„Kleine Stadtgeschichten“, Teil 22
Die Fischteiche in Paderborn: „Ein wunderbar herrliches Naturbild“
Paderborn
Der Frühling ist da. Jetzt können wir wieder auf den Fischteichen an der Dubelohstraße kleine Bootstouren unternehmen, an ihnen entlang flanieren oder einige Joggingrunden drehen. Dank des damaligen Oberbürgermeisters Frank Georg Franckenberg (1822-1894) und des Stadtförsters Gustav Löffelmann (1848-1896) gibt es seit 1894 die Teichanlagen an der „Dubeloh“. Noch heute ist es ein beliebter Ort nahe der Paderborner Innenstadt.
Die Idee für Fischteiche auf städtischem Heidegebiet, das lange Zeit als Schafweide genutzt wurde, brachte der Bürgermeister im Jahr 1889 gegenüber der Öffentlichkeit erstmalig zum Ausdruck. Das Gelände, so Franckenberg, solle „zu einer Zierde der Gegend, zu einem Lieblingsspaziergang der Paderborner und zu einer ergiebigen Einnahmequelle für die Kämmereikasse“ umgewandelt werden und „ein wunderbar herrliches Naturbild geben.“
Um die Fischteiche von der Stadt aus gut erreichen zu können, wurden neue Straßen und Wege geplant und angelegt, wie die Verlängerung der Hathumarstraße zum Schützenplatz oder die zum Thuner Weg, später Dubelohstraße. Diese führten teilweise über Privatgrundstücke, was langwierige Verhandlungen mit den Eigentümern nach sich zog und den Baubeginn verzögerte. Erst Anfang März 1892 konnte die Stadtverordnetenversammlung einen Beschluss für das Projekt auf den Weg bringen, am 26. März 1892 wurden die Planungen der Bevölkerung detailliert im WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATT vorgestellt.
Im Frühjahr 1893 waren die Forstarbeiten abgeschlossen und fünf Teiche fertiggestellt. Der trockene Sommer 1893, in dem über drei Monate kein Regen gefallen war, gefährdete zunächst die Wasserversorgung der Teiche, zahlreiche Pflanzen und junge Kiefern wurden Opfer einer ungewöhnlich langen Dürre. Der Schaden hielt sich aber in Grenzen, da Wasser aus dem Heiersgraben den Teichen zugeleitet werden konnte, die von der Stadt geplante Fischzucht mit Karpfen, Regenbogenforellen und Hechten konnte weiter betrieben werden.
1894 war der Bau der Anlage mit Teichen, Buchten und Inseln weitestgehend abgeschlossen, in den nachfolgenden Jahren erfolgte der Anschluss mit Straßen und Wegen an die Stadt.
Allerdings erlebten die Planer die Fertigstellung nicht mehr: Bürgermeister Franckenberg stürzte beim Beschnitt einer Ulme, die die Teichanlagen zierten, von einer hohen Leiter und erlag seinen schweren Verletzungen im November 1894. Stadtförster Löffelmann verstarb nur zwei Jahre später, am 30. Oktober 1896. Den Paderbornern hinterließen sie einen stadtnahen Naturpark, der bis heute ein beliebter Ort für viele Menschen ist.
„Wohin wandern wir zu Pfingsten?“, titelte die Westfalen-Zeitung am 7. Juni 1946. Weite Fahrten waren nach dem Zweiten Weltkrieg noch nicht möglich, und so empfahl der Autor des Berichts sich dafür, „Entspannung und Erholung in der Heimatflur zu suchen, in der einzigartigen großen Erholungsstätte, die wir an den Fischteichen an der Dubeloh besitzen“. So ist es auch heute noch. Und sollten Sie für Pfingsten weite Wege scheuen – die Fischteiche laden zu jeder Jahreszeit ein!
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