Experten diskutieren auf Initiative der Bank für Kirche und Caritas aus Paderborn über das geplante Lieferkettengesetz
Hauptsache fair produziert
Paderborn
Vor Weihnachten suchen wieder viele nach dem perfekten Weihnachtsgeschenk für die Familie, Freundinnen und Freunde. Doch wodurch zeichnet es sich aus?
Die Teilnehmer der von der Gesellschaft Cum ratione und der Bank für Kirche und Caritas aus Paderborn veranstalteten Online-Diskussion „Das Lieferkettengesetz – zwischen ethischer Verantwortung und bürokratischem Aufwand“ waren sich einig: Damit wir mit gutem Gewissen Kleidung, Spielzeug oder Schokolade kaufen können, müssten sie vor allem fair produziert sein. Dazu braucht es laut den Referenten eine gesetzliche Regulierung.
Der aktuelle Stand beim Lieferkettengesetz ist der, dass sich die Verhandlungen verzögern. Noch gibt es keine Einigung zwischen dem Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), dem Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und dem Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Offen sind die Fragen, ab welcher Unternehmensgröße das Gesetz gelten soll und wie die Firmen zu haften haben. Die Wirtschaftsverbände warnen vor zusätzlicher Bürokratie.
Das Lieferkettengesetz würde dafür sorgen, dass Unternehmen, die Schäden an Mensch und Umwelt in ihren weltweiten Wertschöpfungsketten verursachen oder in Kauf nehmen, dafür aufkommen müssen. Kinderarbeit soll damit zum Beispiel bekämpft werden. „Ein Lieferkettengesetz ist machbar und stellt auch mittelständische Unternehmen nicht vor unüberwindbare Hindernisse“, glaubt Moderatorin Kerstin Haarmann von Cum ratione. „Wir begrüßen das Lieferkettengesetz ausdrücklich“, betonte auch Richard Böger, der Vorstandsvorsitzende der Bank für Kirche und Caritas. „Gesetzliche Verpflichtungen sind immer besser als freiwillige Vereinbarungen, die nur zum Teil eingehalten werden.“
Eingeleitet wurde die Veranstaltung von der Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Maria Flachsbarth. Sie hält ein Lieferkettengesetz für notwendig. „Made in Germany“ müsse zukünftig nicht nur für eine hohe Produktqualität, sondern auch für ökologische und soziale Nachhaltigkeit in der Produktion stehen.
Johannes Lackmann, der das mittelständische Unternehmen Westfalenwind aus Paderborn in der anschließenden Diskussion vertrat, betonte, dass alle, die nach den Werten des ehrbaren Kaufmannes wirtschaften, einer gesetzlichen Regelung nur positiv gegenüberstehen könnten. Gegen ein Lieferkettengesetz wird häufig argumentiert, dass gerade Mittelständler nicht sämtliche Risiken innerhalb ihrer weltweiten Lieferketten überprüfen könnten. Das sieht Lackmann anders: „Unternehmen prüfen bereits die Qualität der Produkte während der unterschiedlichen Herstellungsstufen.“ Menschenrechte und Umweltstandards könnten „relativ einfach“ damit verknüpft werden.
Rabea Schafrick von Brands Fashion, einem Hersteller nachhaltiger Arbeitskleidung, stimmte zu, dass die Anforderungen auch für Mittelständler machbar wären, sofern sie nur wollten. Für das Zukunftsthema Nachhaltigkeit lohne sich der Einsatz.
Tommy Piemonte, der als Leiter der Abteilung Nachhaltigkeitsresearch die ethische Anlagestrategie der Bank für Kirche und Caritas vorstellte, ist überzeugt: „Ein Lieferkettengesetz würde die Welt ein Stück gerechter und besser machen. Davon profitieren wir alle als Menschen.“
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