Digitales Pilotprojekt: In Schloß Neuhaus wird drei Jahre lang die Zukunft geprobt
Kluge Ampeln – flüssiger Verkehr
Paderborn (WB). Die Ampeln in Paderborn sollen noch klüger werden. Bislang erfassen sie nur das Verkehrsgeschehen in einem Umkreis von 50 Metern. Künftig sollen sie auch Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger in Seitenstraßen mit einkalkulieren.
Ziel des Pilotprojekts »Schlosskreuzung – intelligente Verkehrsflussregelung durch stetige Verkehrsdatenerfassung« ist ein reibungslos ablaufender Straßenverkehr, der für die Teilnehmer weniger Wartezeiten und mehr Sicherheit bringt. Gestern übergab die Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl in Schloß Neuhaus die Bewilligungsbescheide des Landes an die beteiligten Partner: die Stadt Paderborn, das Heinz-Nixdorf-Institut, die Uni Paderborn und die Firmen RTB und Stührenberg. Insgesamt fließen Fördermittel in Höhe von 1,76 Millionen Euro.
Die Stadt Paderborn bekam den Zuschlag für das Projekt, weil sie digitale Leitkommune in OWL ist – so wie Aachen, Gelsenkirchen, Wuppertal und Soest in anderen Landesteilen. Schon im vergangenen Jahr erhielt Paderborn Bewilligungsbescheide in Höhe von 6,8 Millionen Euro. »Paderborn ist sehr, sehr gut unterwegs und am erfolgreichsten im Land«, lobte Thomann-Stahl.
Sandra Gausemeier
»Ein ganz wichtiges Thema für die Stadt der Gegenwart und der Zukunft ist Mobilität«, ist Bürgermeister Michael Dreier überzeugt. Für die dreijährige Pilotphase wurde der Stadtteil Schloß Neuhaus mit seinen 26.000 Einwohnern ausgewählt. An der Schlosskreuzung als Knotenpunkt ballt sich der Verkehr. Hier liegen Schulen, Restaurants, der Park und viele kleine Seitenstraßen. Schloß Neuhaus spiegele die Verkehrsrealität mit den verschiedenen Interessen von Auto- und Radfahrern sowie Fußgängern wider, sagte Sandra Gausemeier vom Heinz-Nixdorf-Institut. Mit Andrea Willebrand aus der Stadtverwaltung betreut sie das Projekt federführend. »Es soll auf andere Städte und Stadtteile übertragbar sein und dort umgesetzt werden«, erklärte Willebrand.
In den kommenden drei Jahren werden die Echtzeitdaten des Straßenverkehrs erfasst und in eine Simulationssoftware übertragen, gleichzeitig werden die alten durch moderne Ampeln ausgetauscht. Die sollen im Zusammenspiel in der Lage sein, selbst zu lernen und den Verkehrsstrom flüssig und bedarfsgerecht zu steuern. »Das oberste Ziel ist es, den Verkehrsfluss zu steigern, um Stauungen wartender Fahrzeuge zu reduzieren und somit die Emissionen zu senken«, betonte Gausemeier.
Daten in Echtzeit liefern 3-D-Kameras. Für diesen Teil des Projekts ist die Firma RTB zuständig, dagegen liefert das Unternehmen Stührenberg Steuergeräte. Es werde aber kein Autofahrer fotografiert, versprach Thomann-Stahl und trat der Befürchtung entgegen, die Bürger würden umfassend überwacht. Paderborn orientiert sich bei dem Projekt an der Hauptstadt Estlands. »In Tallinn ist schon umgesetzt, was hier noch Vision ist«, erläuterte Dreier. Der hatte sich bereits mit einer Delegation in Estland informiert.
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