1. www.westfalen-blatt.de
  2. >
  3. OWL
  4. >
  5. Paderborn
  6. >
  7. Buch zu Josef Rikus erschienen: Das Werk eines großen Paderborner Bildhauers

  8. >

Begleitbuch zur Ausstellung „Du wirst staunen!“ kostet 39 Euro

Das Gesamtwerk des Paderborner Bildhauers Josef Rikus erforscht

Paderborn

„Am Anfang waren viele Kartons voll mit Fotos“, erinnert sich Hans-Ulrich Hillermann. In dreijähriger Arbeit hat der Kunsthistoriker das Gesamtwerk des Paderborner Bildhauers Josef Rikus erforscht. Dabei wühlte er sich nicht zuletzt durch das Archiv, das Rikus' Nichte Elisabeth Rikus-Dee ihm zugänglich machte. 

Jetzt liegt das Werkverzeichnis zu Josef Rikus vor: Prälat Thomas Dornseifer, Hans-Ulrich Hillermann, Elisabeth Rikus-Dee, Holger Kempkens und Michael Imhof (von links) stellten das Buch vor. Foto: Dietmar Kemper

Am Dienstag wäre Josef Rikus (1923-1989) 100 Jahre alt geworden. Diesen Anlass nutzte das Diözesanmuseum, um Hillermanns Buch „Der Bildhauer Josef Rikus: Sein Lebenswerk“ vorzustellen. Es ist im Imhof-Verlag erschienen, kostet im Buchhandel 49 Euro, aber nur 39 im Diözesanmuseum und dem Stadtmuseum, in denen die Ausstellung über den Bildhauer mit dem Titel „Du wirst staunen!“ bis zum 11. Juni zu sehen sein wird.

Fast ununterbrochen im Atelier

Von Josef Rikus ist bekannt, dass er sechs Tage in der Woche in seinem Atelier verbrachte, manchmal arbeitete er sogar am Sonntag. Dazu lief klassische Musik im Radio. „Er kam zu den Mahlzeiten kurz rüber, war aber sonst immer beschäftigt und trug stets seinen weißen Kittel,“ erzählte seine Nichte. Josef Rikus sei ein bescheidener, zurückhaltender Mensch gewesen, „kein Mann, der sich auf die Bühne stellt, um sich selbst darzustellen.“

Dagegen ist das Schaffen des Bildhauers üppig. Mehr als 600 Werke kamen zusammen, profane und religiöse. Sie griffen  Stile wie Surrealismus, Kubismus und Brutalismus auf und verbanden Wucht mit Filigranität. „Wie kann ein Mann, der früh gestorben ist, so ein riesiges Werk vollbringen?“, fragte sich Hans-Ulrich Hillermann bewundernd. Die Achtung vor Gottes Schöpfung und die Achtsamkeit gegenüber der Natur seien in den Werken von Josef Rikus sicht- und spürbar. „Der Baum ist in verschiedenster Ausprägung immer wieder Thema gewesen, die Brunnen sind oft abstrahierte Bäume“, erläuterte der Kunsthistoriker. 

Von Krieg und Glauben geprägt

Die Kunst sei Ausdruck seines Glaubens gewesen, betonte Thomas Dornseifer. Er erinnerte daran, dass Josef Rikus allein mehr als 30 Chorräume ausgestaltet habe. „Es waren christliche Themen, denen der gläubige Mensch auf eindrückliche Weise Gestalt gab“, sagte der Prälat und ergänzte, die schrecklichen Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg hätten den Bildhauer stark geprägt. „Man kann seine zerklüfteten Gebilde auch als Reflex auf die Ruinen seiner Heimatstadt deuten.“

Das Buch ist auch optisch interessant. Er vereint historische Fotos von Anneliese Rikus, die ihren Mann mit der Kamera begleitete, mit Bildern der Ausstellungsexponate. Bei der Erarbeitung des Werksverzeichnisses erlebte Hans-Ulrich Hillermann auch eine Überraschung. Ein Raum im ehemaligen Atelier sei in Vergessenheit geraten, aber rechtzeitig für das Buch entdeckt worden, berichtete der Autor, der auf Schieferschnitte, Entwürfe und Werkzeug stieß.

Das Diözesanmuseum freut sich darüber, dass die Ausstellung auch einen wissenschaftlichen Ertrag in Gestalt des Werkverzeichnisses vorweisen kann. Das Buch schärfe den Blick auf das künstlerische Schaffen von Josef Rikus. 

Startseite
ANZEIGE