zehn Prozent sinken. Durch Busspuren und noch bessere Verbindungen wird angestrebt, dass der ÖPNV zum „Rückgrat des Mobilitätssystems in Paderborn“ wird. Damit sich zwei Busse begegnen könnten, müsse die Fahrbahnbreite mindestens 6,50 Meter betragen, erläuterte Christian Bexen. Mehr Queerungshilfen, angstfrei gestaltete Unterführungen, Barrierefreiheit und ein besseres Radwegenetz sollen den Umstieg aufs Rad oder die Füße fördern.
Markus Mertens (CDU)
Für die CDU mahnte Markus Mertens: „Die Bürger müssen auf dem Weg mitgenommen werden, die Leute schauen auf das, was bei ihnen vor der Haustür passiert.“ Parteifreund Dietrich Honervogt sprach von einer „Herkulesaufgabe“, vor der die Stadt stehe. Umso wichtiger sei es, dass mit der zentralen Omnibushaltestelle (ZOH) und dem Bahnhof gerade Stützpfeiler des Mobilitätskonzepts geschaffen würden.
Ist 2035 nicht ehrgeizig genug?
Ulrich Möhl von den Grünen betonte, das IMOK sei ein Instrument, damit die Stadt klimaneutral werde. Mobilität müsse so gestaltet werden, dass sie auf Fußgänger und Radfahrer geradezu wie eine Einladung wirke. Ulrich Koch (SPD) mahnte mehr Tempo bei der Umsetzung an: „2035 ist zu lang, wir müssen schneller werden.“ Anke Zillmann (FDP) möchte den Menschen die Wahl des Fortbewegungsmittels selbst überlassen. Der Einzelhandel brauche die Autofahrer aus dem Umland. Franz Gerhard Todt (Linksfraktion) kritisierte: „Jede größere Stadt hat Park and Ride. Paderborn hat das nicht.“ Rainer Lummer (Für Paderborn) glaubt, dass die Zunahme des Homeoffice zu einer Verkehrsentlastung führt. Die AfD hält das IMOK für eine Farce: „Autofahrer werden gezielt ausgeschlossen, Paderborn muss autofreundlicher werden!“ Das sieht Andreas Siegmund (Die Fraktion) ganz anders. „Das Auto muss vom hohen Ross herunter“, sagte er.
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